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Kontrollpunkt vor ukrainischer Küste
Warum Putin die strategisch wichtige Schlangeninsel aufgegeben hat

Ein winziger, aber strategisch wichtiger Felsen im Schwarzen Meer: Auf einem Satellitenbild der Schlangeninsel ist Rauch von brennenden Fahrzeugen zu sehen.
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Mit dem Rückzug seiner Soldaten wolle Russland zeigen, dass sie den Export von Getreide und landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine nicht behindere, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag in Moskau.

Die Soldaten hätten ihre Mission erfüllt und seien nun abgezogen worden. «Am 30. Juni haben die russischen Streitkräfte als Zeichen des guten Willens die ihnen zugewiesenen Aufgaben auf der Schlangeninsel abgeschlossen.» Zuvor hatte die Ukraine einen Angriff auf die Insel gemeldet. Die Angaben waren nicht unabhängig zu prüfen.

Heftige Angriffe der Ukraine

«Der Spiegel» zweifelt die offizielle Begründung für den Rückzug an. Vielmehr seien die Sorge um die weltweite Nahrungsmittelversorgung und die heftigen ukrainischen Raketenangriffe auf die Insel Grund für den Rückzug. Die jüngsten Waffenlieferungen der ausländischen Partner dürften der Ukraine neu die Möglichkeit geben, die Insel zu treffen, welche 35 Kilometer vor der Küste liegt.

Letzte Woche lieferten die USA der Ukraine Himars-Mehrfachraketenwerfer. Die Waffen haben eine Reichweite von über 80 Kilometer, und die Projektile seien besonders schwierig abzufangen, schreibt «Der Spiegel».

Vor einigen Tagen wurde die Schlangeninsel Opfer heftiger Explosionen. Ob die amerikanischen Mehrfachraketenwerfer dafür eingesetzt wurden, bestätigte die Ukraine nicht. Drohnenaufnahmen lassen laut «Spiegel» jedoch auf moderne westliche Systeme schliessen. Angeblich wurden auch französische Caesar-Haubitzen sowie eine ukrainische Bohdana-Haubitze eingesetzt.

Durch den Angriff konnte das ukrainische Militär nach eigenen Angaben das Flugabwehrsystem Panzir-S1 zerstören. Die neue Situation auf der Insel mache es den Russen unmöglich, die Insel zu halten, schreibt «Der Spiegel». 

Selenski: Schlangeninsel strategisch wichtig

Der russische Rückzug von der Schlangeninsel bringt die Ukraine nach Worten von Selenski in eine bessere Position. «Die Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt, und das verändert erheblich die Situation im Schwarzen Meer», sagte er in einer Videoansprache. Die Handlungsfreiheit des russischen Militärs werde dadurch deutlich eingeschränkt – auch wenn dies noch keine Sicherheit garantiere.

Im Schwarzen Meer hat die Ukraine einen Kriegserfolg errungen: Ein Poster in Kiew zu Ehren der Verteidiger der Schlangeninsel, von der sich Russland nun zurückgezogen hat. 

Nach ukrainischen Militärangaben erlaubt die Schlangeninsel im Schwarzen Meer die Kontrolle über Teile der ukrainischen Küste und Schifffahrtswege. Mit dem Rückzug der Russen müsste das Gebiet um die Hafenstadt Odessa keine Landung russischer Einheiten vom Meer her befürchten.

Schwer zu verteidigen

Von Militärexperten wird die Insel oft als «leichte Beute» bezeichnet. Der Felsen liegt nur 35 Kilometer vor der ukrainischen Küste und kann somit einfach vom Festland aus mit Raketen oder Drohnen angegriffen werden. Seit dem Untergang des Kriegsschiffs Moskwa nutzten die Russen die Schlangeninsel zur Luftverteidigung.

Um das Schwarze Meer zu schützen, wurden dort neben dem Panzir-System auch mehrere Tor-Systeme installiert. Der Kreml versuchte, immer mehr Flugabwehrsysteme auf die Insel zu bringen, wie BBC schreibt. Doch die Verteidigung der Insel wurde zunehmend zum logistischen Albtraum, weil der Felsen weit von den wichtigsten russischen Marinestützpunkten im Schwarzen Meer entfernt ist. 

Trotz all der Angriffe konnte die Ukraine aufgrund ihrer begrenzten Seestreitkräfte die Insel nicht erobern. Für den ukrainischen Militäranalysten Oleh Zhdanov mache die Stationierung von Truppen auf der Schlangeninsel für beide Seiten keinen Sinn, da sie ein leichtes Ziel wäre, erklärt er der BBC.  

Russland soll Exporte von Getreide verhindert haben

Russland wird vorgeworfen, mit der Blockade von Häfen den Export von Getreide zu behindern. In einigen Weltregionen droht deshalb eine weitere Zuspitzung der Hungerkrise. Die Ukraine und Russland sind für etliche arme Länder vor allem in Afrika wichtigste Lieferanten von Getreide und Düngemittel.

Gerade erst sollen bei einem Angriff im Osten der Ukraine nach Behördenangaben 40 Tonnen Getreide vernichtet worden sein. In dem betroffenen Lagerhaus in der Stadt Selenodolsk sei ein Feuer ausgebrochen, schrieb der Gouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk im Nachrichtendienst Telegram. Er machte Russland dafür verantwortlich.

Der Kreml verortete die Schuld für die weltweit steigenden Lebensmittelpreise unterdessen einmal mehr bei westlichen Staaten und verwies auf Exportprobleme. Formal habe der Westen zwar keine Handelsbeschränkungen für russischen Dünger und Nahrungsmittel verhängt, «aber die Besitzer der Unternehmen, die Düngemittel herstellen, und sogar ihre Familienmitglieder sind unter die Sanktionen geraten», klagte Präsident Wladimir Putin in Moskau. Ausserdem machten die ukrainischen Getreidelieferungen nur einen Bruchteil der weltweiten Exporte aus.

SDA/so