Extremwetter am PolarkreisUnglaubliche 30 Grad in der Arktis
Selbst im Hochsommer ist es bei uns nur selten so warm wie derzeit im hohen Norden.
Während wir über einen garstigen Mai wettern, erreichen uns erstaunliche Meldungen aus dem Polarkreis: Plus 30,5 Grad. In Russland ist es 20 bis 24 Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt. «Das ist aussergewöhnlich für jede Jahreszeit, aber verblüffend für den Mai», schreibt der schottische Meteorologe und Experte für Extremereignisse Scott Duncan in einem Tweet.
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Diese besondere Wetterkonstellation ist einem stark schlingernden Jetstream zu verdanken, dessen Weg weit nach Süden reicht, um dann nach Norden abzubiegen. Er bringt einerseits kalte Luft auf den europäischen Kontinent – die Temperaturen in Europa sind derzeit entsprechend unterdurchschnittlich. Andererseits führt der Jetstream warme Luftmassen in die hohen Breitengrade.
Es sind diese Luftmassen in höheren Schichten der Atmosphäre, welche die Druckgebiete auf der Erdoberfläche steuern und das tägliche Wetter in Europa bestimmen. An der sogenannten Polarfront des Jetstreams vermischt sich die warme Luft aus dem Süden mit den kalten Luftmassen aus dem Norden.
So liegt ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet über Zentraleuropa, das auch das Wetter im Alpenraum bestimmt. Über Russland und auch Finnland hat sich dafür ein stabiles Hoch entwickelt, das in den nächsten Tagen in diesem Gebiet weiterhin für warme Temperaturen verantwortlich ist. Die aktuellen Temperaturen in dieser Region seien selbst im Hochsommer ungewöhnlich, heisst es im Blog von Meteo Schweiz.
Arktis bereits im April zu warm
Eine ähnliche Konstellation hatten wir bereits im Vormonat. Europa erlebte den kältesten April seit 2003, wie der europäische Klimadienst Copernicus mitteilte. In Russland, aber auch im Nordosten und im Nahen Osten war es hingegen überdurchschnittlich warm.
In dieser Wetterentwicklung lässt sich jedoch kein Muster des Klimawandels erkennen. Die Erderwärmung wird aus physikalischen Gründen die Bahnen des Jetstreams verändern. Und die starke Erwärmung der Arktis hat zweifellos einen Einfluss auf die Strömung der Luftmassen um den Globus. Klimatologen können jedoch bis anhin noch keinen langfristigen Trend erkennen, dass gewisse Wetterlagen häufiger auftreten. Noch sind die natürlichen Schwankungen über mehrere Jahrzehnte zu gross.
Lange Kälteperioden sind verschwunden
Trotzdem sorgen sich die Wissenschaftler über die Entwicklung im hohen Norden. Der am Donnerstag veröffentlichte Bericht des «Arctic Monitoring and Assessment Programme» bestätigt das einmal mehr: Die durchschnittliche Erwärmung der Oberfläche zwischen 1971 und 2019 war dreimal stärker als die globale Zunahme in der gleichen Zeitperiode. Die Zahl extremer Hitzeperioden hat zugenommen, aussergewöhnliche Kältewellen nehmen hingegen ab. Kälteperioden, die länger als 15 Tage dauern, sind gemäss dem Bericht komplett in der Arktis verschwunden.
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