Erstes öffentliches HearingUnd dann waren sich die SP-Kandidatinnen doch noch uneinig
Eva Herzog, Elisabeth Baume-Schneider und Evi Allemann haben sich in Luzern vorgestellt. Wo würden sie im Bundesrat Schwerpunkte setzen? Und was bleibt von diesem Schaulaufen?
Wer sind die drei Frauen, die sich für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga bewerben? Was treibt sie an? Und: Was wollen sie im Bundesrat bewirken? Diesen Fragen ist am Montag das erste öffentliche Hearing der SP im Neubad in Luzern nachgegangen. Um das Eis zu brechen, erkundigte sich der Moderator David Roth, Präsident der SP Kanton Luzern, nach extravaganten Hobbys. «Hat jemand einen Pilotenschein?» Er erhielt darauf allerdings wenig exotische Antworten: Kochen, Lesen, Gartenarbeit und Velofahren.
Sowieso waren sich die Bundesratskandidatinnen in vielem einig. Evi Allemann, Elisabeth Baume-Schneider und Eva Herzog bestärkten und ergänzten sich. So etwa beim Thema Gleichstellung. Evi Allemann sprach davon, dass es Teilzeitstellen für Frauen und Männer brauche. «Als Chefin lebe ich das vor», sagte die Berner Regierungsrätin. Vereinbarkeit gelte in ihrem Departement nicht nur theoretisch. Auch in Kaderfunktionen ermögliche sie Teilzeitpensen. Als Bundesrätin möchte sich die 44-Jährige für Lohngleichheit einsetzen. «Da haben wir noch einen weiten Weg zu gehen.»
Eva Herzog machte sich für Quoten stark. Frauen seien heute besser ausgebildet, aber weniger in den Chefetagen anzutreffen, sagte die 60-Jährige. Dies müsse sich ändern: «Es braucht daher Quoten, das ist sonnenklar.»
Und Elisabeth Baume-Schneider erwähnte die Kita-Initiative der SP. Der Bund müsse sich an der ausserfamiliären Betreuung finanziell stärker beteiligen, so die Jurassierin. «Wenn die Kindertagesstätten qualitativ gut sind, haben die Leute auch Vertrauen in sie.»
Vorwärtsmachen wollen die drei SP-Frauen ebenso beim Klimaschutz. «Die Richtung stimmt, es geht ums Tempo», sagte Herzog. Der Krieg in der Ukraine habe eine neue Dringlichkeit geschaffen. Das CO₂-Gesetz würde heute angenommen, so die Basler Ständerätin.
Um die Kaufkraft zu stärken, befürworten die Kandidatinnen Prämienverbilligungen und einen Teuerungsausgleich bei der AHV. «Armut ist kein Verbrechen», sagte Baume-Schneider. Der Ständerat agiere konservativer, als sie dies erwartet habe. Die Politik mache zu wenig gegen die wirtschaftlich schwierige Situation. «Sie schaut zu», so die 58-Jährige.
Allemann betonte unter anderem, wie wichtig starke Gemeinden seien. Sie könnten etwa den Bau günstiger Wohnungen fördern. Das Zusammenspiel von Bund, Kantonen und Gemeinden sei auch bei diesem Thema entscheidend.
Wenig überraschend herrschte auf dem Podium grosse Einigkeit. Uneinig war man sich eigentlich nur darin, welcher Kanton denn nun an der Reihe sei, die Nachfolgerin von Sommaruga zu stellen. Man bringe die Erfahrungen mit, die man in einer Region gemacht habe, betonte Herzog. «Dreiland ist nicht nur ein Begriff, das ist unser Alltag», sagte die Basler Ständerätin. Allemann meinte, man könne ihr nicht vorwerfen, dass sie Bernerin sei. Die Kantonszugehörigkeit sei nur ein Aspekt ihres Profils. Baume-Schneider wiederum beschrieb sich als Person, die sich sowohl im ländlichen als auch im städtischen Umfeld wohlfühlt.
Gute Werbung in eigener Sache
«Wir leben in einer Zeit der Krisen», sagte Cédric Wermuth, Co-Präsident der SP Schweiz. «Wir schliessen uns zusammen und schauen, dass niemand allein bleibt.» Sein Auftritt passte zur Botschaft des Videos, das eingangs eingespielt wurde. «Wir ergreifen Partei», hiess es darin.
Alles in allem war das Hearing in Luzern gute Werbung in eigener Sache. Einen Einfluss auf die Bundesratswahlen hat es aber kaum. Die vierköpfige Findungskommission hat zwar verlauten lassen, dass sie die «Roadshow» verfolgen wird. Letztlich wird jedoch die Bundeshausfraktion entscheiden, wer es auf das Zweierticket schafft. Sie wird dies am 26. November bestimmen. Dennoch geht das Schaulaufen weiter: In Lausanne, Zürich und Liestal finden diese Woche weitere Hearing statt.
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