Budget des BundesVBS leistet sich schon mehr als 100 Stellen in der Kommunikation – Politiker sehen Sparpotenzial
Bundesrat und Parlament ringen um jeden Franken. Doch das Verteidigungsdepartement baut seine grosse Kommunikationsabteilung weiter aus. Das stösst auf Unverständnis.

- Die Kommunikationsabteilung des VBS besteht aus mehr als 105 Vollzeitstellen für 24,5 Millionen Franken pro Jahr.
- Der hohe Personalbestand im Bereich der Kommunikation stösst in politischen Kreisen auf Kritik.
- Zudem wird bemängelt, dass das VBS teils eher werberisch als sachlich kommuniziert.
Schüsse, Häuserkämpfe und Explosionen – in Zeitlupe jagt es Glassplitter durch die Luft. Mittendrin legt ein Soldat einen anderen zu Boden und fesselt ihn, untermalt von eindringlicher Musik und Special Effects. Beim Betrachten des Videos könnte man meinen, es handle sich um einen Actionfilm. Doch es läuft auf dem offiziellen Social-Media-Account der Schweizer Armee.
Mehrmals wöchentlich werden dort neue, aufwendig produzierte Videos publiziert. Angepriesen werden Kameradschaft, Bereitschaft und Durchhaltewille. Die jungen Rekruten loben ihren Dienst in den höchsten Tönen: «Es ist ein Riesenprivileg, dass wir hier sein dürfen», schwärmt ein Infanterist. Ein anderer strahlt über beide Backen und erzählt: «Es ist einfach geil, im Leopard zu sitzen, es ist geil, mit 12 cm zu schiessen, und das 18 Wochen lang – einfach der Hit!» Zum Schluss meldet sich eine Soldatin: «Die Männer haben mich immer respektiert, es sind alles meine Brüder!»
Neben diesen Videos kommuniziert das VBS über zahlreiche weitere Kanäle. Immer umfassender. Damit dies möglich ist, werden Jahr für Jahr neue Kommunikationsleute angestellt. Im letzten Jahr wurde gar die 100er-Marke geknackt, wie die diese Woche veröffentlichte Staatsrechnung zeigt. Inzwischen zählt die Kommunikationsabteilung des VBS 105,8 Vollzeitstellen. Das verwundert in Zeiten, in denen der Bund sparen will.
250 Kanäle auf Social Media
Die Armee hat auf den sozialen Netzwerken eine derart hohe Zahl von Kanälen, dass weder das VBS noch die Abteilung Verteidigung einen Überblick darüber hat, wie viele es total sind. Neben dem offiziellen Armee-Account hat gefühlt jedes Untertrüppchen seinen eigenen Account. So finden sich auf Instagram das Glarner Gebirgsbataillon 8, die Infanterieschule 2 oder die Informatikschule 61. Im Jahr 2021 waren es laut einem internen Revisionsbericht insgesamt 250 Kanäle.
Doch damit nicht genug: Neben den Social-Media-Videos hat die Gruppe Verteidigung einen Podcast mit Armeechef Thomas Süssli sowie das eigene Mitarbeitermagazin «Defensio». Und auf der Departements-Website wird man mit einem werberischen Imagefilm begrüsst. Zudem hat das VBS mit dem Zentrum für elektronische Medien sogar sein eigenes Medienhaus. Das Kompetenzzentrum bietet über 80 verschiedene Medienangebote an. Sie reichen von Dokumentarfilmproduktionen über 3D-Animationen bis zu Gamification-Inhalten.
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«Hier ist eindeutig Sparpotenzial vorhanden»
Kein Departement hat mehr Kommunikationsleute angestellt als das VBS. Für die 105,8 Vollzeitstellen sind insgesamt 24,5 Millionen Franken budgetiert. Das ist ein Viertel des Kommunikationsbudgets des Bundes.
Dass ausgerechnet im Verteidigungsdepartement, wo die Mittel an allen Ecken fehlen, so viel Geld in die Kommunikation investiert wird, stösst manchen sauer auf. SVP-Nationalrat Roman Bürgi sagt: «Diese Zahlen sind erschreckend. In der Finanzkommission wird um jeden Franken gestritten, und das VBS stockt die Kommunikationsabteilung weiter auf.» So könne es nicht weitergehen. «Da müssen wir den Finger drauf legen», findet Bürgi. FDP-Ständerat Josef Dittli schlägt ähnliche Töne an: «Für mich ist nicht nachvollziehbar, wie viele Kommunikationsstellen es im VBS hat und dass gar noch ein Stellenwachstum stattfindet. Hier ist eindeutig Sparpotenzial vorhanden.»
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Auch Art der Kommunikation irritiert
Die Verwaltung ist dazu verpflichtet, die Bevölkerung über ihre Tätigkeiten zu informieren. Dies sehen die Bundesverfassung sowie das Regierungs- und Verwaltungsorganisationsgesetz vor. In diesem Sinne verteidigt Lorenz Frischknecht, stellvertretender Kommunikationschef des VBS, die hohe Zahl von Kommunikationsleuten. Zudem sagt er: «Das VBS ist das grösste Departement des Bundes. Es wird regelmässig geprüft, ob Einsparungen erzielt werden können.» Der Vizesprecher betont: «Die Kommunikationsverantwortlichen kommunizieren so zweckmässig wie möglich.»
Doch die Art und Weise, wie das VBS kommuniziert, gleicht öfter mehr Werbung als Information. Manche sprechen gar von Propaganda. SP-Nationalrat Fabian Molina sagt: «Die Kommunikation des VBS entspricht nicht dem, was man sich von Behörden gewohnt ist. Es gibt Leitfäden, die eingehalten werden müssen. Der Bund muss sachlich informieren.»
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