Gut zu wissenWarum bei Kälte die Nase läuft
Unser Riechorgan ist auch eine ausgeklügelte Klima-Anlage mit eingebauten Filtern – ein Wunderwerk, sagen Experten.
Dieser Artikel erschien erstmals im November 2021. Anlässlich des aktuellen Kälteeinbruchs haben wir ihn für Sie aktualisiert.
Gehen wir jetzt im Winter hinaus in die Kälte, dauert es nicht lange, und die Nase fängt an zu laufen. Was viele als lästig empfinden mögen, macht physiologisch durchaus Sinn, wie Michael B. Soyka, Leitender Rhinologe am Universitätsspital Zürich, erklärt: «Die vermehrte Flüssigkeitsabsonderung bei kühlen Temperaturen kommt daher, dass die Nase die Atemluft aufwärmen muss.»
Dies geschehe über die sogenannte Vasodilatation – das heisst über die Erweiterung der Blutgefässe. Die wiederum führt zu einer verbesserten Durchblutung und eben auch zu vermehrter Schleimproduktion.
Ebenfalls zur Sekretbildung tragen physikalische Phänomene bei wie die Kondensation.
Nützlicher Schleim
Dieser Schleimfilm mit all seinen Proteinen und Mucinen (das sind schützende Substanzen im Nasensekret) sorgt dafür, dass Viren und Bakterien leichter aus der Nase befördert werden. Ein Mechanismus, der übrigens auch bei wärmeren Temperaturen spielt; nur fällt er dann weniger auf, weil die Nase die Atemluft nicht erwärmen muss und daher auch weniger Flüssigkeit absondert.
Damit wir möglichst wenig potenziell schädliche Fremdsubstanzen einatmen, hat die Nase bereits bei ihrem Eingang einen ersten, groben Filter installiert: die Nasenhaare. Die fangen etwa grössere Staubpartikel ab oder auch Insekten.
Weiter oben übernehmen dann die Flimmerhärchen, die wie ein Teppich auf der Schleimhaut liegen, die Feinfilterung: Mit ihrem ständigen Fächeln transportieren sie unerwünschte Partikel in Richtung Rachen, von wo aus sie dann heruntergeschluckt oder ausgespuckt werden können.
«Ein Wunderwerk»
«Unsere Nase ist eigentlich ein Wunderwerk eines Luftkonditioners», sagt Hals-Nasen-Ohren-Spezialist Soyka. «Sie befeuchtet die Einatmungsluft, wenn sie zu trocken ist, wärmt sie im Winter auf, reinigt sie, gibt Moleküle ab, die die Blutgefässe erweitern, und verfügt auch noch über immunologisch wirksames Gewebe.»
Dennoch stösst unsere körpereigene Luftreinigungsanlage gerade jetzt im Winter an ihre Grenzen. Gegen Aerosole – seien sie nun mit Grippeviren belastet oder mit Corona – ist selbst unsere Wundernase manchmal machtlos. «Dann schützen nur eine Maske und Impfungen, wie wir alle es ja seit dieser Pandemie wissen», sagt der Facharzt.
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