AboInterview mit Boris Johnson«Unser Geheimdienst glaubt, die russischen Ressourcen könnten in den nächsten Monaten erschöpft sein»
Der britische Premier warnt vor einer weltweiten Ukraine-Müdigkeit. Olaf Scholz findet er in dieser Krise grossartig, und sein Land sieht er trotz Brexit als eine Stütze Europas.
Boris Johnson ist am Mittwoch nach Ruanda geflogen, zum Treffen der Commonwealth-Staaten, am Samstag wird er von dort aus nach Garmisch-Partenkirchen reisen. Auf Schloss Elmau beginnt am Sonntag der G-7-Gipfel. Vorher hat er noch ein bisschen Zeit für ein Interview: Der britische Premierminister, der sich händeschüttelnd mit «Boris» vorstellt, empfängt diese Redaktion und drei andere grosse europäische Zeitungen zum Gespräch im zweiten Stock von No. 10 Downing Street, im ehemaligen Büro von Margaret Thatcher. An der Wand hängt ein riesengrosses Bild von Thatcher, in den edlen Holzschränken stehen Unterhaus-Debatten der vergangenen Jahrzehnte in gebundenen Bänden. Johnson hat turbulente Monate hinter sich, der Skandal um Lockdown-Partys in Downing Street ist ein Thema, das ihn permanent begleitet. Darüber reden will er jetzt nicht mehr, zu Partygate, sagt er, «habe ich wirklich alles gesagt». Gerade erst hat er ein Misstrauensvotum in seiner Partei nur knapp gewonnen. Knapper als einst Thatcher, kurz vor ihrem Rücktritt.