Corona-Anstieg in den USAUS-Virusexperte Fauci «frustriert» über Impfgegner
Während die Fallzahlen in den Vereinigten Staaten drastisch ansteigen, hat die Impfquote ein Plateau erreicht. Topvirologe Anthony Fauci zeigt sich besorgt – und wird wiederholt persönlich attackiert.
Der US-Gesundheitsexperte Anthony Fauci fand am Sonntag klare Worte zum Tempo der Corona-Impfungen und den steigenden Infektionszahlen in den Vereinigten Staaten. «Wir sind auf dem falschen Kurs», sagte der Immunologe und Chefberater der amerikanischen Regierung für die Virusbekämpfung dem Fernsehsender CNN. Das Land befinde sich gerade in einer «unnötigen Misslage» und könnte in Schwierigkeiten sein, wenn sich nicht bald mehr Menschen impfen liessen.
Dabei befanden sich die USA im Frühjahr noch auf einem guten Weg. Die Impfkampagne schritt voran, pro Tag liessen sich rund vier Millionen Amerikaner gegen das Coronavirus impfen. Auch die Fallzahlen gingen in dieser Zeit stetig zurück, die oberste Seuchenbehörde des Landes, das Center for Disease Control (CDC), hob sogar die Maskenpflicht schrittweise auf.
Knapp die Hälfte der US-Bevölkerung nicht geimpft
Doch seit Wochen steigt die Zahl der Neuinfektionen aufgrund der rasanten Ausbreitung der Delta-Variante stetig an. Zurzeit werden durchschnittlich 51’000 Fälle pro Tag gemeldet – mehr als viermal so viele wie vor einem Monat.
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Auch an der Impffront sieht es düster aus. Im Schnitt werden nur noch knapp 500’000 Menschen täglich geimpft. Präsident Joe Bidens Ziel, bis zum Nationalfeiertag am 4. Juli 70 Prozent der Gesamtbevölkerung zumindest mit einer Dosis versorgt zu haben, wurde verfehlt. Zurzeit sind laut CDC etwa 57 Prozent der Impfberechtigten einmal geimpft, knapp die Hälfte, also 163 Millionen Amerikaner, hat den vollen Schutz.
Dies bedeutet wiederum, dass fast die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung nicht geimpft ist und etwa 30 Prozent der Erwachsenen nicht einmal eine Dosis erhalten haben. Dies, obwohl die USA zu den wenigen Ländern gehören, die eigentlich genug Vakzine hätten, um jeden Staatsbürger zu schützen. Somit hat das Land laut einer Studie nach Russland die höchste Rate an Impfverweigerern.
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Unter den ungeimpften Erwachsenen gaben 35 Prozent bei einer Umfrage an, dass sie sich wahrscheinlich nicht impfen lassen werden. 45 Prozent sagten, dass sie sich definitiv nicht impfen lassen würden. Die grosse Zahl an Impfskeptikern und -verweigerern hat die Impfkampagne zum Erlahmen gebracht.
«Die einzige Pandemie, die wir haben, ist unter den Ungeimpften», warnte Biden vergangene Woche. «Das ist der Grund, warum wir da draussen unterwegs sind und praktisch darum betteln, dass sich die Menschen impfen lassen», sagte auch sein Berater Fauci. Er selbst sei «sehr frustriert» ob des Verhaltens bestimmter Gruppen.
Republikaner lassen sich weniger impfen
Besonders angespannt ist die Lage in Staaten mit geringer Impfquote. Dazu gehören unter anderem Arkansas, Florida, Louisiana, Missouri und Nevada. Auch die politische Kluft in den USA spielt bei den steigenden Fallzahlen eine Rolle. Laut einer aktuellen Studie der Kaiser Family Foundation ist die Impfquote in Bezirken, die für den damaligen US-Präsidenten Donald Trump gestimmt haben, deutlich niedriger als in jenen, die für Biden gestimmt haben.
Der frappante Unterschied in der Impfbereitschaft ist auch im US-Kongress ersichtlich. Gemäss «New York Times» sind weniger als die Hälfte der Republikaner im Repräsentantenhaus geimpft, bei den Demokraten sind alle geschützt. Republikanische Gesetzgeber, wie etwa die Senatoren Ron Johnson und Rand Paul, aber auch prominente Moderatoren wie Tucker Carlson vom konservativen TV-Sender Fox News haben wiederholt ihre Skepsis gegenüber Impfstoffen geäussert.
Überraschende Richtungswechsel
Doch der drastische Anstieg von Neuinfektionen hat nun auch einige Konservative zu einem überraschenden Richtungswechsel bewegt. So überraschte einer der Topmoderatoren von Fox News, Sean Hannity, kürzlich während einer Sendung mit der Aussage, dass er an die Wissenschaft des Impfens glaube.
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Auch Mitch McConnell, Minderheitsführer der Republikaner im Senat, rief letzte Woche bei einer Pressekonferenz im Capitol dazu auf, sich impfen zu lassen. «Diese Spritzen müssen so schnell wie möglich in den Arm eines jeden», sagte McConnell.
Fauci unter Beschuss
Doch während Fauci gegen die Impfmüdigkeit kämpft, wird er vermehrt zum Ziel von persönlichen Attacken. Bereits der damalige US-Präsident Trump schoss wiederholt scharf gegen seinen Chefvirologen. So nannte er ihn «ein Desaster» und drohte, Fauci nach der Wahl womöglich zu feuern. «Es ist wie im Film ‹Der Pate› – nichts Persönliches, nur Business», entgegnete dieser mit stoischer Gelassenheit. «Ich will nur meinen Job machen und die Menschen schützen.»
Doch in den letzten Tagen drohte unter dem wachsenden Druck auch die Fassade des sonst so besonnenen Virusexperten zu bröckeln. So lieferte sich Fauci vergangene Woche bei einer Anhörung vor dem Senat ein heftiges Wortgefecht mit einem konservativen Senator. Dabei wehrte sich der Mediziner gegen die Andeutung des Republikaners Rand Paul, er habe über Forschung und den möglichen Auslöser des Coronavirus gelogen.
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«Ich habe nicht vor dem Kongress gelogen», sagte der Topvirologe. «Ich habe nie gelogen. Bestimmt nicht vor dem Kongress. Schluss.» Der Senator wisse nicht, wovon er rede, erklärte Fauci aufgebracht. «Wenn hier irgendjemand lügt, Senator, dann sind Sie das.» Paul kündigte wenige Tage nach dem hitzigen Gespräch an, das Justizministerium um Ermittlungen gegen Fauci zu ersuchen.
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