Unglück in ItalienAusflugsschiff gekentert: Vier Tote auf dem Lago Maggiore
Während einer Geburtstagsfeier kenterte ein Schiff, als ein heftiger Sturm über die Region zog. Einzelne Verunglückte konnten ans Ufer schwimmen und Hilfe holen.
Vier Menschen sind nach dem Kentern eines Ausflugsschiffs auf dem Lago Maggiore in Norditalien ums Leben gekommen. Laut Medienberichten handelt es sich um zwei Frauen und zwei Männer – unter ihnen waren demnach zwei italienische Touristen, ein israelischer Staatsbürger sowie die russische Ehefrau des Bootsbesitzers. Der Leichnam des vierten Opfers wurde nach langer Suche am Montagmorgen vom Grund des Sees geborgen. Es werden nun keine weiteren Menschen vermisst, alle anderen Personen konnten gerettet werden.
Opfer aus der Schweiz gab es keine, wie das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage mitteilte. Laut Medienberichten waren unter den Gästen Italiener und Ausländer, offenbar aus England und Israel.
Das Schiff war am Sonntag gegen 19 Uhr während eines Unwetters am südlichen Ende des Sees nahe des Ortes Sesto Calende, der zur Region Lombardei gehört, gekentert. Etliche Leute konnten ans Ufer schwimmen, das rund 150 Meter entfernt war, und Hilfe holen. Einige der geretteten Bootsinsassen mussten ins Spital eingeliefert werden. Niemand von ihnen schwebte am Montagmorgen in Lebensgefahr.
Nach Angaben des Präsidenten der Region Lombardei, Attilio Fontana, war das Schiff wegen einer Windhose gekentert, als am Sonntagabend ein Sturmsystem über die nördliche Lombardei zog. Das 16 Meter lange Boot sei von Touristen gemietet worden, teilte er auf dem sozialen Netzwerk Facebook mit.
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Es dürfte sich um ein Hausboot gehandelt haben – Boote dieser Art werden Medienberichten zufolge auf dem zweitgrössten See Italiens vermehrt an Touristen vermietet. Fontana hatte in der Nacht bei Facebook noch von einem «Segelboot» geschrieben.
An Bord des Bootes befanden sich 25 Menschen, darunter Touristen und zwei Besatzungsmitglieder. Es soll sich um eine Gruppe von Freunden handeln, die das Boot für eine Geburtstagsfeier mieteten, berichtet Varese News.
Experten erklären spezielles Phänomen
Wetterexperten sprechen im Zusammenhang mit dem Unglück nicht von einer Windhose, sondern von Gewitterböen. Der italienische Meteorologe Mattia Gussoni sagt auf Anfrage, ein sogenannter Downburst habe das Unglück verursacht. Dabei handle es sich um einen kalten Windstoss mit über 100 km/h, der aus einem Gewitter auf den Boden schiesse und sich dort schnell ausbreite. Solche Fallböen hätten ähnliche Zerstörungskräfte wie Tornados, weshalb sie oft damit verwechselt würden. Im Juli 2021 sorgte ein Downburst in einer Sturmnacht in der Region Zürich für grosse Zerstörungen.
Solche Downbursts oder auch Tornados liessen sich nicht vorhersagen, erklärt Gussoni. Schwere Gewitterstürme wie dieser es war, kündigen sich aber mindestens 24 Stunden im voraus an. Die Wettermodelle hätten denn auch alle auf die Gefahr eines heftigen Sturms am Sonntagabend hingewiesen.
Diese seien für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich, sagt Gussoni. Mit dem Klimawandel nähmen Gewitterstürme sogar noch zu. Ein normaler Sturm könnte ein solches Boot allerdings nicht zum kentern bringen, erklärt der Meteorologe. Bei diesem Downburst habe es sich um ein besonders intensives Ereignis gehandelt.
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Auch Meteorologe Jörg Kachelmann schreibt, dass es sich nicht um eine Windhose oder einen Wirbelsturm, sondern um normale Gewitterböen handelte. Das Boot und die Passagiere hätten demnach in Sicherheit gebracht werden sollen, zumal sich das Starkgewitter angekündigt hatte, wie Kachelmann schreibt.
Polizei ermittelt aufgrund der Sturmwarnungen
Die Carabinieri ermitteln nun die Hintergründe des Unfalls, etwa warum das Boot nicht rechtzeitig in den Hafen zurückkehrte – es hatte schon zuvor Unwetterwarnungen gegeben. Dafür muss das Wrack geborgen werden, das auf den Grund des Sees gesunken ist.
Der in den norditalienischen Regionen Piemont und Lombardei sowie in der Schweiz gelegene Lago Maggiore ist der zweitgrösste See Italiens und ein beliebtes Ferienziel.
SDA/anf
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