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Vail Resorts in der Schweiz
Crans-Montana ist noch nicht weltmeisterlich

Aussicht und Abfahrt sind glorios. Doch es gibt Investitionsbedarf in Crans-Montana.
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In Kürze:
  • Crans-Montana gehört seit dieser Saison zum amerikanischen Konzern Vail Resorts.
  • Noch herrscht am Schalter für den Epic Pass aber eher wenig Andrang.
  • Der Investitionsbedarf im Skigebiet ist deutlich sichtbar. Doch interessiert Vail das?
  • Tourismusdirektor Bruno Huggler zeigt sich optimistisch.

«Pick up» steht über dem Ticketschalter. Wer seinen Skipass bereits im Voraus online gekauft hat, darf aber nicht glauben, dort anstehen zu können. Wer es dennoch wagt, kann erleben, in harschem Ton darauf hingewiesen zu werden, dass dieser Schalter nur für Epic-Pass-Inhaber sei.

Stimmt, Epic Pass, da war ja was.

Seit dieser Saison gehört Crans-Montana, das Skigebiet am Walliser Sonnenhang, wie bereits Andermatt im Kanton Uri, dem amerikanischen Wintersportkonzern Vail Resorts. Vail setzt auf den Epic Pass, ein Abonnement für rund 1000 Dollar, das Skifahrende frühzeitig kaufen müssen. Dafür können sie die ganze Saison in den Skigebieten des Anbieters unlimitiert Ski fahren.

Personen stehen in einer Warteschlange an einem Schalter mit der Aufschrift ’Epic Pass Pick Up and Admin’ in einem Gebäude.

Die Gebiete der Firma Vail befinden sich hauptsächlich in den USA. Mit den zwei neuen Schweizer Wintersportorten im Portfolio will sie mehr Amerikaner und Amerikanerinnen zu Abonnenten machen.

Wie der Epic Pass in der Schweiz künftig angeboten wird, liessen die Amerikaner bisher offen. Denn für Schweizer Touristen lohnt sich dieser mit nur zwei Skigebieten nicht wirklich, und ein drittes konnte Vail bisher nicht kaufen. Entsprechend könnte eine Art billigere lokale Epic-Pass-Variante kreiert werden.

Diese Saison existieren in Crans-Montana noch mehrere Ticketkonzepte parallel, dynamische Preise, der Epic Pass und auch die klassische Tageskarte vor Ort. Wer nichts im Voraus gekauft hat, bezahlt stolze 89 Franken für die 140 Pistenkilometer, mit denen Crans-Montana im oberen Mittelfeld der Schweizer Skigebiete angesiedelt ist.

Vail Resorts nennt keine Besucherzahlen

Wirklich viel Betrieb herrscht an den Epic-Pass-Schaltern an diesem Samstag Anfang Februar nicht. Überzeugt Crans-Montana die Amerikaner zu wenig, um fürs Skigebiet extra in die Schweiz zu fliegen?

Holzbänke und Tische auf einer Terrasse mit Blick auf die schneebedeckten Alpen und eine wehende Schweizer Flagge unter einem strahlend blauen Himmel.

«Als börsennotiertes Unternehmen veröffentlicht Vail Resorts keine resortspezifischen Besucherzahlen», heisst es bei Vails. Anekdotisch habe man jedoch positive Rückmeldungen von der Community erhalten, dass sie in dieser Saison mehr nordamerikanische Besucher sehe, «die das wunderbare Erlebnis in Crans-Montana geniessen».

Das Skigebiet bietet Wintersportfans wirklich etwas: Teils lange, breite Abfahrten mitten durch die wunderschöne Bergwelt, und dies oft in der Sonne. Und auch an welscher Gastfreundlichkeit in den Hotels und Restaurants mangelt es nicht.

Veraltete Anlagen, kleine Gondeln

Doch der einstige Wohnort von Hollywoodstar Roger Moore, oberhalb von Siders, ist in die Jahre gekommen. In den kleinen Gondeln beispielsweise, die vom Ortsteil Montana auf die Piste führen, müssen Skitouristen stehen, und auch die Infrastruktur der Gondeln selbst und deren Umgebung lässt zu wünschen übrig: So führt beispielsweise der Ausgang nach der Fahrt ins Tal im Ortsteil Crans eng an den Toiletten vorbei und dann durch ein Skidepot.

Metalltür mit Glasfenster, auf dem Öffnungszeiten und Dienstleistungen in Französisch stehen. Ein Türgriff ist links angebracht.

Eine veraltete Infrastruktur ist kein Einzelfall in Schweizer Skigebieten. In nicht wenigen herrscht ein Investitionsstau, der durch die zusätzlichen Kosten durch den Klimawandel wie etwa für Beschneiungsanlagen noch vergrössert wird. Doch nicht alle Schweizer Skigebiete haben den Anspruch, Amerikanerinnen und Amerikaner über den Atlantik zu locken.

Immer wieder steht Vail auch in der Kritik, Quantität über Qualität zu stellen: In den USA streikten erst kürzlich die Rettungskräfte in einem der Skigebiete von Vail für bessere Löhne. Auch an der Börse scheint man vom Erfolg von Vail nicht mehr so überzeugt zu sein. Nach dem vorläufigen Höhepunkt 2021 hat sich der Wert der Aktien auf inzwischen etwa 166 Dollar mehr als halbiert.

Tourismusdirektor hofft auf zahlreiche Investitionen

Bereits 2027 sollen die alpinen Skiweltmeisterschaften in Crans-Montana stattfinden. An Medienanlässen in Zürich will Crans-Montana zeigen, dass man zur ersten Liga im Wintertourismus gehört. Bei Raclette und Weisswein erzählt man dann stolz, dass Vail innert fünf Jahren 30 Millionen Franken investieren will.

Person in roter Jacke mit Helm in Gondel mit Skiern, schneebedeckte Bäume draussen.

Reicht das? Es bestehen Zweifel. «Das sind gerade mal 6 Millionen pro Jahr, obwohl der Investitionsbedarf ein Vielfaches davon ist», sagt beispielsweise der Präsident der Bergbahnen Zermatt, Franz Julen. Die Bahnen in den Skigebieten von Vail seien grösstenteils veraltet.

Dieses Jahr wird Vail 4 Millionen Franken in Crans-Montana investieren, und zwar in Beschneiungsanlagen, wie der Konzern mitteilt. Man wolle das Gebiet und die Bedürfnisse der Skifahrer erst kennen lernen, erklärt ein Sprecher. Und bringt als Beispiel Andermatt, wo dieses Jahr 41 Millionen Franken unter anderem in neue Sessellifte investiert werden sollen.

Dass es Investitionsbedarf bei den Wintersportanlagen in Crans-Montana gibt, weiss auch Tourismusdirektor Bruno Huggler. «Wir warten nun auf die konkreten Pläne von Vail.» Es mache Sinn, dass sich Vail erst einmal alles gesamthaft anschauen wolle. «Ich bin sicher, dass die nötigen Investitionen getätigt werden.»

Huggler wünscht sich dort, wo die Touristen heute noch selbst von der Bushaltestelle hinauf zur Gondel im Teilort Crans laufen müssen, einen Lift, der direkt durch den Berg zur Gondel führt. «Das würde den Kundenkomfort massiv verbessern.» Und Crans-Montana wohl etwas näher dorthin bringen, wo man sich sieht, zur ersten Liga im Alpentourismus.