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Vorwurf der Ungleichbehandlung
Versicherer dürfen ausschütten, Banken nicht – Finma in der Kritik

Banken sollen die Divdende für schlechte Zeiten sparen: Finma-Chef Mark Branson.
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Der Widerstand hielt ein paar Tage, dann gaben die Banken reihenweise dem Druck der Finanzmarktaufsicht nach. Gemeinsam kündigten die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse noch vor Ostern an, die Dividende 2019 gestaffelt auszuzahlen. In diesen Tagen zogen die Bank Julius Bär und die Bank EFG nach. Die Bank Bär musste wegen des Aufschubs sogar die GV um einen Monat verschieben.

Sie alle kommen damit der Forderung von Finma-Chef Mark Branson nach, das Geld für die Dividende zu sparen, um für die Corona-Krise gerüstet zu sein. Der Entscheid der Bank Bär und der EFG kommt aber überraschend, denn beide sind reine Vermögensverwalter, die kaum Kredite vergeben und auch nicht systemrelevant sind. Zwar dürfte auch ihr Geschäft unter der Corona-Krise leiden, weil ihre vermögende Kundschaft weniger Geld anlegt. Doch teure Ausfälle von Kreditnehmern werden sie kaum verkraften müssen, schlicht, weil EFG und Bär keine Firmenkredite vergeben.

«Da sich die Kapitalquoten aufs Jahresende durch den Zahlungsaufschub nicht ändern und die bei EFG zurückgehaltene Summe im Krisenfall das Kraut auch nicht fett macht, dürfte es sich um ein Zeichen guten Willens gegenüber der Nichtbankenwelt handeln», schreiben die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Sie bezeichnen die Kommunikation der Finma in dieser Sache als «schwer nachvollziehbar». Wenn die Finma wolle, dass die Banken die Dividende aufschieben, dann hätte sie das von Anfang an sagen müssen.

Kantonalbanken und Versicherer bleiben verschont

Bei einigen Banken drückte sich die Aufsicht offenbar sehr direkt aus. So erhöhte die Finma bei den Grossbanken beständig den Druck. Das tat sie auch bei den anderen Instituten: «Die Finma hat angeklopft, und zwar so laut, dass man das ernst nehmen musste», sagt ein mit der Situation vertrauter Banker. Sorgen bereite der Dividendenaufschub, weil er bei einigen Investoren und Kunden Fragen aufwirft und diese den Eindruck bekommen könnten, dass die Bank nicht mehr solide sei.

Die Finma ist hingegen zufrieden mit dem Erreichten. «Nun haben einige Banken in der Schweiz trotz einer Position der Kapitalstärke mit der Verschiebung von Teilen ihrer Dividende einen materiellen Schritt vollzogen, den wir begrüssen», so ein Finma-Sprecher.

Offenbar misst die Aufsicht aber mit zweierlei Mass: Denn Kantonalbanken und Versicherer halten an ihren Ausschüttungen fest. Das sorgt nun bei einigen der Banker für rote Köpfe, deren Institute auf Anraten der Finma die Dividende aufgeschoben haben.

ZKB-Chef Martin Scholl sagte kürzlich der NZZ, die öffentliche Hand sei gerade jetzt auf die Ausschüttung seiner Bank angewiesen. Die meisten Kantonalbanken gehören dem Kanton, und der will in diesen schwierigen Zeiten kaum auf die Dividende verzichten, weil er das Geld etwa für das Gesundheitswesen braucht.

«Viele Empfänger sind Pensionskassen. Diese schädigt man, wenn man nun die Dividende streicht.»

Walter Kielholz, VR-Präsident Swiss Re

Auch die Versicherer halten trotz der Finma-Empfehlung an den Ausschüttungen fest. So will etwa der Rückversicherer Swiss Re die Dividende sogar um 5 Prozent auf 5.90 Franken erhöhen und lässt die Aktionäre an der GV auch noch über ein Aktienrückkaufprogramm abstimmen. Swiss-Re-Präsident Walter Kielholz sagte im Interview mit den Zeitungen von CH Media: «Viele Empfänger sind Pensionskassen, Sozialversicherungen oder Rentner – all diese schädigt man, wenn man nun die Dividende streicht.»

Auch Swiss Life will an der Dividende von 20 Franken je Aktie festhalten. Die Helvetia plant unverändert eine Ausschüttung von insgesamt 250 Millionen Franken. Und die Zurich Insurance Group hat die GV bereits abgehalten, und dort haben die Aktionäre einer Dividendenerhöhung zugestimmt.

Dividenden-Chaos in Europa

Die Finma ging jüngst auch auf die Versicherer zu, um auch sie von einem zeitweiligen Dividendenverzicht zu überzeugen. «Wir standen im Thema umsichtiger Ausschüttungspolitik mit vielen Finanzinstituten in Kontakt und haben unsere Haltung erklärt», so ein Sprecher. Die Finma empfehle den Verwaltungsräten weiterhin, sorgfältig abzuwägen, wie hoch ausstehende Dividenden im aktuellen Umfeld und im Kontext der Corona-Krise ausfallen sollen. «Starke Institute, die freiwillig ihre Ausschüttungen beschränken oder verschieben, werden im Interesse ihrer Kunden länger stark bleiben», so ein Sprecher.

Die Aufsicht lässt damit aber im Unklaren, warum sie bei den Banken offenbar mehr Druck aufbaute als bei den Versicherern, von denen kein einziger einknickte. Ein Versicherungsmanager erklärt es damit, dass die Branche dickere Polster habe und die Sicherheitsvorgaben der Aufsicht – den sogenannten Swiss Solvency Test – übererfülle.

Ähnlich vertrackt ist die Situation in Europa. So empfiehlt etwa der europäische Regulator Eiopa den Versicherern, auf eine Dividende zu verzichten; nationale Regulatoren wie etwa die Deutsche Bafin sehen dies aber anders, sie erlaubt Munich Re und Allianz die Dividendenzahlung. Der Chef des französischen Versicherers Axa, Thomas Buberl – einst Chef von Zurich Schweiz –, sagte gegenüber der «Financial Times», dass dies schwer zu akzeptieren sei. «Wir haben die gleichen Kapitalstandards, und doch gibt es sehr unterschiedliche Anwendungen bei den verschiedenen Regulierungsbehörden.» Axa hat daher die GV um zwei Monate verschoben und hofft nun darauf, dass sich die Regulatoren in dieser Zeit einig werden.