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Unentschieden gegen Topfavorit Frankreich
Die Schweiz rehabilitiert sich und schnuppert an der Sensation

14.01.2024; Berlin; Handball Mens EHF Euro 2024 -  Schweiz - Frankreich, Andy Schmid (SUI) 
(Claudio Thoma/freshfocus)
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Die Sensation liegt kurz vor Schluss in der Luft. Nach genau 59 Minuten steht es 26:26. Aber Melvyn Richardson darf für Frankreich zum Penalty antreten. Sein Wurf landet jedoch am Pfosten. Die Schweiz ist eine knappe Minute vor Schluss im Ballbesitz. Die Sensation liegt nun nicht nur in der Luft, sie ist zum Greifen nahe. Andy Schmid übernimmt die Verantwortung. Natürlich er. Mit Einzelaktionen lässt er geschickt Zeit verstreichen, damit Frankreich sicher nicht mehr in Ballbesitz kommt, denn die Schweiz spielt in Unterzahl. «Das ist nicht selbstverständlich», sagte auch Nationaltrainer Michael Suter nach der Partie.

Doch ein Tor gelingt den Schweizern nicht mehr. Andy Schmid versucht es Sekunden vor Schluss noch, doch sein Wurf wird gehalten. Dennoch: Es resultiert ein Unentschieden gegen die amtierenden Olympiasieger. Das ist eine riesige Überraschung. Zwar war die Schweiz bereits an der WM in Ägypten 2021 ziemlich nahe dran. Sie unterlag damals mit einem Tor. Aber die Situation war eine ganz andere. Denn dieses Team hier kassierte am Mittwoch eine ganz herbe Klatsche auf der grösstmöglichen Bühne. Die Reaktion zeugt von Charakter und dürfte eine grosse Genugtuung sein. «Es ist mehr als das», sagte Andy Schmid nach dem Spiel. Ein ‹Pflästerli› auf die riesige Wunde vom Mittwoch sei es. «Wir dürfen stolz auf diese Leistung sein und haben gezeigt, dass wir besser sind, als wir am Mittwoch gezeigt haben», so Schmid.

Das galt vor allem für die Offensive und Schmid selbst. Er spielte befreit auf, bewegte sich geschmeidiger als noch am Mittwoch, setzte seine Mitspieler gewohnt gut in Szene und hatte manchmal auch das nötige Spielglück. So in der zehnten Minute, als ein vermeintlicher Fehlpass zu Lenny Rubin bei Samuel Zehnder landete, der zum 5:4 traf.

Von Andy Schmids Spielfreude profitierte vor allem auch Kreisläufer Lukas Laube. Gegen Deutschland kam er kaum zu Aktionen, gegen Frankreich war er zusammen mit Schmid und Nikola Portner bester Schweizer. Laube erzielte 9 Tore aus 10 Versuchen, die grosse Mehrheit davon auf Pass von Andy Schmid. «Es ist der Wunsch jedes Kreisläufers, ihn als Rückraummitte zu haben», sagte Laube nach dem Spiel. Entscheidend für das Zusammenspiel war der gute Start. Denn die Achse Schmid - Laube funktionierte von Beginn weg. Das habe Vertrauen gegeben, sagen beide.

Auch Goalie Portner trifft

Den Punktgewinn sicherten sich die Schweizer aber vor allem dank der Abwehrleistung. Diese war mindestens so gut wie gegen Deutschland. «Wir wussten, unsere Deckung mit Nikola Portner dahinter ist unsere ganz grosse Stärke», sagte Michael Suter. Portner, der am Mittwoch noch verletzt ausfiel, hielt mehrere freie Bälle. Er war hauptverantwortlich, dass die Schweiz mit einem Unentschieden in die Pause konnte. Vor allem sein ehemaliger Teamkollege aus Montpellier-Zeiten, Hugo Descat, hatte Mühe, am Schweizer Goalie vorbeizukommen. Portner kam wieder auf eine Abwehrquote von fast 30 Prozent. Doch sein Gegenüber war statistisch wieder besser. Samir Bellahcene vergab jedoch auch zwei grosse Chancen. Zweimal versuchte er sich mit dem Wurf ins leere Tor der Schweizer, zweimal scheiterte er.

Portner machte das besser. Er glich mit seinem Wurf zum 16:16 aus, dann fiel die Schweiz in ein kleines Loch. Frankreich führte wenige Minuten später mit 20:16. Das Spiel schien zumindest vorentschieden. Doch die Schweiz kam nochmals zurück. «Dass wir diese ‹minus 4› nochmals aufholen konnten und zurückkamen, ist schlichtweg fantastisch», sagt Trainer Suter.

Dafür brauchte es vor allem einen Andy Schmid in guter Verfassung, er traf nach dem 16:20 dreimal und bereitete fast alle anderen Treffer vor. «Heute war Andy wieder da, wie wir uns das gewünscht haben, und vor allem, wie er sich das gewünscht hat», sagte Suter. Zusammen hätten sie gelitten in den letzten vier Tagen. Nun freut sich der Trainer für seinen Nachfolger. «Ich mag es ihm so sehr gönnen», sagt Suter. Dennoch braucht die Schweiz am Dienstag ein kleines Wunder, um sich noch für die Hauptrunde zu qualifizieren. Es braucht einen Sieg der Schweiz gegen Nordmazedonien und eine Niederlage der Franzosen gegen Deutschland. Dazu muss die Schweiz 23 Tore gegenüber den Franzosen wettmachen.