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Pionierin für nachhaltiges Anlegen
UBS und CS machen auf grün – doch ihr genügt das nicht

 Antoinette Hunziker-Ebneter hat mit Forma Futura einen auf Nachhaltigkeit spezialisierten Vermögensverwalter aufgebaut. Zudem leitet sie den Verwaltungsrat der Berner Kantonalbank.
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Grün, grüner, Grossbanken: In Sachen Klimaschutz sieht die Schweizer Finanzindustrie eine einmalige Chance für neue Geschäfte und ein neues Image. Die UBS zum Beispiel kündigte an, bis 2025 alle direkten und durch Energieverbrauch verursachten CO₂-Emissionen auf netto null herunterzufahren und Kunden beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu unterstützen. Die Credit Suisse positioniert sich ähnlich.

Doch Nachhaltigkeit umfasst mehr als nur Klimaschutz. «Die Grossbanken haben es noch nicht geschafft, in unser Anlageuniversum aufgenommen zu werden», sagt Antoinette Hunziker-Ebneter. Sie ist Gründerin der auf nachhaltige Anlagen spezialisierten Vermögensverwaltung Forma Futura und gilt als Pionierin auf diesem Gebiet.

Kritik an der Bonuskultur

Warum schliesst sie UBS und CS aus? «Ich sehe Mängel in der Corporate Governance, beim Entlöhnungssystem für die Führungskräfte sowie der nachhaltigen Gestaltung der Kernprozesse», erklärt sie. Mit letzterem Punkt meint sie, dass Banken zum Beispiel bei der Kreditvergabe noch zu wenig auf Nachhaltigkeitskriterien achten würden. «Beim Anlageprozess gibt es durchaus Fortschritte», fügt sie an.

Die Forma-Futura-Gründerin stösst sich an der Bonuskultur der Banken. «Wenn das Entlöhnungssystem kurzfristiges Denken und eindimensionale Gewinnmaximierungsziele fördert, dann sind die Unternehmen meistens nicht nachhaltig geführt», so ihr Urteil.

Es sei «ganz zentral», dass die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat eine nachhaltige Risikopolitik verfolgen, entsprechende Ziele setzen «und die Menschen dann je nach Erfüllungsgrad entlöhnen». Dass es hier Mängel gibt, zeige auch die nicht enden wollende Skandalserie bei den Grossbanken. UBS und Credit Suisse wollten auf Anfrage zu der Kritik keine Stellung nehmen.

Lob für die Versicherer

Lobende Worte findet die Nachhaltigkeitspionierin dagegen für die Versicherer. «Swiss Re, Zurich, Allianz oder auch die Axa wenden zum Teil die gleichen Anlagekriterien wie wir an. Wir führen mit diesen Firmen einen konstruktiv kritischen Dialog über Nachhaltigkeit», lobt sie.

Aufgrund des Geschäftsmodells seien Versicherer bereits seit längerem für die Nachhaltigkeitsproblematik sensibilisiert. Da es durch den Klimawandel häufiger extreme Wetterereignisse gibt, macht sich das unmittelbar in den Schadenkosten der Versicherer bemerkbar.

Für Anlegerinnen und Investoren ist es nach wie vor nicht einfach, in nachhaltige Anlagen zu investieren. Denn eine einheitliche Definition gibt es nicht. Daher ist die Sehnsucht nach einfachen Lösungen gross. Mittlerweile gibt es einen grossen Markt an Ratings, die in einer Note zusammenfassen, ob ein Unternehmen oder ein Anlageprodukt den Kriterien von Ökologie, sozialer Fairness und guter Unternehmensführung (englische Abkürzung ESG) entspricht.


Hunziker-Ebneter ist mit Blick auf diese
ESG-Ratings indes skeptisch. «Sie dienen als Filter, jedoch ist stets eine integrierte Sichtweise nötig und zusätzlich die Anwendung von qualitativen Kriterien wertvoll», meint sie.

Als Beispiel nennt sie den französischen Wasserversorger Veolia. Dieser bekomme zum Teil schlechte Noten in Sachen Nachhaltigkeit, weil das Unternehmen einen recht hohen CO₂-Ausstoss hat. «Das blendet aus, dass Veolia im für die Nachhaltigkeit auch wichtigen, jedoch CO₂-lastigen Recyclinggeschäft aktiv ist und zum Beispiel als erstes Unternehmen in Frankreich eine Recyclinganlage für Solarzellen betreibt», gibt sie zu bedenken.

EU ist schneller als die Schweiz

Auch der Bundesrat ist auf das Thema «nachhaltiger Finanzplatz» aufgesprungen und will, dass die Schweiz hier weltweit führend ist. Konkret passiert ist indes wenig. Im Herbst soll das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen Vorschläge für Anpassungen am Finanzmarktrecht unterbreiten, um sogenanntes Greenwashing zu vermeiden, sprich, dass Finanzprodukte als «grün» verkauft werden, die es gar nicht sind.

Die EU ist hier schon weiter und hat eine Taxonomie vorgelegt, die bestimmt, welche wirtschaftliche Aktivität klima- und umweltfreundlich ist und welche nicht. Das soll Managern von Ökofonds oder umweltbewussten Anlegern bei der Auswahl von Aktien oder Firmenanleihen helfen. Die heikle Frage, wie die Kohle- und Atomkraft sowie die Landwirtschaft klimatechnisch zu bewerten sind, hat die EU-Kommission bisher aber ausgeklammert.

Zudem sieht der EU-Aktionsplan vor, dass Kundenberater zwingend ihre Kunden nicht nur nach ihrer Risikobereitschaft, sondern auch nach den Nachhaltigkeitspräferenzen befragen sollen. Der EU-Aktionsplan geht über die rein ökologische Sichtweise hinaus, wenn auch die Umweltziele in der Taxonomie zeitlich gegenüber sozialen Themen der Nachhaltigkeit priorisiert wurden.

«Der Aktionsplan der EU setzt wichtige Ziele», sagt Hunziker. «Auch der Bundesrat will, dass der Schweizer Finanzplatz einen effektiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet. Worte und Ziele allein reichen jedoch nicht. Jetzt ist eine sinnvolle und pragmatische Umsetzung erforderlich.»