An der Grenze verhaftet«Sie behandelten mich wie einen Schwerkriminellen»: Deutscher Tourist spricht über seine Haft in den USA
Lucas Sielaff wurde die Einreisebewilligung an der US-mexikanischen Grenze entzogen. Drei Wochen sass er in amerikanischer Abschiebehaft.

- Lucas Sielaff sass drei Wochen in einem US-Abschiebegefängnis.
- Seine Erfahrung in Haft beschreibt er als «schrecklich». Er habe Beamtenwillkür erlebt.
- Trotz Esta-Genehmigung kann die Einreise bei Verdacht verweigert werden.
- Sielaff empfiehlt Touristen, die Landgrenze bei San Diego zu meiden.
Der deutsche Tourist Lucas Sielaff besuchte seine Verlobte in den USA. Gemeinsam reisten sie von Las Vegas nach Mexiko. Beim Versuch, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, entzogen ihm Grenzbeamte am 18. Februar seine Einreisebewilligung (Esta).
Statt nach Las Vegas ging es für den 25-Jährigen in ein US-Abschiebegefängnis in Otay Mesa. Nach rund drei Wochen wurde er entlassen und zum Flug nach Deutschland eskortiert. Mit dieser Redaktion spricht er über die US-Abschiebehaft.
Lucas Sielaff spricht von «absoluter Beamtenwillkür»
«Es war eine schreckliche Erfahrung, die ich niemandem wünsche», sagt Lucas Sielaff am Telefon. «Ich bin gerade einfach unglaublich glücklich, wieder zu Hause zu sein.» In der Einrichtung habe er Angst gehabt, immerhin sei es ein Gefängnis, und er habe nicht gewusst, aus welchen Gründen die anderen Insassen sich dort befunden hätten.
Von den Angestellten sei er im Otay Mesa Detention Centre nach deren Belieben behandelt worden: «Mein Tag hing davon ab, wie die Beamten gelaunt waren.» Manche seien «okay» gewesen, andere haben ihn laut seiner Schilderung angeschrien und ihn nicht mal ein Glas Wasser holen lassen. «Es war absolute Beamtenwillkür.»

Das private Gefängnisunternehmen Core Civic betreibt Otay Mesa. Als sich Sielaff noch in Haft befand, sagte es auf Nachfrage lediglich: «Core Civic kennt nicht die Umstände der Personen, die in unseren Einrichtungen untergebracht sind. Unsere Aufgabe ist es, jede Person respektvoll und menschlich zu betreuen, während sie das ihr zustehende rechtliche Verfahren erhält.»
Schlechte Sprachkenntnisse führten zu Missverständnis
Zu seiner Verhaftung kam es aufgrund eines Missverständnisses an der Grenze. So schilderte es seine Verlobte in einem früheren Gespräch dieser Redaktion. Das bestätigt Lucas Sielaff. Bei der Frage nach seinem Wohnort kam es zu Problemen.
Der Deutsche sagt: «Ich habe die Grenzbeamten schlecht verstanden.» Er habe angegeben, dass er in Las Vegas sein werde. «Dann haben sie meine Worte verdreht und es so interpretiert, als würde ich dort wohnen. Dabei habe ich gesagt, dass ich Tourist bin.»
Daraufhin wurde Sielaff weiter befragt. Im Verlauf des Gesprächs wurden ihm Handschellen angelegt, und es hiess, er müsse dortbleiben. «Es ist eine Frechheit, ich war einfach zu Besuch, und die stecken mich in Haft», sagt er.
In Ketten ging es zum Flughafen
Im Otay Mesa Detention Centre habe man ihm kaum Informationen gegeben. «Jedes Mal, wenn ich Fragen zu meinem Fall gestellt habe, hiess es nur, man wisse nichts dazu.» Man habe nur immer wiederholt, dass es Tage, Wochen oder Monate dauern könne, bis er herauskomme.
Am 5. März war es dann so weit. Die Entlassung sei plötzlich gekommen, seine Verlobte habe ihm einen bestimmten, von der Einwanderungsbehörde ausgesuchten Flug buchen müssen. «Zum Flughafen wurde ich in Handschellen, Fussfesseln und mit Ketten um den Bauch eskortiert. Das volle Programm. Ich wurde behandelt wie ein Schwerkrimineller.»
Erst nach Ankunft des Fluges in München sei ihm sein Reisepass von der Lufthansa-Crew ausgehändigt worden. Zurück in Deutschland sei er froh, seine Rechte zurückzuhaben. In den USA habe er sich gefühlt, als hätte er keine.
Weitere deutsche Touristin in US-Abschiebehaft
Lucas Sielaff sagt: «Über die Landgrenze bei Tijuana einzureisen, ist für Touristen gefährlich. Man sieht es ja an meinem Fall und an dem von Jessica Brösche.» Auch Brösche ist Deutsche und reiste ebenfalls mit Esta über die Grenze zwischen San Diego und Tijuana ein. Sie befindet sich seit über sechs Wochen in dem Abschiebegefängnis, in dem auch Sielaff einsass. Ihr wird von den Behörden vorgeworfen, geplant zu haben, in den USA zu arbeiten.
Lucas Sielaff rät anderen Touristen nach seinen Erfahrungen dennoch nicht gänzlich von USA-Reisen ab. Er empfiehlt aber, nicht über die Landgrenze bei San Diego einzureisen: «Touristen, die in die USA wollen, sollten lieber fliegen.» Bei seinem Hinflug habe er keinerlei Probleme mit den Beamten am Flughafen gehabt.
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