Umstrittener Starfussballer vorgestelltUnd sein mutmassliches Vergewaltigungsopfer sitzt auf der Tribüne
Der 21-jährige Mason Greenwood sah sich schweren Anschuldigungen ausgesetzt und wurde von Manchester United ausgemustert. Nun jubeln sie ihm in Spanien zu.
Mason Greenwood ist tief gefallen. Nun will er aufstehen.
Unter der Woche wird der 21-jährige Engländer beim Madrider Vorortclub Getafe vorgestellt. Rund 3000 Fans des Vereins aus La Liga sind zu seiner Präsentation gekommen. Ein Feuerwerk wird gezündet, der Stürmer schiesst ein paar Tore, die bejubelt werden, als würde es sich nicht nur um ein Training handeln. Greenwood schreibt Autogramme und posiert für Selfies. Die grosse Sportzeitung «Marca» schreibt von «Masonmanía».
Es macht den Anschein, als wäre nichts gewesen.
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Greenwood galt mal als eines der grössten Talente im Weltfussball. Bei Manchester United debütierte er 2019 als 17-Jähriger in der Premier League. Bald folgte die Premiere im englischen Nationalteam. 2021 unterschrieb er einen Vierjahresvertrag, der ihm immer noch wöchentlich 90’000 Euro einbringt. Sein Weg zum Superstardasein schien vorgezeichnet. Bis sich der Vorfall ereignete, der sein Leben veränderte.
Seine Freundin Harriet Robson bezichtigte ihn im Winter 2022 der versuchten Vergewaltigung. Sie belegte die Vorwürfe unter anderem mit Aufnahmen, die sie auf Instagram verbreitete. Greenwood wurde festgenommen, sass zwischenzeitlich in Haft. Er war nun eine Persona non grata.
Er wurde vom Training ausgeschlossen, tauchte monatelang ab. Er wartete darauf, dass ihm der Prozess gemacht wird. Doch im Februar 2023, kurz bevor das Gerichtsverfahren hätte beginnen sollen, wurde die Anklage fallen gelassen. Wichtige Zeugen hätten sich zurückgezogen. Zudem sei neues Material aufgetaucht, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Seither steht die Frage im Raum, wie mit Greenwood umgegangen werden soll. Hat er eine neue Chance verdient? Oder sollte er nie mehr als Fussballer tätig sein dürfen?
Selbst die Saudis gingen auf Abstand
Nach langem Zögern beantwortete Manchester United diesen Sommer die Frage. Die Engländer hätten den Stürmer gern wieder in die Mannschaft integriert. Aber da machte der Verein die Rechnung ohne seine Angestellten und seine Anhängerschaft. Die Belegschaft drohte mit Streik, die Fans, darunter viele weibliche, liefen Sturm.
Das war Mitte August, es blieb nicht mehr viel Zeit, einen neuen Club für Greenwood zu finden. Er könnte nach Saudiarabien wechseln, hiess es, aber die Entscheidungsträger dort kamen rasch zum Schluss, dass dieser Transfer fürs Gelingen des milliardenschweren Sportswashing-Projekts nicht unbedingt förderlich sein würde. So viel Taktgefühl haben sogar die saudischen Machthaber, die sich sonst kaum um Menschenrechte scheren.
So verging Tag um Tag der Wechselperiode, ohne dass Greenwood irgendwo unterkam. Erst kurz vor der Schliessung des Transferfensters bot Getafe eine Lösung an. Die Spanier übernehmen die Offensivkraft leihweise für ein Jahr – ohne Kaufoption, ohne auch den Grossteil der Lohnzahlungen leisten zu müssen, dafür kommen weiterhin die Engländer auf. United ist schon nur froh, das wandelnde Imageproblem losgeworden zu sein – zumindest vorerst.
Sein Trikot ist ein Verkaufsschlager
Getafe ist nicht Manchester. Der ortsansässige FC ist auch kein Weltclub wie United. Die Vereinsverantwortlichen können hier so tun, als sei der Engländer ein Zuzug ohne Vorgeschichte, ohne die Entrüstung der eigenen Fans fürchten zu müssen. Sein Trikot mit der Nummer 12 verkauft sich in den ersten zwei Tagen so oft wie keines zuvor in der Clubgeschichte in dieser Zeitspanne.
Aber natürlich lässt sich die Vorgeschichte nicht wegradieren. Getafe hat sich einen Sonderfall in den Verein geholt. Greenwood steht den Medien bis auf weiteres nicht zur Verfügung. Das haben Manchester United und die Spanier so beschlossen. Die Vereine wollen ihn schützen, sie wollen Gras über die Sache wachsen lassen. Nur: Bald steht Greenwood auf dem Rasen – und zwar nicht nur im heimischen Coliseum Alfonso Pérez.
Wie soll mit Mason Greenwood umgegangen werden?
Harriet Robson, die ihn der Vergewaltigung bezichtigte, hat für sich eine Antwort gefunden. Sie will Greenwood heiraten. Kürzlich hat das Paar sein erstes Kind bekommen. Als Greenwood in Getafe vorgestellt wird, sitzt Robson neben dessen Vater auf der Tribüne.
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