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US-Vorwahlen in Iowa
1:0 für Trump – aber der Sieg macht ihn noch nicht zum offiziellen Kandidaten

DES MOINES, IOWA - JANUARY 15: Republican presidential candidate, former U.S. President Donald Trump acknowledges supporters during his caucus night event at the Iowa Events Center on January 15, 2024 in Des Moines, Iowa. Iowans voted today in the state’s caucuses for the first contest in the 2024 Republican presidential nominating process. Trump has been projected winner of the Iowa caucus.   Chip Somodevilla/Getty Images/AFP (Photo by CHIP SOMODEVILLA / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
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Es war in Iowa wie gehabt eiskalt, als das amerikanische Wahljahr am späten Montag nun so richtig losging, aber Donald Trump hatte seine Betriebstemperatur längst erreicht. «Ich denke, wir werden heute Abend eine grossartige Nacht erleben», sprach der oberste Republikaner, ehe gegen Abend bei minus 22 Grad Aussentemperatur dieser Caucus eingeläutet wurde, eine erste Vorwahl seiner Partei. Trump ging als haushoher Favorit ins Rennen, und, ja, er gewann dann wie allgemein erwartet deutlich.

51 Prozent der republikanischen Wähler stimmten in diesem Bundesstaat für den Mann, der die USA von 2017 bis 2021 regiert hat und Anfang 2025 ins Weiße Haus zurückkehren will. Er wäre nach Grover Cleveland erst der zweite frühere Präsident, dem nach einer Abwahl das Comeback gelingt, inzwischen ist das ein absolut ernst zu nehmender Gedanke. Es sieht ganz so aus, als habe er diese GOP, die Grand Old Party von einstigen Staatsmännern wie Abraham Lincoln oder Ronald Reagan, ziemlich im Griff.

Überraschend ist diese Erkenntnis nicht, seit Monaten führt dieser Mann in allen Umfragen seiner Riege mit grossem Abstand. Bescheidenheit gehört insgesamt nicht zu seinen auffälligsten Charakterzügen. Er werde Iowa gewinnen, «und dann werden wir den korrupten Joe Biden im November vernichten», verkündete Trump mit der ihm eigenen Wortwahl. Nach gegenwärtigem Stand wird er wie 2020 gegen Biden antreten, diesmal als Herausforderer und nicht wie damals als Titelverteidiger.

Trump bekam bei dieser Premiere 2024 mehr Unterstützung als seine beiden hartnäckigsten Verfolger zusammen, sofern man bei den von ihm beherrschten Republikanern noch von Verfolgung sprechen kann. Auf Rang zwei scheint in Iowa mit ungefähr 21 Prozent Ron DeSantis zu folgen, ganz knapp vor Nikki Haley mit gut 19 Prozent. Das darf als kleiner Erfolg für DeSantis verstanden werden, den Gouverneur von Florida, und eher als Enttäuschung für seine Rivalin Haley – es hatte zuletzt so ausgesehen, als sei sie bei diesem Duell der besten Verlierer vorn.

Am Dienstag Primaries in New Hampshire

Wirklich bedeuten muss das in diesem Fall andererseits noch wenig. Bereits am Dienstag kommender Woche steht die Fortsetzung an, die Primaries in New Hampshire.

Dort im Nordosten und danach in ihrer Heimat im Süden liegen die Vorteile bei Nikki Haley, der ehemaligen Gouverneurin von South Carolina und nachmaligen Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen. Sie vertritt unter den drei wichtigsten Bewerbern der Republikaner einen vergleichsweise verträglichen Kurs: ebenfalls konservativ, aber weg von Trumps Kollision mit der Demokratie, moderater auch als der Kulturkrieger DeSantis.

Der Wettbewerb der beiden geht jetzt zumindest in die nächste Runde. «Ich gratuliere Nikki und Ron dazu, dass sie eine schöne Zeit miteinander verbringen», spottet Trump. Optimisten, die seinen Durchmarsch für dennoch keineswegs naturgegeben halten, könnte das Ergebnis auch Hoffnung machen. Fast die Hälfte der republikanischen Sympathisanten ist demnach nicht ausschliesslich begeistert von einem Frontrunner, der gegenwärtig mit vier Prozessen im Zuge von Anklagen in insgesamt 91 Straffällen zu kämpfen hat.

Trump verlor 2016 und schaffte es dennoch ins Oval Office

Auch wird ein Sieger in Iowa am Ende nicht automatisch der offizielle Kandidat einer Partei, im Gegenteil. Trump selbst verlor bei seinem Einstand 2016 in dieser Region und schaffte es schliesslich trotzdem ins Oval Office, das wichtigste Büro der Welt, vielen anderen späteren Präsidenten ging es ähnlich. Ausnahmen waren George W. Bush im Jahr 2000 sowie die Demokraten Jimmy Carter 1976 und Barack Obama 2008, deren jeweils verblüffender Aufstieg bei dieser Gelegenheit begann.

Bis zuletzt nahmen demokratische Aspiranten noch teil am Iowa Caucus, der den Blick der Nation und weiter Teile der übrigen Welt für ein paar Wochen und vor allem eine Nacht auf eine sonst nachrangige Gegend mitten in Amerika lenkt. Diesmal war dieses Ereignis ausserdem deshalb auffällig, weil alle Beteiligten bei jedem Schritt ins Freie furchtbar froren und Blizzards über die schneebedeckten Strassen peitschten. Der nationale Wetterdienst warnte vor «lebensgefährlicher Kälte». Wer beim Tanken kurz die Handschuhe auszog, um die Kreditkarte aus der Tasche zu kramen, dem froren rasch die Finger ein. Demokraten allerdings waren nicht am Start.

Viele US-Bürger finden Biden zu alt

Die Demokratische Partei beginnt ihren internen Wettbewerb Richtung Nominierungskongress im August in Chicago am 23. Januar in New Hampshire, und auch dort zunächst ohne ihren einzigen ernsthaften Vertreter. Präsident Biden steht dort nicht auf dem Wahlzettel und steigt stattdessen erst im Februar in South Carolina ein. Sollten nicht aussergewöhnliche Umstände doch noch einen Personalwechsel erfordern, dann wird er versuchen, seine Amtszeit um vier Jahre zu verlängern – auch wenn viele Landsleute finden, er sei mit 81 zu alt.

Wenn ebenfalls keine Wende eintritt, dürfte sein Gegner zum zweiten Mal der übrigens nur vier Jahre jüngere Mr. Trump sein. Trotz allem. Die Mehrheit der republikanischen Wählerschaft folgt dessen Lüge, dass Biden ihm beim ersten Mal den Erfolg geklaut hatte.

Auch gibt es ganz offenkundig noch genügend Amerikaner, die den Angriff vom 6. Januar 2021 auf das Kapitol in Washington nicht schlimm genug fanden, um den mutmasslichen Rädelsführer vom bedeutendsten Job im Lande fernzuhalten. Aber Iowa war nur der Anfang, nicht das Finale. Es ist Januar. Noch zehn Monate, zahlreiche Abstimmungen und mehrere Gerichtsverhandlungen bis November.