Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kritik an Comedy
Warum ich Stefan Büsser und seine Quotenmänner nicht lustig finde

Stefan Büsser (vorne rechts) bestreitet zusammen mit Michael Schweizer (Mitte) und Aron Herz (links) einen Satire-Podcast. Ein Unterfangen mit Fragezeichen.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Seine Corona-Videos waren unglaublich erfolgreich, wurden tausendfach angeklickt. Tritt er an Humorfestivals auf, lachen die gefüllten Ränge. Legendär auch seine Bachelor- und Bachelorette-Videozusammenfassungen. Stefan Büsser ist eine feste Grösse in der Schweizer Comedyszene. Zu Unrecht?

Fragwürdig wurde Büsser für mich, als er zusammen mit zwei anderen Kollegen den Podcast «Quotenmänner» auf SRF lancierte. Man dachte erst an einen schlechten Witz, eine Sendung von drei Männern «Quotenmänner» zu nennen, im selben Jahr wie ein historischer Frauenstreik stattfand, und das erst noch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Aber es war in der Tat kein Witz. Die Sendung läuft. Neu ab heute auch im Fernsehen, wie SRF auf Twitter ankündigte.

Sie urteilen über Sexismus

Für jene, die den Ärger über den Namen nicht verstehen: Ein Frauentrio könnte sich so nennen, als Anspielung auf die Stellung der Frau in vielen Lebensbereichen – eine Selbstermächtigung, wenn Frauen den Begriff selbst verwenden, bitterböse aufzeigen, wie viel schiefläuft in Sachen Gleichberechtigung. Machen das drei Männer – jenes Geschlecht, das nicht immer aufs Neue diskriminiert wird bei Jobs, Führungspositionen, Kinderbetreuung, Lohn und vielem mehr –, dann funktioniert das nicht nur in der Humorlogik nicht, sondern ist auch daneben.

Aber es kommt noch dicker. Die drei Männer erlaubten es sich in ihrer Sendung, bei der mir spontan noch kein Lacher rausgerutscht ist beim Zuhören, sogar, über Frauen herzuziehen, die sich durch Comedy sexistisch beleidigt fühlten oder Witze über Vergewaltigungen und Pädophilie daneben finden. Es geht um einen Auftritt eines jungen Comedians, zu dem sich unter anderen auch Juso-Chefin Ronja Jansen äusserte, nachdem sie selbst nur wenige Wochen zuvor selbst sexistisch beleidigt worden war. Michael Elsener bezeichnete sie in seiner damaligen TV-Sendung als «Miss» und «heiss».

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Quotenmänner glaubten in Folge 2 ihres Podcasts (siehe oben, ab Minute 12) zu wissen, dass jene, die sich über solche Comedy aufregen, den Sinn und Zweck von Comedy nicht verstanden hätten. Politikerinnen wollten sich mit solchen Urteilen «in die Presse manövrieren (...) what the fuck, das interessiert niemanden», was Frau Jansen über Witze denke, findet Büssis Podcast-Kollege Michael Schweizer. «Selbst schlechte Gags soll man machen dürfen», sagt Büsser dazu. Er habe es satt, Comedy ständig verteidigen zu müssen: «Chilleds mal.» Vielleicht war das auch derart ironisch gemeint, dass ich es tatsächlich nicht verstanden habe.

Mein Sexismusalarm schellte aber weiter, als ich ein Video von Stefan Büsser in der Sendung «Deville» sah. Er schlug neue TV-Formate vor, anstatt «Mini Beiz, dini Beiz» etwa «Mini Frau, dini Frau» – moderiert von Sven Epiney. Danach imitierte er «Samschtig-Jass»-Moderator Reto Scherrer, der einen Witz erzählt (also Büsser erzählte den Witz als Scherrer): «Sagt der Mann zur Frau: Ich kann zwar nicht jassen, aber einen Schieber können wir trotzdem machen.»

Schluss mit Schenkelklopfern

Wie bei den «Quotenmännern» auch hier Sprüche, die nicht intelligent-witzig sind, sondern Schenkelklopfer, die in der heutigen Zeit nichts mehr verloren haben, zumindest nicht bei SRF oder von einer eigentlich eher jungen Person ausgesprochen wie eben Stefan Büsser.

Und dann gab es diesen Moment in einem SRF-Comedy-Video, in dem Büssi über seine schulische Karriere sprach, wie er es schwer hatte als Kind, in eine Sportmannschaft gewählt zu werden, von anderen Kindern, «die aus Ländern kommen, die noch gar nie gewählt haben» und auch später nicht werden abstimmen dürfen. Ausländerkinder. Das hätte als sehr scharfe Kritik rüberkommen können, eine Kritik gegen restriktive Flüchtlingspolitik und diskriminierende Ausländergesetze, gescheit verpackt in schwarzen, guten Humor. Aber da fehlte was, eine gewisse Art, ein bestimmter Unterton.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Und so zogen sich Schauer über meinen Rücken, da die Nummer von einem Mann ohne Migrationshintergrund tatsächlich zu wenig lustig klang, um so lustig zu sein, dass sie berechtigt gewesen wäre. Eine Person mit Migrationsvordergrund, die sich den Ausschnitt auf meine Bitte hin ansah, fand es ebenfalls nicht ganz gut gelungen.

Kann sein, dass man an dieser Stelle die Debatte eröffnen sollte, ob nur Ausländer Ausländerwitze oder nur Frauen Frauenwitze machen dürfen. Ich lasse das an dieser Stelle offen.

Vielleicht handelt es sich hierbei vielleicht auch um ein «Schweizer» Problem in der Comedy. Einige Comedians scheinen nicht das Format, die Persönlichkeit, für wirklich gute Auftritte zu haben, bei denen sie die Bühne – von mir aus auch ein Podcast-Studio – mit ihrer Person und Präsenz richtig ausfüllen, bei denen die Inhalte richtig sitzen und die Pointen wirkliche Pointen sind.

Witze über Türken und Frauen gerne, aber wenn, dann bitte in gut. Und wer heute #MeToo für übertrieben hält, der sollte das am besten für sich behalten und nicht in einem Podcast, in dem drei selbst ernannte Welterklärer als «Quotenmänner» auftreten, kundtun. Wobei: Das ist eigentlich so absurd, dass es tatsächlich schon fast wieder lustig ist. Fast.

Die Sendung «Quotenmänner» läuft unter anderem heute um 22.35 Uhr auf SRF 2. Mehr Informationen finden Sie hier.