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Krieg in der Ukraine
Rakete trifft Büro von Schweizer Minen­räumern – EDA schaltet sich ein

Das beschädigte Gebäude der Schweizerischen Stiftung für Minenräumung.
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Es ist eines der Prestigeprojekte der humanitären Schweiz - und wurde mitten in seiner Schaltzentrale getroffen. Am Mittwochmorgen um 5 Uhr schmetterte eine Rakete in das Büro der Schweizerischen Stiftung für Minenräumung (FSD) in Charkiw. Die ukrainische Zeitung «The Kyiv Independent» hatte den Angriff vermeldet.

FSD-Sprecherin Alexandra Brutsch bestätigte den Vorfall gegenüber dieser Reaktion und stellte sogleich klar, dass sich zum Zeitpunkt des Einschlags keine Personen im Büro befanden. Entsprechend wurde niemand verletzt. Jedoch sei an mehreren Fahrzeugen grosser Schaden entstanden.

Die ukrainische Luftwaffe teilte auf dem Nachrichtendienst Telegram mit, dass es sich um einen russischen Angriff gehandelt habe. Die Russen hätten eine Rakete des Typs Iskander-M benutzt.

Schweiz ist Vorreiterin bei Minenräumung

Der Angriff ist schwerwiegend. Die Minenräumung ist eine Herzensangelegenheit der Schweiz. 100 Millionen Franken genehmigte der Bundesrat letzten Herbst, um zivile und landwirtschaftliche Gebäude in der Ukraine zu entminen. Aussenminister Ignazio Cassis und Verteidigungsministerin Viola Amherd verschafften der Schweiz damit eine Vorreiterrolle. Cassis bezeichnete die Minenräumung als eine Vorbedingung für den Wiederaufbau der Ukraine. Damals ging man davon aus, dass ein Drittel des ukrainischen Staatsgebietes durch Minen und andere Kampfmittel belastet ist.

Die Millionen fliessen hauptsächlich in das Genfer Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung - und die nun angegriffene FSD. Das Budget stammt je hälftig vom Aussendepartement EDA und dem Verteidigungsdepartement VBS. Die Schweiz gehört ohnehin zu den wichtigsten Geldgeberinnen. In den Jahren 2022 und 2023 investierte sie 15,2 Millionen Franken in die Minenräumung in der Ukraine.

Auf Anfrage dieser Reaktion sagt eine Sprecherin des Aussendepartements, man verurteile die jüngsten Angriffe auf Charkiw, welche unter anderem die Schweizer Organisation FSD getroffen haben. «Das EDA wird dies in den internationalen Gremien zum Ausdruck bringen.» Angriffe gegen zivile Infrastrukturen seien ein Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht.

Arbeit der Minenräumer nur marginal beeinflusst

Das EDA und die Schweizer Minenräumer stehen in Kontakt, bestätigen beide Seiten. Die Schweiz finanziert gemäss Angaben der FSD ein gross angelegtes Projekt in der Provinz Charkiw sowie die Eröffnung einer neuen Einsatzzentrale in der Provinz Cherson. Ersteres sei vom Raketenangriff nicht tangiert, sagt Brutsch. Das von der Rakete stark beschädigte Gebäude war Teil eines Projekts, das mit UN-Organisationen durchgeführt werde.

Nach einer ersten Einschätzung heisst es seitens FSD am Nachmittag, dass die Entminungsarbeiten «fast völlig unbeeinflusst bleiben werden». Die Minenräumer würden ihre Arbeit in den Minenfeldern fortsetzen. Der Raketeneinschlag beeinflusse einzig die nichttechnischen Vermessungs- und Minenaufklärungstätigkeiten, die teils im Büro durchgeführt werden. Für diese suche man nun ein neues Büro. Die zerstörten Fahrzeuge müssten ersetzt werden.

Zurzeit beschäftigt die FSD rund 600 Personen in der Ukraine. Diese sind in Minenräumungsteams, Untersuchungsteams und Teams für die Aufklärung über die Gefahren von Minen und explosiven Kriegshinterlassenschaften organisiert. Die FSD ist in den Provinzen Tschernihiw, Charkiw, Donetsk und bald auch in Cherson tätig.

The office of the Swiss Foundation for Mine Action in Kharkiv after being hit by a Russian ballistic missile on July 24, 2024. (Governor Oleh Syniehubov/Telegram)