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Meinung

Analyse zu Verschwörungstheorien
In Trumps mentalem Bunker blühen stets neue Fantasien

US-Präsident Donald Trump will seien Wahlniederlage noch immer nicht wahrhaben. (13. November 2020) 
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Wahrscheinlich weiss er tief im Inneren, dass die Wahl verloren und er, Donald Trump, nach dem 20. Januar 2021 nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten sein wird. Aber er will es noch immer nicht wahrhaben. Weshalb er und das Fähnlein der letzten Aufrechten zusehends verrücktere Verschwörungstheorien ersinnen.

Richter mögen seine Klagen gegen den vermeintlichen Wahlbetrug abweisen, der Vorsprung Joe Bidens bei der noch immer laufenden Auszählung mag wachsen: In Donald Trumps mentalem Bunker blühen trotzdem stets neue Fantasien, eine wilder und fiebriger als die andere.

Manchmal sieht es so aus, als werde Trump seine Niederlage eingestehen. Kurz danach aber relativiert er das Eingeständnis, dazu angestachelt von Hundertprozentigen wie Rudi Giuliani, der es vom allseits bewunderten New York Bürgermeister zu Donald Trumps crazy Onkel gebracht hat. Am vergangenen Freitag beschwor Giuliani den Präsidenten bei einer Besprechung im Weissen Haus einmal mehr, ja nicht aufzugeben. Den Wahlsieg habe man ihm gestohlen, sagte Giuliani.

Wie er entwendet wurde, beschrieb Giuliani am Wochenende bei Fox News. Hauptschurke ist das in Colorado beheimatete Unternehmen Dominion Voting Systems, dessen Wahlmaschinen in 27 Staaten eingesetzt wurden. Dominion, weiss Giuliani, sei «eine sehr, sehr gefährliche ausländische Firma, die ganz enge Beziehungen zu Venezuela und deshalb zu China hat und eine venezolanische Software-Firma benutzt, die auch schon Wahlen in anderen Ländern gestohlen hat».

Ausserdem, so Giuliani weiter, sei Dominion «eine radikal-linke Firma, einer der Leute dort ist ein grosser Unterstützer von Antifa und hat in den vergangenen drei oder vier Jahren schreckliche Dinge über den Präsidenten geschrieben». Die Software für Dominions Wahlmaschinen komme «von einer Firma namens Smartmatic, eine Firma, die von Hugo Chavez gegründet wurde und zwei Verbündeten von Chavez, die noch immer die Besitzer sind».

Trumps Wahlsieg wurde mithin verhindert, indem die venezolanisch-chinesische Achse des Bösen tausende und abertausende Stimmen für den Präsidenten verschwinden liess. Der um seinen Sieg geprellte scheint davon überzeugt zu sein: «Dominion organisiert unsere Wahlen. MANIPULIERT!!», twitterte Trump.

Während Giuliani und der Präsident Smartmatic/Dominion mitsamt dem 2013 verstorbenen Hugo Chavez anschwärzen, wird im Südstaat Georgia, wo Trump knapp hinter Joe Biden liegt, eine neuerliche Auszählung der Stimmen – von Hand! – veranstaltet. Dabei wächst offenbar der Druck auf den für die Auszählung verantwortlichen republikanischen Staatssekretär Brad Raffensperger, ein Wunder zu vollbringen und Trump einen Sieg in Georgia zuzuschieben.

Der republikanische Senator und enge Trump-Freund Lindsey Graham habe ihn angerufen und vorgeschlagen, legale Stimmzettel für ungültig zu erklären, damit Trump gewinne, behauptet Raffensperger. Graham verneint: «Lächerlich!». Immerhin bekommt Raffensperger Todesdrohungen wie diese: «Mach’ bloss keinen Fehler bei der Neuauszählung! Dein Leben hängt davon ab!».

Der Staatssekretär knickt nicht ein, obschon seine politische Karriere in Georgia wohl futsch ist. Dank seiner aufrechten Haltung wird Joe Biden den Staat mit seinen 16 Wahlleuten gewinnen. Trump will davon nichts wissen. Die Neuauszählung in Georgia sei «fake» und «bedeutungslos», teilte er mit. Wahrscheinlich sind Hugo Chavez und China am Werk.