Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Nach Suez-Krise neuer Frachtstau  
Velos, Haushaltswaren und Textilien kommen womöglich später an

Viele Ozeanriesen stehen derzeit im Stau vor einem Hafen in China. Wegen eines Corona-Ausbruchs war er vorübergehend gesperrt. Nun kommt es zu Lieferverzögerungen – auch in der Schweiz. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Die Bilder des stecken gebliebenen Riesenfrachters Ever Given im Suezkanal gingen um die Welt. Die Blockade sorgte nicht nur für spektakuläre Szenen, sondern zeigte auch, wie störungsanfällig der Seefrachtverkehr ist. Doch kaum ist der Kanal wieder frei, warnen Frachtexperten vor einem noch grösseren Problem: Ein wichtiger Containerhafen in China musste wegen eines Corona-Ausbruchs vorübergehend dichtgemacht werden. 

Der betroffene Hafen Yantian in der Metropole Shenzen liegt unweit der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong. Normalerweise werden hier gut zehn Prozent der chinesischen Exportgüter verladen: Computer, Mikrowellen, Klimaanlagen für die ganze Welt. 

Doch nun stapeln sich dort die Container. In den ersten zwei Juni-Wochen haben insgesamt 298 Containerschiffe mit einer Kapazität von mehr als drei Millionen Containern Shenzhen nicht anlaufen können. Mittlerweile wurde der Hafenbetrieb zwar wieder aufgenommen – aktuell liegt die Auslastung bei etwa 70 Prozent. Doch bis sich die Lage normalisiert, dauert es. 

Schlimmer als die Suez-Blockade

Die Verspätungen und Verzögerungen in der internationalen Seefracht spitzen sich dadurch weiter zu. «Uns trifft der Corona-Ausbruch in Shenzhen schwerer als die Blockade des Suezkanals im März», meint Jens Eskelund, China-Geschäftsführer der weltgrössten Reederei Maersk. 

Die Ever Given blockierte tagelang den Suezkanal und machte die wichtige Seefahrtstrasse vorübergehend unpassierbar. Die Folge war ein langer Stau und Lieferverzögerungen in Europa. Das Foto zeigt das havarierte Frachtschiff auf Satellitenaufnahmen. 

Detailhändler rechnen mit Lieferschwierigkeiten

Die Auswirkungen sind auch in der Schweiz spürbar: Die Migros rechnet mit Lieferschwierigkeiten bei einzelnen Produkten wie beispielsweise Velos, Haushaltsartikeln, Textilien oder Holzprodukten, wie ein Sprecher erklärt. «Bei sogenannten Non-Food-Produkten kann es durchaus vereinzelt Verzögerungen geben.» Bei Lebensmitteln seien jedoch kaum Einschränkungen zu erwarten. «Einerseits sind unsere Lager gut gefüllt, und andererseits stammen in den Migros-Filialen rund 70 Prozent der Lebensmittel aus der Schweiz», so der Sprecher. 

Auch bei Aldi Schweiz gebe es im Non-Food-Bereich vereinzelt Lieferverzüge, erklärte eine Sprecherin. Details zu den betroffenen Produkten gibt Aldi jedoch nicht bekannt. Bei Interdiscount könne es aufgrund der aktuellen Situation zu Verspätungen bei saisonalen Sommerartikeln wie Pools, Zelten oder Schlafsäcken kommen, so eine Sprecherin. 

Bei Digitec Galaxus wirkt sich der Fracht-Stau derzeit nicht auf die Verfügbarkeit der Produkte aus. Zwar gebe es vereinzelt Lieferverzögerungen, erklärte ein Sprecher. «So kam beispielsweise eine Lieferung von Netzwerkkabeln verzögert in unserem Lager an.» Doch das Unternehmen habe auf bestehende Lagerbestände zurückgreifen können, sodass die Produkte für die Kunden stets verfügbar waren. 

Coop ist aktuell nicht betroffen. «Wir haben bereits vor einiger Zeit auf die allgemeine Lage im Seefrachtverkehr reagiert und entsprechende Massnahmen getroffen», so ein Sprecher. 

Weitere Verzögerungen zu erwarten

Grund für die Schwierigkeiten ist Migros zufolge jedoch nicht nur der Frachterstau in China, sondern die insgesamt schwierige Lage in der Seefracht. Weil Container fehlen und auch wichtige Häfen in den USA nicht wie gewohnt operieren, häufen sich Verspätungen und Verzögerungen. Zugleich ist die Nachfrage nach Produkten wie etwa Velos, Freizeitartikeln oder Elektrogeräten in der Pandemie stark angestiegen. Das verschärft die Lage zusätzlich.

Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Die Migros rechnet in den kommenden Wochen mit zusätzlichen Verzögerungen. Und auch Logistikexperten erwarten, dass die aktuelle Situation noch einige Monate anhalten könnte. Das dürfte bei dem einen oder anderen Detailhändler bereits für Kopfzerbrechen sorgen. Denn je nachdem wie lange es dauert, bis sich die Lage entspannt, könnten bald auch Lieferungen für Weihnachten betroffen sein. Denn die müssen bereits Monate zuvor verschifft werden, damit sie dann rechtzeitig vor dem grossen Fest in den Läden stehen.