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Bürojobs im Visier
Warum Homeoffice weniger verbreitet ist als im Frühjahr

Wie diesem Journalisten geht es vielen: Sie arbeiten zu Hause statt im Büro. Damit dies noch mehr Angestellte tun, soll nun die Regelung durch den Bundesrat verschärft werden.
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Alain Berset will eine Schippe drauflegen. So wird der Bundesrat an seiner Sitzung am Freitag wohl nicht nur über Wintersport und Weihnachtsfeierlichkeiten diskutieren, sondern auch über eine verschärfte Homeoffice-Regelung. Im Vorentwurf der Verordnungsanpassungen, welcher dieser Zeitung vorliegt, heisst es dazu: Die Arbeitgeber sollen dafür sorgen, dass «so weit als möglich von zu Hause aus» gearbeitet werde. Sie «treffen zu diesem Zweck die geeigneten organisatorischen und technischen Massnahmen». Bisher galt bloss eine Empfehlung für Homeoffice.

Wir erinnern uns: Während der ersten Welle war Homeoffice einer der zentralen Pfeiler der Strategie des Bundes. Viele Firmen mussten innert Kürze umstellen, Mitarbeitende einen provisorischen Arbeitsplatz einrichten. Schon bald funktionierte das vielerorts gut. Auch wenn es selbstredend beispielsweise bei der Kinderbetreuung wegen der geschlossenen Schulen zu Schwierigkeiten kommen konnte. Doch während des Sommers und auch in der zweiten Welle ist Homeoffice weniger verbreitet als zuvor.

Dafür gibt es mehrere Gründe. So gibt es noch immer Firmen, die ihre Angestellten schlicht lieber im Büro haben wollen, um eine gewisse Kontrolle über die Arbeitsweise zu haben. Ein anderer Grund nennt der Kaufmännische Verband Schweiz: «Während des Lockdown im Frühling hat sich gezeigt, dass ein minimaler physischer Austausch für soziale Kontakte wichtig für die Zusammenarbeit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ist. Dies sowohl aus Sicht des Unternehmens als auch der Mitarbeitenden», sagt Sprecherin Emily Unser. Daher sei es durchaus vorstellbar, dass sich viele Unternehmen überlegt haben, wie sie in der jetzigen Situation damit umgehen wollen, um allen Bedürfnissen weitestgehend gerecht zu werden.

Wer sich sicher fühlt, geht ins Büro

Ebenso wichtig: Anders als im Frühling gibt es ausgefeiltere Schutzkonzepte und eine Maskentragpflicht. «Wenn der Arbeitsplatz sicher ist, schätzen offensichtlich viele Beschäftigte den persönlichen Austausch», sagt ein Sprecher des Schweizerischen Arbeitgeberverbands.

Es gibt auch Probleme, die Homeoffice erschweren oder gar verhindern. Die Digitalisierung ist nicht überall so weit fortgeschritten, wie es nötig wäre. Regale voller feinsäuberlich aneinandergereihten Ordner sind keineswegs aus der Schweizer Bürolandschaft verschwunden, sondern noch immer eine Realität. Gerade kleinere Unternehmen seien technisch weniger gut ausgestattet als Grossunternehmen, sagt Emily Unser. «Dies ist sicher ein Grund, weshalb kleine Unternehmen auch im Moment weniger Homeoffice anbieten.»

Gewerbeverband warnt vor «Zwang»

Fraglich ist, was die Verschärfung wirklich auslösen wird. Der Kaufmännische Verband Schweiz sagt, dass der Passus im Vorentwurf genügend Spielraum für KMU biete. «Wenn es sicher ist, zur Arbeit zu kommen und im Betrieb zu arbeiten und das Unternehmen gleichzeitig zu wenig digitalisiert ist für Homeoffice, sollte das auch mit diesem Wording möglich sein», so Emily Unser.

Der Schweizerische Gewerbeverband warnt vor einer Verschärfung. Der Verband spricht von einem geplanten «Homeoffice-Zwang» und lehnt ihn ab. Von den beinahe 600’000 Unternehmen in der Schweiz seien über 88 Prozent Mikrounternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden, schreibt der Verband in einer Mitteilung. «Eine eventuelle Pflicht zum Homeoffice würde in diesen Unternehmen gerade auch im Hinblick auf ihre Strukturen zu einem starken Kostenschub führen.» Zudem sei eine solche Organisation im täglichen Betriebsablauf oft nicht möglich.