Verletzter ungarischer StürmerMehrere Brüche im Gesicht, Varga muss operiert werden
Barnabas Varga blieb gegen Schottland bewusstlos auf dem Rasen liegen. Laut dem ungarischem Fussballverband erlitt er Brüche und eine Hirnerschütterung, befindet sich aber in stabilem Zustand.
Es ist ein Schockmoment im Spiel zwischen Schottland und Ungarn in der Schweizer Gruppe A: Ungarns Stürmer Barnabas Varga bleibt nach einer Freistossflanke in den gegnerischen Strafraum und nach einem Duell mit dem schottischen Torhüter Angus Gunn bewegungslos auf dem Platz liegen.
Das medizinische Notfall-Personal eilt auf den Rasen, Helfer bauen einen Sichtschutz auf, die Mit- und Gegenspieler bangen, die Zuschauer im Stadion sind schockiert, das Fernsehpublikum besorgt. Die Momente erinnern an den Dänen Christian Eriksen, der an der EM 2021 ohne gegnerischen Einfluss zusammensackte, um sein Leben kämpfte und gerettet werden konnte.
Varga wird am Sonntagabend in Stuttgart ins Spital überführt, und noch während des Spiels heisst es, er sei beim Abtransport ansprechbar gewesen. In der Nacht auf Montag kommt vom ungarischen Fussballverband auf der Social-Media-Plattform X die nächste Nachricht, die Hoffnung macht.
Varga sei in stabilem Zustand in einem Stuttgarter Krankenhaus. Vom Nachrichtendienst X wörtlich übersetzt heisst es: «Der Zustand von Barnabás Varga ist stabil! Der Spieler von @Fradi_HU liegt derzeit in einem der Krankenhäuser in Stuttgart! Wir informieren Sie umgehend, wenn es Neuigkeiten zum Status gibt!»
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Es gibt dann nochmals Neuigkeiten, noch einmal in der Nacht auf Montag. In einem zweiten Post meldet der ungarische Verband, Varga habe mehrere Brüche im Gesicht und eine Hirnerschütterung erlitten. Und am Montagmittag schliesslich geben die Ungarn an einer Medienkonferenz im Teamquartier bekannt, dass der 29-jährige Angreifer von Ferencvaros Budapest operiert werden müsse. Läuft alles nach Plan, kann er das Spital aber schon am Mittwoch wieder verlassen.
Am Fernsehen wirkte es aufgrund der ersten Bilder so, als sei der Zusammenstoss zwischen Varga und Goalie Gunn gar nicht so heftig gewesen. Fotoaufnahmen danach zeigen allerdings, dass der Angreifer im Luftduell von Gunns Arm am Kopf getroffen wird. Varga verändert deshalb seine Körperhaltung schon in der Luft und prallt hart auf den Boden.
Liverpool-Profi Dominik Szoboszlai ist als einer der ersten bei ihm. Später sagt der ungarische Offensivspieler gegenüber dem deutschen TV-Sender Magenta: «Ich war einer der Ersten, der da war. Und ich war selber schockiert. Ich habe probiert, ihn auf die Seite zu legen, was eigentlich die beste Sache ist in solch einer Situation. Er hat nicht richtig Luft bekommen.»
Der Vorfall mit Varga in der 68. Minute rückt das 1:0 der Ungarn in den Hintergrund. In der 10. Minute der Nachspielzeit einer packenden Schlussphase trifft Kevin Csoboth zum 1:0. Varga hatte das zuvor einzige Turniertor der Ungarn beim 1:3 gegen die Schweiz erzielt.
Schottlands EM-Party ist vorbei
Für die Schotten und ihre nimmermüden Fans ist die EM-Party nach der Vorrunde wieder zu Ende. Nach dem letzten Spieltag der Gruppe A haben die Schotten nur ein Pünktchen und dürfen sich im Gegensatz zu den Ungarn (3) keine Hoffnungen mehr machen, als einer der vier besten Tabellendritten doch noch in den Achtelfinal einzuziehen.
In der Warteschleife sind die Ungarn um Liverpool-Star Dominik Szoboszlai, die vor 54’000 Zuschauern lange enttäuschten, aber ihre letzte Chance nutzten. «No Scotland, no party», sangen die Fans der Schotten lange unbeirrt, nun müssen die Spieler von Trainer Steve Clarke aber abreisen. Schon bei den vorherigen drei EM-Teilnahmen war die schottische Mannschaft nicht über die Gruppenphase hinausgekommen. Nach der 1:5-Auftaktniederlage gegen Gastgeber Deutschland hatte sie 1:1 gegen die Schweiz gespielt. Die Ungarn haben nun wie zuletzt 2016 noch Hoffnungen auf den Achtelfinal.
Unentschieden verboten hiess es für die beiden bis dato sieglosen Teams. Vor den Augen ihrer Trainerlegende Sir Alex Ferguson legten die Schotten wild los und drängten die Ungarn gleich mal in die Defensive. Grosse Hoffnungen legten sie in Scott McTominay von Manchester United, der sieben Tore in acht Qualifikationsspielen erzielt hatte.
Doch spielerisch ging sehr, sehr wenig auf beiden Seiten. Der argentinische Schiedsrichter Facundo Tello hatte alle Hände voll zu tun, dass die leidenschaftlich geführten Zweikämpfe einigermassen im Rahmen blieben. Auf Ungarns Seite lief die Partie zunächst an Offensiv-Star und Captain Szoboszlai vorbei. Er konnte in der ersten Halbzeit kaum Akzente setzen gegen die defensiv ausgedünnten Schotten.
Duell auf schwachem Niveau
Ungarns Trainer Marco Rossi setzte wieder auf viel Bundesliga-Power mit Péter Gulácsi im Tor sowie dessen Leipziger Kollege Willi Orbán, Márton Dárdai von Hertha BSC, András Schäfer von Union Berlin und dem Freiburger Roland Sallai in der Startelf. Erst nach einer halben Stunde starteten die Magyaren vielversprechende Angriffe. Ein Freistoss von Szoboslai hätte dann fast zum 1:0 geführt – der heranstürmende Orbán köpfte aber auf die Latte.
Nach den Niederlagen gegen die Schweiz (1:3) und Deutschland (0:2) versuchten die Ungarn nach der Pause immer verzweifelter, sich auf ihre fussballerischen Möglichkeiten zu besinnen. Die Begegnung aber blieb auf schwachem Niveau, auch wenn die Anhänger beider Kontrahenten einen Höllenlärm veranstalteten. Erst vergab Szoboszlai kurz vor Schluss eine Riesenchance zur Führung, Csoboth traf in der Nachspielzeit dann den Pfosten – und erlöste die ungarischen Fans in Stuttgart schliesslich doch noch.
DPA/ukä/fal
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