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Wahl der Woche (67)
Wandern oder spazieren?

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Liebe Leserinnen und Leser, in der Kolumne «Wahl der Woche» streiten sich unsere Redaktorin Simona Pfister und unser Redaktor Sven Behrisch jede Woche über die kleinen und grossen Dinge des Alltags. Letztes Mal um die richtige Schlaflage, heute ums Gehen.

Sven Behrisch: So eine Wanderung ist kein Spaziergang

Wandern ist fordernd. Man wächst beim Wandern, nicht nur die Muskeln, auch der Geist. Wandernd entfernt sich der Mensch von dem, was er für die Welt hält, von Kitas, Meetings und Kaffeevollautomaten. Er wird Teil von Baum und Berg und Wiese, schreitet aus seinem engen Dasein ins Offene, nur noch begrenzt von Himmel und Erde und den Druckstellen der zu teuren Wanderstiefel. Der wandernde Mensch wird bedürfnislos, weil er ja, wandernd, alles schon hat. Einen Apfel, einen Schluck Wasser, mehr braucht er nicht, der Wanderer, und ab und an ein Blasenpflaster. Ihn nähren der pilzige Duft des feuchten Waldes, der Blick vom Gipfel und das Rauschen des funkelnden Bächleins. Im Rhythmus der knirschenden Vibramsohlen schwingt sich der Mensch in ein Gleichgewicht mit der Natur, spricht mit den Vögeln, streichelt die Farne und starrt, von einer plötzlichen Melancholie ergriffen, lange, sehr lange auf einen See. Nein, so eine Wanderung ist kein Spaziergang.

Simona Pfister: Berge sind wunderschön, doch darauf herumkraxeln?

Das hat jetzt rein ästhetische Gründe. Kleidungsstücke, die mit «Wander-» anfangen, sind hässlich. Insbesondere und allen voran «Wanderschuhe», aber auch «Wandersocken», «Wanderhüte» oder ganz allgemein «Wanderkleidung». Zum Beispiel die beliebten Cargoshorts oder Bermudas, vorzugsweise in Beige und Khaki, gern getragen zu einer orangen Windjacke. Das ist keine valable Farbkombination! Von Fleece in jeder Art will ich gar nicht anfangen. «Form follows function» kann ich bei Kleidung nicht akzeptieren. Und von den Bergen habe ich noch gar nicht gesprochen: Die sind wunderschön, aber was sollen die darauf rumkraxelnden Menschen? Viel hübscher sind sie doch mit zum Beispiel Steinböcken verziert und aus der Ferne betrachtet, beispielsweise von einem Spazierweg aus, auf dem man mit vollkommen normaler Kleidung entlanggehen kann.