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Kolumne «Dorfgeflüster»
Warum Adliswiler neidisch nach Horgen blicken

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Das wellenförmige Dach erinnert an die Topografie des Zimmerbergs.
Feststimmung: Stadträtin Carmen Marty Fässler und Generalplaner David Brühwiler weihten den Bushof am 11. Dezember ein.
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Jetzt ist also auch Adliswil aufgestiegen in die Topliga der infrastrukturstarken Gemeinden der Zürichseeregion. Was es dazu noch gebraucht hat? Einen eigenen Bushof. Mitte Dezember hat die Stadt diesen feierlich eingeweiht – nicht ohne Stolz: Der Bushof sei die neue «Visitenkarte von Adliswil», hiess es.

Nun, das 20-Millionen-Bauwerk war planerisch freilich ein Meisterwerk. Seine architektonische Gestalt hat man nicht dem Zufall überlassen. So war zu vernehmen, dass das gewellte Betondach eine Anlehnung an die hügelige Topografie des Zimmerbergs und an das Wasser der Sihl sei. Klingt überzeugend.

Unterkühlte Beziehung

Und trotzdem: Es scheint, als täten sich viele Adliswilerinnen und Adliswiler schwer damit, das Bauwerk in ihre Herzen zu schliessen. Sie wirken enttäuscht. Ihre Beziehung zum Bushof: vom ersten Tag an unterkühlt. Denn genau dies ist Adliswils neuer Verkehrsknotenpunkt: kühl. Viel Beton, kaum Farbe. Bei Schulhäusern und Fussgängerbrücken setzt die Sihltalstadt doch auch häufig auf Holz. Warum nicht beim Bushof, fragen sich die Einheimischen. So kommt es, dass man in Adliswil nun neidisch in Richtung Horgen blickt. Dort ist der Bushof bekanntlich von einem bunt verspielten Asphalt umgeben. Und in Wädenswil parkieren die Busse gar unter einem modischen Glasdach.

Doch, liebe Adliswiler Bevölkerung, bedenke das Gebot: Du sollst deines Nächsten Bushof nicht begehren! Freuet euch stattdessen allezeit an dem Werk, das ihr mit euren eigenen Steuergeldern bezahlt habt. Und erkennet doch, welch passendes Gewand euer Betonbushof trägt:

Denn zwar ist er kalt und farblos, dieser neue Bau;
doch passt er elegant ins Sihltaler Nebelgrau.