ZoomVersteckspiel im Schatten
Monster, Nackte und viel Qualm: In Olten ist das fotografische Werk des Kultregisseurs David Lynch zu erleben.
Schneemänner in Vorgärten, alte Fabrikfassaden, Gesichter hinter Zigarettenqualm: Auf den ersten Blick wirkt das fotografische Werk des US-amerikanischen Filmregisseurs und Oscarpreisträgers David Lynch so unschuldig wie ein Schmetterling im Gemüsebeet.
Aber Lynch wäre nicht Lynch, würde hinter der Hecke nicht die Verstörung lauern. Und da ist sie auch schon: In der Serie «Distorted Nudes» hat er erotische Aufnahmen aus den 40er-Jahren mit Photoshop so lang verfremdet, bis daraus zerstückelte surrealistische Monster entsprungen sind.
Die insgesamt 120 Werke, die im neu eröffneten Haus der Fotografie in Olten gezeigt werden (und überhaupt zum ersten Mal in der Schweiz), sind in einem Zeitraum von über zwei Jahrzehnten entstanden. Im Gegensatz zu Lynchs anderen kreativen Ausdrucksformen – in den letzten Jahren designte er unter anderem eine Jogginghose und einen Stuhl mit labyrinthisch verschlungenen Beinen – entwickelte sich die Liebe für die Fotografie bei ihm schon in den 80er-Jahren während der Suche nach Drehorten für den Film «Elephant Man».
Das Switchen zwischen den Genres ist für den Meister des Schattenspiels eine Selbstverständlichkeit: «Fotografieren, Malen, Filmen bedeutet nichts anderes als Ideen zu übersetzen», sagte er vor ein paar Jahren in einem Interview, «wobei bei einem Foto oft eine Assoziation reicht, während ich für die Filme über Jahre hinweg Ideen sammle.» Auch seine frühen Filme seien nichts anderes als «bewegte Gemälde» gewesen.
Für seine Fotografie gilt derweil dasselbe wie für seine legendären bizarren Filme wie «Blue Velvet» oder «Mulholland Drive»: Mit der Deutung ist der Zuschauer ganz auf sich allein gestellt. So erscheinen einem nach einem längeren Aufenthalt in Lynchs Bilduniversum plötzlich sogar die Schneemänner wie Vorboten eines drohenden Unheils.
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