Unstimmigkeiten vor AusstellungKunsthaus Zürich bestätigt Bruch mit Bührle-Beirat
Direktorin Ann Demeester bekräftigt die Gerüchte um den geschlossenen Rücktritt des Bührle-Beirats. Dieser äussert sich kommende Woche.
Das Kunsthaus Zürich bestätigte am Freitagmittag den Bruch mit dem wissenschaftlichen Beirat der neuen Bührle-Ausstellung, deren Eröffnung am 3. November geplant ist. Am Donnerstag hatten in den Medien – zuerst im Deutschlandfunk – Gerüchte die Runde gemacht, wonach der Beirat geschlossen zurückgetreten sei.
In einer Medienmitteilung erklärt das Kunsthaus den Bruch zwischen Beirat und Kunsthaus so: «Nach Unstimmigkeiten über das Gewicht, welches die individuellen Schicksale früherer Eigentümerinnen und Eigentümer, die Opfer des NS-Unrechtsregimes geworden waren, in der Ausstellung spielen, ist der Beirat am 13. Oktober geschlossen zurückgetreten.» Der wissenschaftliche Beirat hat das Kunsthausteam bei der Planung und Gestaltung der geplanten Ausstellung begleitet.
Beirat informiert nächste Woche
Der Beirat äusserte sich auch am Freitag nicht offiziell. Er hat seine Kritik an der Ausstellung offenbar in einem Dokument ausformuliert, das dieser Redaktion jedoch nicht vorliegt. Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Museologin Angeli Sachs, die als Sprecherin des Beirats fungiert, sagt auf Anfrage lediglich, dass der Beirat an der Pressekonferenz vom 2. November ausführlich zu der Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus und den Gründen für seinen Rücktritt Stellung nehmen werde.
«Am Ende stimmten wir darin überein, dass wir nicht in allen Aspekten der konkreten Umsetzung übereinstimmen.»
Ann Demeester, die Direktorin des Kunsthauses, wird in der Medienmitteilung wie folgt zitiert: «Unsere zwölfmonatige Zusammenarbeit war von grossem gegenseitigem Respekt getragen. Aber am Ende stimmten wir darin überein, dass wir nicht in allen Aspekten der konkreten Umsetzung übereinstimmen; das ist bedauerlich und zeigt, wie komplex die Thematik ist.» Sie danke den Mitgliedern des Beirats, dass sie die Konzeption der Ausstellung in vielen Aspekten entscheidend mitgeprägt hätten. Zugleich bedaure sie aber, dass man in der konkreten Umsetzung keinen Konsens gefunden habe.
In der Neuausstellung der Sammlung Emil Bührle mit dem Titel «Eine Zukunft für die Vergangenheit. Sammlung Bührle: Kunst, Kontext, Krieg und Konflikt» gehe es um Kunst und Geschichte und um unterschiedliche Stimmen und Meinungen, schreibt das Kunsthaus. Das Museum mache diese Meinungen öffentlich und gehe davon aus, dass die Präsentation weiterhin kontroverse, aber auch wertvolle Diskussionen auslösen werde.
Dem Expertenbeirat gehören neben Angeli Sachs auch die Provenienzforscherin Nikola Doll vom Kunstmuseum Bern, die Bühnenbildnerin Muriel Gerstner, die Museologin Sarah Kenderdine von der Universität Lausanne, der Geschichtsprofessor Matthieu Leimgruber von der Universität Zürich, die Historikerin Stefanie Mahrer von der Universität Basel und Bern sowie der Schriftsteller Thomas Meyer an.
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