Verstösse gegen DatenschutzrechtEU verhängt 345-Millionenbusse gegen Tiktok
Der populäre Videodienst ist von irischen Datenschützern mit einer saftigen Strafe belegt worden. Auslöser war eine Untersuchung zum Umgang mit Nutzerdaten von Minderjährigen.
Der Onlinedienst Tiktok muss eine Strafe in Höhe von 345 Millionen Euro wegen Verstössen gegen europäisches Datenschutzrecht zahlen. Der bei Jugendlichen sehr beliebte Dienst habe beim Umgang mit Daten Minderjähriger gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung verstossen, teilte die irische Datenschutzkommission DPC, die im Auftrag der EU handelt, am Freitag mit.
Die irische Datenschutzkommission hatte im September 2021 eine Untersuchung gegen die Tochtergesellschaft des chinesischen Unternehmens Bytedance eingeleitet und dabei den Zeitraum von Sommer bis Ende 2020 betrachtet. Sie ist zuständig, da sich die Hauptniederlassung Tiktoks in Europa in Irland befindet.
Insbesondere seien die Tiktok-Profile Minderjähriger und ihre dort hochgeladenen Videos der Voreinstellung nach erst einmal vollständig öffentlich gewesen, erklärten die Datenschützer. Die Anmeldung auf der Plattform ist eigentlich erst ab 13 Jahren erlaubt, viele Jüngere hätten sich aber trotzdem ein Konto erstellen können. Nach Ansicht der irischen Behörde hat Tiktok die Risiken für diese Kinder auf seiner Plattform nicht ausreichend berücksichtigt.
Keine Überprüfungen von Verknüpfungen
Probleme bereite zudem die Einstellung «Familienverbindung», mit denen das Tiktok-Konto Minderjähriger mit dem eines Elternteils verknüpft werden kann. Tiktok prüfe jedoch nicht, ob das verknüpfte Konto tatsächlich einem Angehörigen oder Vormund gehöre.
Ein Sprecher des Unternehmens erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, Tiktok sei mit der Strafe nicht einverstanden, vorwiegend mit der Höhe der Geldbusse. Tiktok prüfe das weitere Vorgehen. Das Unternehmen verwies zudem darauf, dass die fraglichen Funktionen und Einstellungen seit 2020 verändert worden seien. Seit Anfang dieses Jahres seien 17 Millionen Konten gelöscht worden, weil sie mutmasslich Kindern unter 13 Jahren gehörten.
Bussen von allen Seiten
Im April hatte bereits die britische Datenschutzbehörde ICO eine Strafe gegen Tiktok in Höhe von 12,7 Millionen Pfund (14,13 Millionen Franken) verhängt. Die Behörde warf Tiktok vor, 2020 die Anmeldung von bis zu 1,4 Millionen Kindern unter 13 Jahren zugelassen und deren Daten ohne Erlaubnis der Eltern genutzt zu haben.
In den Niederlanden musste Tiktok 2021 wegen Datenschutzverstössen bei Minderjährigen 750'000 Euro (718'000 Franken) zahlen, die USA verhängten 2019 nach ähnlichen Vorwürfen eine Strafe in Höhe von etwas mehr als 5 Millionen Franken.
Rechenzentren in Irland und Norwegen
Die Videoplattform ist gerade dabei, Daten europäischer Nutzer in ein neues Rechenzentrum in Irland zu verlagern. Ein weiteres Rechenzentrum in Irland und eines in Norwegen sind im Bau. Bis Ende 2024 sollen die europäischen Nutzerdaten dorthin übertragen und standardmässig dort gespeichert werden.
Tiktok will mit dem Plan unter dem Namen «Project Clover» Vertrauen in Europa gewinnen. Die Video-App hat einen schweren politischen Stand im Westen, da sie dem chinesischen Konzern Bytedance gehört. So untersagten die EU-Kommission und mehrere europäische Regierungen die Nutzung der App auf Dienst-Handys ihrer Mitarbeiter. Mit «Project Clover» will TikTok garantieren, dass der Zugriff auf persönliche Daten europäischer Nutzer strikt geregelt und transparent ist.
AFP/nag
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