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Schweizer tanzt für The Weeknd
Von Rümlang ZH an die Superbowl

Mit 16 begann Rodney Chonia zu tanzen, wanderte später nach Los Angeles aus. Das hat sich gelohnt – er arbeitet heute mit Ariana Grande, Camila Cabello und The Weeknd.
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Sie gilt als einer der meistgesehenen Sport- und TV-Events überhaupt: die Halftime-Show der US-amerikanischen Superbowl. Als Hauptact trat dort am vergangenen Sonntag der kanadische Musiker und Grammy-Gewinner The Weeknd auf. Während er aus einem hellen Lichtstrahl vor die über 22’000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion trat, hatte auf der Tribüne hinter ihm ein junger Mann bereits erste monumentale Gesten aufgeführt: Tänzer Rodney Chonia – aus Rümlang ZH.

«Das war eine einmalige Gelegenheit und eine einmalige Erfahrung», sagt er am Tag danach in einer Whatsapp-Sprachnachricht über die theatralische Riesenshow, in der er mittanzte. Es gab goldene Tunnels und Marschformationen, in denen er sich als Teil einer Tanzgruppe, teils weiss maskiert und in rotem Jackett, bewegte.

Das Gefühl kurz vor Beginn so eines Auftritts? «Man ist ready, ein klein wenig nervös, und man kann es kaum erwarten, bis die Show beginnt!» Eigentlich nicht anders als vor anderen grossen Events, meint Chonia. Für ihn sei es wichtig, den Moment zu geniessen und Spass zu haben. «Solche Shows sind schnell wieder vorbei.»

Performance-technisch sei die Show für Chonia eher einfach gewesen – limitierte Bewegungen, das Gesicht oft nicht erkennbar durch die Kopfbedeckungen – einerseits dem Konzept, andererseits den Corona-Abstandsregeln geschuldet. Das Gefühl sei ein anderes, wenn er sich nur mit dem Körper ausdrücken könne. Sei das Gesicht zu sehen, sei er in der Lage, mehr Persönlichkeit zu zeigen.

Das tat der Freude aber wenig Abbruch. «Es war cool, zu wissen, dass wir Geschichte schrieben in diesem Moment. Covid-Super Bowl Halftime Show, what a time to be alive!»

Auch ist er sichtlich bewegt vom Setting des Auftritts. The Weeknd trat mit einer Gruppe auf, in der ausschliesslich People of Color tanzten. Das sei der Wunsch des Künstlers gewesen, schreibt SRF, zum momentan laufenden Black History Month. «Dass wir auf der Bühne alle People of Color waren, war ein riesiges Statement im Zeichen des Black History Month», sagt Chonia dazu.

The Weeknd bei seiner politisch aufgeladenen Halbzeitshow.

Er sei stolz, als Schweizer Teil dieser «history» zu sein. Der Auftritt sei legendär gewesen, genau in diesem speziellen Monat aufzutreten, finde er genial. «Niemand, der bei dieser Show mittanzte, hatte es einfach im Leben.» Jeder hätte nicht nur für ihre Karriere gekämpft, sondern oftmals auch mit Rassismus. «Gemeinsam auf der grössten Bühne der Welt zu stehen, ist speziell. Diesen Moment kann man nicht erklären.»

«Wir wurden jeden Tag auf Corona getestet.»

Rodney Chonia über die Tanzproben

«Wie man es schafft, an der Superbowl aufzutreten?» Per Mail habe ich eine Anfrage meiner Agentur bekommen. Ob ich available sei. Natürlich habe ich zugesagt.» Die Choreografin, mit der er nun für The Weeknd gearbeitet habe, kenne er bereits länger. 2015 habe er mit ihr für eine Award-Show von Kendrick Lamar zusammengearbeitet.

Das Superbowl-Show-Team von The Weeknd bei einem Probetermin.

Nun waren die Bedingungen anders. Die Pandemie. «Wir mussten auch beim Tanzen Abstand halten, wir trugen Masken und wurden bei den Proben jeden Tag auf Corona getestet. Aber am Ende konnten wir successfully performen», wie sich Chonia ausdrückt. Niemand habe sich mit Covid-19 angesteckt. «Wir sind sehr glücklich.»

Dass Chonia mit einem Superstar an der Superbowl auftrat, ist die logische Konsequenz einer steilen Karriere. Rodney Chonia ist der Mann für grosse Shows. Er tanzte für Ariana Grande und Selena Gomez, setzte für Major Lazer Videoclips um, choreografierte für Mariah Carey. Unter anderem.

Die steile Karriere

2020 verhalf der Zürcher Camila Cabello zu einem Nummer-eins-Hit. Der Schweizer führte Regie für ihren Videoclip zu «My Oh My». Ein Clip aus der Quarantäne, da Cabellos geplante Tour wegen Corona abgesagt werden musste. Chonia fuhr dafür durch ganz Los Angeles, um die Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller des Musikvideos zu filmen. Innerhalb von 72 Stunden setzte er die Aufnahmen zum fertigen Clip zusammen, wie er damals «20 Minuten» berichtete. Cabellos Single erklomm danach die US-Charts.

Chonia fing bescheiden an. Als Teenager unterrichtete er unter anderem im Tanzwerk 101 der Migros. Er lege besonderen Wert darauf, dass seine Schülerinnen und Schüler die Bewegungen und die Musik dazu verstünden, liest man in alten Kursbeschrieben.

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Mit 16 begann Chonia zu tanzen. Es zog ihn aus Rümlang in die USA. Los Angeles, dort, wo die Profis in ihrer höchsten Liga tanzen, im Zentrum der Unterhaltungsindustrie. Dort wollte er hin. Seit er 18 ist, vermittelt ihn eine Agentur, zuvor hatte er sich an einer Audition gegen 400 Mitbewerber durchgesetzt. Arbeitsvisum mit 19, dann permanenter Umzug nach L.A. mit 21. «Für mich war es immer ein Traum, nach Los Angeles zu kommen. Für das habe ich alles gemacht und mir gesagt: Wenn ichs nicht probiere, werde ichs für immer bereuen», sagte er vor knapp einem Jahr zu SRF.

Das Business sei hart, sagte er vor einiger Zeit in den Medien, man brauche ein gutes Netzwerk. Auch sei ihm bewusst, dass es nicht alle schaffen, sagt Chonia per Whatsapp. Umso dankbarer sei er und legt sich dabei ein strenges Regime auf: «Step one: Do the work. Von nichts kommt nichts. Step two: Man muss sich täglich motivieren, an sich zu arbeiten, konstant hungrig bleiben, zu lernen. Und Step three: dranbleiben. Consistency is key in anything you do!»

Seine Grundsätze zahlten sich aus, auch wenn er zwischenzeitlich aufgeben wollte. Doch genau dann seien die grössten Jobs gekommen. Mit Selena Gomez ging er auf Welttournee. Ein grosser Traum, der in Erfüllung gegangen sei. Am vergangenen Sonntag erfüllte sich ein weiterer.

«Als kommerzieller Tänzer habe ich in Los Angeles meine Ziele erreicht.» Nun wolle er sich kurz zurückziehen, sich neue kreative und geschäftliche Ziele setzen, um sich danach vor allem auf das Filmen und Reisen zu konzentrieren. «Ich möchte in Zukunft mehr von mir hören und sehen lassen.» Wir sind gespannt.