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Verstörende Szenen
Vater Djokovic feiert in Melbourne mit Putin-Fans

Bester Laune: Srdjan und Dijana Djokovic, nachdem ihr Sohn den Halbfinal erreicht hat.
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Neun Tage war das Australian Open so unpolitisch verlaufen, wie sich das die Organisatoren gewünscht hatten. Nur die aufmunternde Kamera-Botschaft des Russen Karen Chatschanow an die mehrheitlich armenischen Einwohner der nicht anerkannten Republik Azarch (vormals: Berg-Karabach), die sich nicht Aserbaidschan zugehörig fühlen, sorgte für kurze Irritationen und eine Protestnote des Tennisverbands Aserbaidschans. Chatschanow ist armenischstämmig.

Ansonsten hatten sich die russischen Spielerinnen und Spieler aber vornehmlich herausgehalten aus politischen Diskussionen und vereinzelte Verunglimpfungen und Provokationen durch Zuschauer nicht erwidert. Doch am späten Mittwochabend nach dem lockeren Sieg von Novak Djokovic über Andrej Rublew eskalierte die Situation. Zahlreiche pro-russische Anhänger hatten sich Zutritt zur Anlage verschafft und feierten mit Sprechchören Wladimir Putin und Russland. Dies zeigen Fotos und Videos, die auf den sozialen Medien kursieren.

Ein Mann mit dem Buchstaben Z auf der Brust als Unterstützung für den russischen Angriffskrieg.

Was die Situation noch pikanter macht: Mittendrin war Srdjan Djokovic, der Vater des neunfachen Siegers Novak. Die Kundgebungen sind zu deuten als Schulterschluss zwischen serbischen und russischen Fans, die Flaggen beider Nationen wurden geschwenkt. Vater Djokovic posierte für ein Video mit zwei anderen Männern, wobei der eine eine russische Flagge mit dem Konterfei Putins hochhielt und ein T-Shirt mit dem Buchstaben Z trug, der die Unterstützung für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine symbolisiert. In der Arena hatte bereits ein anderer Mann ein solches Shirt zur Schau getragen – was verboten ist.

Vater Djokovic dürfte klar gewesen sein, in welcher Gesellschaft er sich da befand. Der Mann neben ihm grüsste Alexander Saldostanow, den Chef der russischen Motorradgang «Nachtwölfe», die eng mit dem russischen Präsidenten verbunden ist und als «Putins Engel» bezeichnet werden. Er sendete Grüsse von Melbourne nach Moskau. Auf dem Youtube-Kanal eines Rechtsaktivisten mit Verbindungen zu Russland wird der Auftritt von Srdjan Djokovic gefeiert.

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Offenbar war die Aktion, im Melbourne Park für Russland zu protestieren, geplant gewesen. Der Youtuber hatte tags zuvor dazu aufgerufen, weil das Turnier ab dem zweiten Turniertag Flaggen von Russland und Weissrussland auf der Anlage verboten hatte. «Es geht jetzt um Ehre und Würde. Das hat nichts mit dem Krieg zu tun. Dies ist ein Angriff auf die Freiheit in Australien. Das ist Diskriminierung. Das ist Rassismus. Es ist illegal, die Flagge eines Volkes zu verbieten.»

In Wimbledon vergangenes Jahr waren Spielerinnen und Spieler aus Russland und Weissrussland nicht zugelassen gewesen, was dem Turnier viel Kritik eintrug. An den anderen Turnieren dürfen die Athletinnen und Athleten dieser Länder spielen, allerdings nur unter neutraler Flagge. Und pro-russische Proteste sind verboten. Hingegen waren in den ersten eineinhalb Wochen im Melbourne Park viele ukrainische Flaggen zu sehen gewesen.

Der Krieg spaltet die Garderobe, die ukrainische Spielerin Marta Kostyuk etwa weigert sich, Russinnen oder Weissrussinnen, die sich nicht explizit gegen den russischen Angriffskrieg ausgesprochen haben, nach Spielen die Hand zu schütteln. Trotzdem: In den letzten Monaten schien sich die Lage hinter den Kulissen indes etwas beruhigt zu haben. Dieser Zwischenfall in Melbourne bringt das Thema wieder an die Oberfläche.

So reagiert Tennis Australia

Tennis Australia reagierte mit verschiedenen Statements. Eine Sprecherin bestätigte zunächst, dass «eine kleine Gruppe von Personen nach dem Spiel am Mittwochabend unangemessene Flaggen und Symbole gezeigt und das Sicherheitspersonal bedroht hat und aus dem Stadion verwiesen wurde». Am Donnerstagnachmittag hiess es: «Die Spieler und ihre Teams wurden informiert und an die Veranstaltungsrichtlinien in Bezug auf Flaggen und Symbole erinnert und aufgefordert, jede Situation zu vermeiden, die zu Störungen führen könnte.» Srdjan Djokovic wird nicht explizit erwähnt, ist aber wohl gemeint.

Novak Djokovic hatte sich stets gegen den Krieg ausgesprochen. Er kann für die Aktionen seines Vaters natürlich nicht verantwortlich gemacht werden. Dieser hatte schon mehrmals für Kontroversen gesorgt, als er etwa Roger Federer anfeindete oder seinen Sohn anlässlich der Visumsaffäre letzten Jahres als Jesus bezeichnete. Novak Djokovic wird sich nach seinem Halbfinal gegen den Amerikaner Tommy Paul bestimmt einige Fragen zu seinem Vater anhören müssen.

In einer früheren Version dieses Artikels stand, Srdjan Djokovic habe im Video, das ihn inmitten der Putin-Anhänger zeigt, gerufen: «Lang leben die Russen.» Korrekt ist, dass jener Ausruf von einem anderen in seiner Nähe stammt.