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Meinung

Wahl der Woche (66)
Auf dem Rücken oder auf der Seite?

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Liebe Leserinnen und Leser, in der Kolumne «Wahl der Woche» streiten sich unsere Redaktorin Simona Pfister und unser Redaktor Sven Behrisch jede Woche über die kleinen und grossen Dinge des Alltags. Letztes Mal um die Kommunikationsform, heute um Tiere.

Simona Pfister:

Vor vielen Jahren trug sich einmal die folgende Begebenheit zu: An einem Sommermorgen in einem Ferienhaus im südlichen Europa trat ein kleines Mädchen in das Schlafzimmer eines anderen Mädchens und begann zu schreien: Es hatte seine Freundin erblickt, wie diese auf ihrem Bette lag, gleich einer Leiche im Sarg, auf dem Rücken, Nase zum Himmel, regungslos, mit auf dem Bauch gefalteten Händen, und es musste also annehmen, die Freundin sei in der Nacht von ihr gegangen. Doch ein Wunder geschah: Der Schrei weckte die Freundin, nicht aus dem Tode, wie sich bald herausstellte, sondern bloss aus einem erholsamen Schlaf. Vermutlich ahnen Sie es: Diese Freundin, das war ich. Seit ich denken kann, schlafe ich auf dem Rücken, und zwischen dieser Schlafposition und dem Denken vermute ich einen Zusammenhang. Denn in jeder anderen Lage scheinen mir Kopf und Hals in ungesunder Weise abgewinkelt, eingeknickt, zerdrückt, jedenfalls muss der Blutfluss zum Hirn irgendwie beeinträchtigt werden. Anders kann ich mir nicht erklären, wieso einzig der Schlaf in Rückenlage derart tief ist, dass er dem Tod nahekommt.

Sven Behrisch

Wenn man auf dem Rücken liegt und die Müdigkeit über die Sorgen siegt, sackt der Unterkiefer nach unten, und die erschlaffte Zunge legt sich vor dem Gaumensegel zur Ruhe. Der Rest ist Schnarchen. Aber nicht die Geräusche sind das Problem, sondern der offene Mund. Was da alles reinkrabbeln kann! Spinnen und Käfer, die zwischen den Zähnen nach Essbarem stöbern und dann durch die Speiseröhre weiter nach unten kriechen, ins Dunkle und Feuchte, in den Magensäften planschen, sich an der Darmflora weiden, sich durch einen hindurchfuttern und dann am Morgen, vor dem Aufwachen, unten wieder herauskriechen, fett und zufrieden und fest entschlossen, am nächsten Abend gleich wiederzukommen. Oder sie nehmen den anderen Tunnel und purzeln, vom Rückenschläfer eingeröchelt, in die Lungenflügel, sie bauen Nester, legen Eier, populieren die Organe, kopulieren in den Eingeweiden, verrichten ihre Notdurft in des Menschen Innerstem, besudeln seine Seele. Sehen Sie, und damit das nicht passiert, lege ich mich zum Schlafen auf die Seite.

Was denken Sie, liebe Leserinnen und Leser? Schreiben Sie Ihre Meinung dazu in die Kommentare.

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