Kolumne «Heute vor» Von einem dreisten Männedörfler Taxigast und tierliebenden Horgnern
Vor 45 Jahren fuhr ein Fahrgast mit dem Taxi von Genf nach Männedorf und machte sich, ohne zu zahlen, aus dem Staub. Horgen sorgte derweil international für Schlagzeilen.
Es ist ein lauschiger Sommerabend im Jahr 1978. Die Sonne geht soeben hinter dem Pfannenstiel unter, als ein Taxi mit Genfer Nummernschild die Seestrasse entlang nach Männedorf tuckert. «S’il vous plaît, arrêtez», ruft der bisher sonst verschwiegene Fahrgast dem Chauffeur von der Rückbank aus zu. Der Fahrer verlangsamt. Die Anweisung kommt ihm gelegen, denn die Taxe ist bereits seit dem Nachmittag unterwegs. Begonnen hat die Fahrt in der Genfer Innenstadt.
Der Taxichauffeur hält den Wagen am Fahrbahnrand, schaltet den Motor aus und wirft einen flüchtigen Blick auf den Taxameter. Eine lukrative Fahrt: Bereits 700 Franken zeigt der Zähler an. Er wirft einen Blick über die Schulter zu seinem Fahrgast und fragt: «Brauchen Sie eine Toilettenpause?» – «Nein», antwortet dieser. Er wolle sich lediglich ein Haus anschauen, das gleich in der Nähe stehe.
Zögerlich nickt der Fahrer mit dem Kopf. «Soll ich Sie zur Adresse chauffieren?», fragt er misstrauisch. «Zu Fuss bin ich schneller», entgegnet der Gast freundlich, steigt aus dem Wagen und geht schnellen Schrittes einen schmalen Fussweg davon. Umgehend verschluckt ihn die Dunkelheit der Nacht. Zurück lässt er lediglich seinen Pullover und einen perplexen Taxifahrer.
Nach einer Stunde steht diesem die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben, denn der dreiste Fahrgast ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Auch die später eingeschaltete Polizei sollte bei ihren Ermittlungen im Dunkeln tappen, schreibt der Journalist der «Zürichsee-Zeitung». Die Fahndung nach dem flüchtigen Taxifahrgast blieb nämlich erfolglos.
Eine Neuheit aus Horgen hatte derweil Auswirkungen in die Vereinigten Staaten. Weil sich die Anwohnenden in Arn um ihre Pelzfreunde sorgten, stellten sie ein Warnschild im Quartier auf, das nicht vor spielenden Kindern, sondern vor herumstreunenden Katzen warnte. Diese aussergewöhnliche Massnahme sorgte für ein immenses mediales Echo über die Landesgrenzen hinaus.
Nachdem die Nachricht von einem Horgner Katzenwarnschild von einer kanadischen Zeitung aufgenommen worden war, druckte sie auch die «Rocky Mountain News» ab, die bis 2009 in Denver, Colorado, erschien. Der amerikanische Autor schrieb dazu: «Die katzenfreundlichen Bürger von Horgen waren besorgt um die Sicherheit der kleinen Geschöpfe auf der Strasse. Sie stellten eine selbst angefertigte Tafel auf, um damit die Motorisierten auf die Gegenwart ihrer kleinen Freunde aufmerksam zu machen. Die Stadt Horgen liegt am Zürichsee.»
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