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Umstrittenes Solar Geoengineering
Schweiz will neue UNO-Debatte über Dimmen der Sonne anstossen

epa09630949 Dark clouds of ashes are seen at sunset as lava continues to flow from the Cumbre Vieja volcano in La Palma, Canary Islands, Spain, late 08 December 2021 (issued 09 December 2021). The volcano continues to be active since it's eruption started 19 September 2021.  EPA/Miguel Calero

Nächste Woche beginnt in Nairobi die Umweltversammlung der Vereinten Nationen. Auch die Schweiz ist an dem Treffen präsent – und sorgt mit einer Resolution im Vorfeld für Diskussionen.

Konkret schlägt sie die Gründung einer UNO-Expertengruppe vor, welche die «Risiken, Vorteile und Ungewissheiten» der künstlichen Verdunkelung der Sonne untersuchen soll, berichten britische Medien. Das Beratergremium soll dann Handlungsansätze für den Umgang mit dem höchst umstrittenen Ansatz zur Verringerung der globalen Erwärmung ausarbeiten.

Aufsicht oder Verbot?

Befürworter des Vorschlags, darunter das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep), argumentieren, dass Forschung notwendig sei, um eine globale Aufsicht über neu entstehende, den Planeten verändernde Technologien zu gewährleisten. Ansonsten drohe das Risiko, dass Regierungen oder milliardenschweren Einzelpersonen isoliert und ohne Aufsicht in dem Feld forschen und testen würden.

Der Schweizer Vorschlag, welcher bereits im Vorfeld der Konferenz vorgestellt wurde, konzentriert sich konkret auf eine Technologie zur Veränderung der Sonneneinstrahlung (SRM). Dabei wird die Wirkung eines grossen Vulkanausbruchs imitiert, indem die Atmosphäre mit Schwefeldioxidpartikeln vollgepumpt wird, die einen Teil der Sonnenwärme und des Sonnenlichts zurück ins All reflektieren.

Den Urhebern um den Schweizer Umweltbotschafter Felix Wertli ist es wichtig, zu betonen, dass es sich beim Vorschlag um eine Vorsichtsmassnahme handle. Er will «alle Regierungen und relevanten Interessengruppen über SRM-Technologien, insbesondere über mögliche Risiken und grenzüberschreitende Auswirkungen, informieren», sagte er dem «Guardian». Es gehe nicht darum, solares Geoengineering zu fördern oder zu legalisieren.

Felix Wertli, Switzerland ambassador for the environment, right, discusses draft text after a plenary stocktaking session during the COP28 U.N. Climate Summit, Monday, Dec. 11, 2023, in Dubai, United Arab Emirates. (AP Photo/Rafiq Maqbool)

Kritiker befürchten ersten Schritt zur Normalisierung

Doch genau das befürchten Kritiker: Eine Diskussion oder Forschung zu dem Thema könnte das derzeitige De-facto-Verbot von Geoengineering gefährden und zu einer Legitimierung, einem Mainstreaming und schliesslich zu einem Einsatz führen.

Auch Umweltgruppen sind alarmiert: «Es besteht ein echtes Risiko, dass die Beauftragung des Unep mit der Erstellung eines Berichts und der Einrichtung einer Expertengruppe für SRM das bestehende faktische Moratorium für Geoengineering untergraben und unbeabsichtigt eine Legitimation für die Verzögerung von Massnahmen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen liefern könnte», sagte Mary Church vom Center for International Environmental Law zu der Zeitung.

Germany, Hamburg, Sun rising over sailing ferry

«Es gibt einige Bereiche, in denen die internationale Gemeinschaft zu Recht beschlossen hat, dass sie einfach tabu sind, wie Eugenik, Klonen von Menschen und chemische Waffen. Das solare Geoengineering gehört auf diese Liste und muss schnellstens dazukommen, bevor scheinbar harmlose Gespräche über die Regierungsführung uns auf einen sehr rutschigen Weg in Richtung Einsatz führen.»

USA wollen lieber in Ruhe forschen

Die Schweiz hatte bereits 2019 einen ähnlichen Vorschlag an der UN-Weltversammlung platziert, das Thema wurde jedoch durch die USA und Saudiarabien blockiert. Kritiker wie Befürworter der Idee sehen darin die Bestätigung, dass sich gewisse Länder ohne internationale Aufsicht in dem Forschungsfeld austoben wollen. Insgesamt hatten nur zehn Länder den Vorschlag unterstützt.

Vor allem in den USA fliesst bereits viel Geld in den Sektor, wo auch bekannte Akteure wie Bill Gates oder die Armee Studien an grossen Instituten wie Harvard fördern.

Auf der anderen Seite hatten 2022 über 400 Wissenschaftler einen Brief unterzeichnet, der ein Abkommen zum Verzicht auf die Nutzung von solarem Geoengineering fordert. Sie wollen keine öffentliche Finanzierung, keine Anwendung, keine Patente, keine Experimente und keine Unterstützung an internationalen Foren. Wie bereits im Klimabericht des Weltklimarates 2021 skizziert warnen sie davor, dass man so die Atmosphäre ständig mit Schwefel impfen müsste, um den Dämmungseffekt aufrechtzuerhalten. Sobald das aus irgendwelchen Gründen nicht mehr passiere, würde es zu einer sprunghaften Erderwärmung kommen, so die Experten.