Spende der AstraZeneca-DosenVerträge unterzeichnet: Schweiz liefert Impfstoff an Entwicklungsländer
Nach monatelangem Warten sind die Verträge unterschrieben. Welche Länder die Dosen erhalten werden, ist dagegen noch nicht klar.
Fast zwei Monate nachdem der Bundesrat beschlossen hat, 4 Millionen nicht benötigte Impfdosen an die globale Impfinitiative Covax zu spenden, sind die Verträge dazu unterschrieben worden.
Masha Renfer-Foursova, Sprecherin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), bestätigt gegenüber dieser Zeitung: «Wir freuen uns, dass der Unterschriftenprozess mit allen Parteien des Donation Commitment nun erfolgt ist. Damit ist die Voraussetzung gegeben, dass 4 Millionen Impfdosen, die für die Schweiz vorgesehen waren, neu Covax zugutekommen. Wir gehen davon aus, dass erste Lieferungen an Covax in den kommenden Wochen erfolgen können.»
Dabei ist noch nicht klar, welche Länder die Schweizer Lieferung erhalten werden. Die in Genf ansässige Impfallianz Gavi beantwortet die Frage dieser Zeitung danach nicht. Ein Sprecher schreibt stattdessen: «Wir freuen uns darauf, die Schweizer Spendenankündigung in die Tat umzusetzen. Sie wird den gerechten Zugang zu Impfungen rund um die Welt unterstützen.»
Gavi ist zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Implementierung von Covax verantwortlich. Das Ziel der Initiative ist es, weltweit gleichmässigen und gerechten Zugang zu Corona-Impfstoffen zu organisieren. Bisher wurden 215 Millionen Impfdosen an 138 Länder verteilt.
Lieferung via Schweden
In den vergangenen Monaten war wiederholt Kritik laut geworden, dass die Verteilung an Entwicklungsländer viel zu langsam dauere. Unter anderem sagte WHO-Chef Tedros Ghebreyesus: «Die Pandemie könnte schon unter Kontrolle sein, wenn der Impfstoff gerechter verteilt worden wäre.»
Ursprünglich hatte sich die Schweiz 5,4 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs gesichert. Er sollte durch die Europäische Union als Teil eines Beschaffungsvertrags über 400 Millionen Dosen beim britisch-schwedischen Konzern bestellt werden. «Dabei wurde festgelegt, dass Schweden die Dosen bestellen und gewinnfrei an die Schweiz weiterverkaufen wird», schreibt BAG-Sprecherin Renfer-Foursova. Allerdings hat sich die Schweiz unterdessen mit Impfstoffen anderer Hersteller, konkret Moderna und Pfizer/Biontech, versorgt und ist nicht mehr auf die AstraZeneca-Dosen angewiesen.
Die Weitergabe der 4 Millionen Dosen, die der Bundesrat am 30. Juni beschloss, musste nicht nur mit Gavi, sondern auch mit Schweden und AstraZeneca abgesprochen werden. Weil die Arzneimittelbehörde Swissmedic den Impfstoff von AstraZeneca noch nicht zugelassen hat, hat die Schweiz bisher keine Dosen davon erhalten.
Die restlichen 1,4 Millionen AstraZeneca-Dosen, die der Bund bestellt hat, sind für den Eigenbedarf in der Schweiz vorgesehen.
Die 4 Millionen Dosen, die die Schweiz nun spendet, dürften auch nie in die Schweiz gelangen, sondern auf direktem Weg in die Empfängerländer geschickt werden. Die Frage, ob die Dosen bereits produziert wurden und, falls ja, wo sie aktuell sind, hat Covax bisher ebenfalls noch nicht beantwortet.
Die restlichen 1,4 Millionen AstraZeneca-Dosen, die der Bund bestellt hat, sind für den Eigenbedarf in der Schweiz vorgesehen und können hier eingesetzt werden, sobald der Impfstoff zugelassen ist. Das BAG schreibt dazu: «Der Bund strebt weiterhin ein Impfstoffportfolio mit verschiedenen Impfstofftechnologien (mRNA, proteinbasiert, vektorbasiert) an, um zum Beispiel Menschen mit Unverträglichkeiten eine alternative Schutzmöglichkeit anzubieten.»
Preis bleibt unbekannt
Wie viel die Schweiz für den AstraZeneca-Impfstoff bezahlt hat, verrät das BAG nicht. «Es handelt sich dabei um vertrauliche vertragliche Vereinbarungen mit den Vertragspartnern», schreibt Sprecherin Renfer-Foursova. Der Bund stehe weiterhin mit Impfstoffherstellern im Gespräch, da die Entwicklung der Pandemie schwierig einzuschätzen sei. «Eine Offenlegung der Vertragsdetails würde die Verhandlungsposition der Schweiz schwächen.»
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Schweiz im Rahmen der Covax-Initiative engagiert. So hat sie schon letztes Jahr 20 Millionen gesprochen. Im April 2021 beschloss sie zudem, das WHO-Programm «Access to Covid-19 Tools Accelerator» (ACT-A) mit 300 Millionen Franken zu unterstützen.
Es hat zum Ziel, den Zugang zu Covid-19-Impfstoffen, Medikamenten und Tests sowie die Stärkung der Gesundheitssysteme im Kampf gegen die Pandemie zu fördern. Covax ist Teil dieses Programms und erhält 125 der 300 Millionen aus der Schweiz.
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