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Vor der EM-Qualifikation
In Frankreich ist der Schweizer Torschützenkönig nur «un petit Suisse»

Der Schweizer Leopold, Noam Handball - WM-Playoff | Schweiz (rot) - Slowenien (weiss) | 12.05.24, 16:00 | AXA Arena, Winterthur, Switzerland
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In Kürze:
  • Noam Leopold spielt für den HBC Nantes und die Schweizer Nationalmannschaft.
  • Er fühlt sich in Frankreich wohl wegen der Sprache und der Nähe zum Meer.
  • Leopold teilt sich die Position mit Handballgrösse Valero Rivera.

Mitte Oktober ehrte die Mobiliar im Berner Kursaal die besten Torschützen der letzten Saison. Alle kamen sie, nur einer fehlte: Noam Leopold. Der beste Handballer der letzten Saison spielte am gleichen Abend mit seinem neuen Arbeitgeber, dem HBC Nantes, gegen Saint-Raphaël. Leopold meldete sich per Videobotschaft in Bern. Der 273-fache Torschütze der letzten Saison tut das auf Französisch, auch wenn er im Zürcher Oberland aufgewachsen ist und perfekt Mundart spricht. «Ich habe schon immer lieber Französisch gesprochen», sagt er zwei Wochen später. Die Sprache und die französische Kultur würden ihm einfach mehr entsprechen. Leopold ist bilingue aufgewachsen.

Jetzt sitzt Leopold im Hospitality-Bereich der Schaffhauser BBC-Arena. Der ehemalige Stäfner bereitet sich mit der Schweizer Nationalmannschaft auf die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Deutschland und Österreich in Schaffhausen, vor. Und es sprudelt nur so aus ihm heraus. Immer wieder sagt er «überragend».

Wie geht es ihm in Frankreich? «Überragend.» In nur 45 Minuten sei er am Meer. «Das ist schon schön, wenn man an einem freien Tag einfach ans Meer gehen kann», sagt er. Nantes gefalle ihm, es sei eine gemütliche Stadt und nicht so gross wie Paris. Zudem zieht bald seine Freundin zu ihm.

Wie ist es handballerisch? «Überragend.» Champions League zu spielen, sei für ihn ein Traum, der in Erfüllung gehe.

Unter den Fittichen von Rivera

Die lokale Presse hat Noam Leopold als «un petit Suisse», einen kleinen Schweizer, angekündigt. «Das bin ich in den Augen des Trainers und der Mannschaft immer noch und werde es auch bleiben», sagt er. Leopold ist mit 22 Jahren der Jüngste im Team von Nantes. Sein Konkurrent auf der Position heisst Valero Rivera, ist 17 Jahre älter und ein ziemlich grosser Name im Welthandball. «Als Kind habe ich seine Wurftechnik auf Youtube studiert», erzählt der ehemalige Pfadi-Spieler. Nun spielen die beiden in einem Team. «Rivera hat mich sofort unter seine Fittiche genommen.» Rivera ist Welt- und Europameister mit Spanien, Champions-League-Sieger, EHF-Pokal-Sieger, mehrfacher spanischer Meister und Pokalsieger und auch französischer Pokalsieger. Was ihm noch fehlt, ist die französische Meisterschaft. Trotz 12 Jahren beim HBC Nantes. In der letzten Saison wurde Nantes mit nur einem Punkt Rückstand Zweiter hinter Serienmeister PSG.

Das soll sich nun in dieser Saison ändern. «Die Meisterschaft ist unser offizielles Saisonziel», sagt Leopold. Doch bereits am dritten Spieltag unterlagen die Westfranzosen Toulouse. Danach musste das Team beim Präsidenten zur Aussprache antraben. Weil es kein Playoff gibt, kann jeder Ausrutscher einer zu viel sein.

Es ist eine andere Welt. Das gilt auch für die Rolle von Leopold. Bei Pfadi Winterthur hatte er alle Freiheiten, war hinten wie vorne unverzichtbar und für viele ein Grund, überhaupt in die Halle zu gehen. Leopold garantierte mit seiner frechen, trickreichen Art Spektakel und wurde mit Abstand Torschützenkönig.

In Nantes ist er nur Back-up von Clublegende Rivera. Der Schritt von Pfadi Winterthur zum HBC Nantes ist gewaltig. Bildlich gesprochen: Nantes hat den Atlantik in der Nähe, Winterthur den Zürichsee. Das sind etwa die Dimensionen. Die Franzosen gehören wahrscheinlich zu den 15 besten Clubteams der Welt.

«Ich habe die Rolle angenommen, ich bin bereit zu arbeiten und glaube, dass es im Moment recht gut funktioniert», sagt der Linksaussen. Mit der Schnelligkeit und der Sprungkraft könne er auch in der französischen Starligue mit den Besten der Besten mithalten. Er spielt regelmässig zwischen zwanzig und dreissig Minuten – auch in der Champions League, wo er zuletzt gegen Barcelona drei Tore erzielte. «Meine Mitspieler wissen, dass ich ihnen etwas bringe.»

Er schwärmt von seinen Mitspielern

Nationaltrainer Andy Schmid kennt diese Situationen aus seiner Aktivzeit. Er ging als junger Spieler zuerst nach Dänemark und dann in die Bundesliga. An beiden Orten musste er sich beweisen. «In solch starken Teams muss man zeigen, dass man etwas beisteuern kann. Nur so wird man von den Spitzenspielern akzeptiert», sagt er.

Leopold ist auf bestem Weg dazu. Wobei er das selbst noch nicht ganz begriffen zu haben scheint. Er kommt immer wieder ins Schwärmen über seine Mitspieler. «Thibaud Briet oder Aymeric Minne sind einfach Weltklassespieler, und es ist einfach geil, wenn man mit solchen Spielern reden und trainieren oder einfach um sie rum sein darf, das ist ein Traum, der in Erfüllung geht», sagt Leopold.

Sein Vertrag läuft noch zweieinhalb Jahre. Es ist so etwas wie eine Lehrzeit, denn dann tritt Rivera zurück, und der kleine Schweizer soll übernehmen.