WädenswilJens Steiner liest aus neuem Roman
Der Autor begeistert in der Stadtbibliothek. Zuhörer tauchen in Kristians Geschichte ein.

Knapp vierzig Personen folgten unlängst der Einladung der Lesegesellschaft Wädenswil, die zu einer Begegnung mit dem Autor Jens Steiner geladen hatte. Der 49-jährige Autor, der 2013 den Schweizer Buchpreis gewann, war aus seinem Domizil im Burgund angereist, um aus seinem jüngsten Roman «Die Ränder der Welt» vorzutragen.
Dank klug ausgewählter Passagen und ruhiger, klarer Erzählstimme tauchten die Anwesenden mühelos in das Leben von Kristian Arvik ein. Kristian wächst als Sohn von estnischen Flüchtlingen im Kleinhüningen der Fünfzigerjahre auf. Er ist ein aufgewecktes Kind, das aber bei seinen Altersgenossen wegen seines sechsten Fingers für Aufsehen sorgt, sonst aber nur wenig Anschluss findet. Einzig Mikkel Jacobsen wird sein Freund. Von dieser lebenslangen Freundschaft erzählt der breit angelegte und sprachlich feinsinnig und anschaulich verfasste Roman.
Skulptur als Hauptattraktion
Für die Lesung in der Stadtbibliothek Wädenswil wählte Jens Steiner vor allem Passagen aus, die Kristian, den gelernten Steinmetz, als ruhelosen jungen Mann zeigen, der nicht weiss, ob er wirklich das Zeug zum Bildhauer hat, bis er in Patagonien, am Rande der Welt, eher zufällig eine grosse Skulptur schafft, die ihn zu sich selbst führt und bald zu einer Attraktion für Touristinnen und Touristen wird.
Im Gespräch mit dem Publikum, das von Thomas Dütsch moderiert wurde, zeigte sich Jens Steiner als zugänglicher Mensch und souveräner Erzähler. Er pochte darauf, dass der Roman seiner dichterischen Fantasie entsprungen sei. Für einmal ging es also nicht um Autofiktion, sondern um ein grossartig gestaltetes Sprachkunstwerk, dem man sich noch viele Leserinnen und Leser wünscht. Das Publikum bedankte bei Jens Steiner mit einem herzlichen Schlussapplaus.
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