Vaterschaftsurlaub: Komitee bietet Rückzug der Initiative an
Initiant Adrian Wüthrich fürchtet, dass die Elternzeit «auf Jahre hinaus» blockiert wird. Nun signalisiert er Entgegenkommen – unter einer Bedingung.
Plötzlich wird in der Gleichstellungsdebatte alles durcheinandergewirbelt – weil jetzt auch die SP mitmischen will. Sie kündigte vor einer Woche eine Elternzeit-Initiative an. Das bringt nicht nur eine Gruppe aus dem Umfeld der Onlineplattform Wecollect unter Druck, die zum gleichen Thema Unterschriften sammeln will. Betroffen ist auch die Initiative für einen Vaterschaftsurlaub. Deren Vertreter gehen jetzt selbst in die Offensive: Sie zeigen sich neuerdings bereit, ihre Initiative zurückzuziehen.
«Wir dürfen den Elternzeit-Vorhaben nicht den Schwung nehmen», sagt SP-Nationalrat Adrian Wüthrich, der den Verein hinter der Vaterschaftsurlaub-Initiative leitet. Wenn das Volk in einer Abstimmung einen vierwöchigen Urlaub ablehne, behindere das die Einführung der Elternzeit. «Das Thema könnte auf Jahre hinaus blockiert werden. Dieses Risiko sollten wir nicht eingehen.» Deshalb ist der Rückzug der Initiative eine «ernsthafte Option». Allerdings stellt Wüthrich eine Bedingung: Das Parlament muss in der Herbstsession dem Gegenvorschlag, einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, zustimmen.
Das Entgegenkommen überrascht nicht. Die Chancen sind gut, dass der Gegenvorschlag im Bundeshaus eine Mehrheit findet. Zudem wird die Vaterschaftsurlaub-Initiative mittlerweile bereits als rückständig angesehen, was die Erfolgsaussichten in einer Abstimmung schmälert. Mit dem Rückzugsangebot verbindet Wüthrich aber auch den Wunsch, dass bei der Elternzeit nun alle zusammenspannen. «Wir müssen diese gemeinsam in einer Allianz der Zivilgesellschaft anpacken», sagt er. Das sei auch das Rezept der Vaterschaftsurlaub-Initiative, bei welcher 160 Organisationen involviert seien. «Es bringt nichts, wenn jeder für sich eine Initiative einreicht.»
Jedoch ist keineswegs klar, dass sich die Gruppen finden werden. In der SP kommt die neue Konkurrenz durch die Wecollect-Campaigner nicht nur gut an. Das neue Elternzeit-Projekt kann auch als Versuch der Sozialdemokraten verstanden werden, den Lead in diesem Bereich zurückzuerlangen. Zudem unterscheiden sich die beiden Begehren. Die Wecollect-Variante sieht eine Elternzeit von je 15 Wochen für Mütter und Väter vor. Die SP möchte weiter gehen und nebst einem Mutter- und Vaterschaftsurlaub von je 14 Wochen auch noch eine Elternzeit von mindestens zehn Wochen draufpacken.
SP und Wecollect geben sich gesprächsbereit
Wecollect gibt sich selbstbewusst. Das Team will die Arbeiten weiter vorantreiben und im Oktober den Initiativtext festlegen. Das Ziel ist, die Initiative innerhalb von fünf Jahren umzusetzen. «In diesem Zeitraum eine Gleichstellung bei der Elternzeit zu erreichen, ist realistisch. Wir sind überzeugt, dass dies der nächste Schritt sein muss», sagt Projektleiter Che Wagner. Die bisherigen Sondierungen mit möglichen Partnern stimmen ihn optimistisch, dass eine breite Allianz zustande kommt. Die Grünen haben ihr Interesse schon angemeldet: «Wir hoffen, auch mit der SP zusammenzuarbeiten.»
Die SP zeigt sich ebenfalls gesprächsbereit. «Das Ziel muss sein, dass wir einen gemeinsamen Weg finden und nicht zwei Initiativen zum gleichen Thema einreichen», sagt SP-Nationalrätin Nadine Masshardt. Welches Initiativprojekt die Partei am Ende verfolgen werde, entscheide die Delegiertenversammlung.
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