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Meinung

Kommentar zu Alt-Bundesrat Maurer
Der Bundesrat der Corona-Skeptiker

SVP Wahlauftakt in der Swiss Life Arena in Zuerich mit viel SVP Prominenz wie, Ueli Maurer, Christoph Blocher, Albert Roesti. Magdalena Martullo-Blocher, Guy Parmelin, Marco Chiesa, Peter Spuhler, Walter Frey, 

26.08.2023
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)
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«Wer regierte die Schweiz in der Covid-Krise?» Wer so fragt, lässt bereits einen Teil der Antwort anklingen. Dass es anders gewesen sein könnte, als man uns glauben machte. Dass die vordergründig Regierenden womöglich durch Kräfte im Hintergrund gesteuert wurden.

Der Fragesteller heisst Ueli Maurer, und der zitierte Satz ist die Überschrift des Referats, das der Alt-Bundesrat im April in Bern halten wird. So kündigt es jedenfalls der Programmzettel des geplanten «Symposiums» unter dem Titel «Corona – Fakes und Fakten» an. Auf der Rednerliste findet sich alles, was in der Skeptikerszene Rang und Namen hat: der Lehrer Jérôme Schwyzer, der frühere grüne Politiker Urs Hans, der Kardiologe Thomas Binder und viele andere. Die Referate tragen Namen wie «Fakten-freie Ideologie und Militarisierung der Medizin», «Zur Massenpsychologie gestern und heute» oder «Die mRNA-Technologie und ihre Opfer». 

Dieser schillernden Runde gibt Maurer, SVP-Bundesrat von 2009 bis 2022, nun die Ehre. Wie ungewöhnlich ist ein solcher Auftritt eines ehemaligen Mitglieds der Landesregierung?

Tatsächlich scheint das einstige Gebot «servir et disparaître» – erst dienen, dann aus der Wahrnehmung verschwinden – schon lange nicht mehr zu gelten. Eine Micheline Calmy-Rey (SP) oder ein Pascal Couchepin (FDP) geben auch als Pensionäre noch gerne Interviews zur Tagespolitik. Im laufenden AHV-Abstimmungskampf sind die ehedem Regierenden besonders präsent. Ruth Dreifuss (SP) warb im Interview mit dieser Redaktion für die 13. Rente; Adolf Ogi (SVP), Doris Leuthard (Mitte) und Johann Schneider-Ammann (FDP) vertraten in einem Brief an die Stimmbevölkerung die gegenteilige Position.

Trotz alledem fallen die Aktivitäten von Alt-Bundesrat Maurer in zumindest einer Hinsicht aus dem Rahmen. Ans «Volk» wendet sich Maurer kaum je, den von ihm herzlich verachteten «Mainstreammedien» gibt er nur selten noch Interviews. Im exklusiven Kreis mit Gleichgesinnten ist er dafür umso umtriebiger. Dies und sein anhaltendes Gezeter über Corona als «Hysterie» und «Massenhypnose», seine fortlaufende, nachträgliche Delegitimierung der bundesrätlichen Corona-Politik: Das alles verrät ein bemerkenswertes Fremdeln mit seinem einstigen Wirkungsfeld und mit der Mehrheitsgesellschaft überhaupt. Ein Auftritt bei einer Aussenseitergruppe wie den Corona-Skeptikern wirkt da nur folgerichtig.

«Servir et disparaître»: Ueli Maurer lebt den Bundesrats-Knigge auf eine neuartige Weise. Er entschwindet – aber nicht aus der Wahrnehmung, sondern in Parallelwelten.