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Untersuchung eingeleitet
Schwere Vorwürfe gegen Klaus Schwab – jetzt wehrt sich der WEF-Gründer

Klaus Schwab, Gründer des WEF, spricht nach einer Pressekonferenz in Cologny, Schweiz, über das Programm des Jahrestreffens 2025.
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In Kürze:
  • Ein Whistleblower beschuldigt Klaus Schwab der Vermischung privater und geschäftlicher Interessen beim WEF. Schwab bestreitet die Vorwürfe.
  • Nach einer Krisensitzung des Stiftungsrats ist der 87-jährige Schwab überraschend per sofort zurückgetreten.
  • Schwab soll Mitarbeitende für private Bargeldabhebungen eingesetzt und für Hotelmassagen Forumsgelder verwendet haben.
  • Peter Brabeck-Letmathe leitet das WEF interimistisch, bis ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin feststeht.

Nach dem überraschenden Rücktritt von Klaus Schwab als Vorsitzender des Stiftungsrats des Weltwirtschaftsforums (WEF) wird weiterhin über die Hintergründe spekuliert.

Wie das «Wall Street Journal» unter Berufung auf ein anonymes Schreiben und weitere anonyme Quellen schreibt, wird dem langjährigen WEF-Gründer und seiner Frau Hilde vorgeworfen, private und institutionelle Interessen vermischt und sich auf Kosten der Organisation bereichert zu haben. Die Vorwürfe, die von den Beschuldigten abgestritten werden, stammen aus einem anonymen Whistleblower-Brief, der vergangene Woche beim Stiftungsrat des Forums einging.

In dem Schreiben wird laut «Wall Street Journal» auch das Führungsverhalten Schwabs hinterfragt – insbesondere im Umgang mit weiblichen Angestellten. Ein WEF-Sprecher bestätigte der Nachrichtenagentur AWP am Mittwoch die Informationen des Presseberichts.

Schwab reicht Strafanzeige gegen die unbekannte Urheberschaft des Briefs ein, berichtet SRF am Mittwochmittag. In einer Erklärung nimmt Schwab konkret zu den Anschuldigungen Stellung: «Als Chef einer international tätigen Organisation kam ich in den Genuss der für diese Rolle üblichen Unterstützung in Bezug auf Transport, Reisen, Kommunikation und Sicherheit. Wurden diesen Dienstleistungen jemals für private Zwecke benutzt, wurden sie dem Forum zurückerstattet», zitiert ihn der «Blick». Als Vorsitzender habe er selber über seine Reisepläne entschieden. Das gelte sowohl für ihn als auch für Reisen seiner Frau Hilde.

Rücktritt nach Krisensitzung

Den eigentlichen Auslöser für Schwabs sofortigen Rücktritt lieferte laut dem «Wall Street Journal» nicht der Brief selbst, sondern eine Krisensitzung des Stiftungsrats am Ostersonntag. Dort wurde beschlossen, den Vorwürfen in einer Untersuchung nachzugehen.

Hinter den Kulissen habe sich ein Machtgerangel abgespielt, bei dem Schwab sich Gehör bei hochkarätigen Mitgliedern wie Al Gore, Axa-Chef Thomas Buberl und Accenture-Chefin Julie Sweet verschaffen wollte.

Trotz Schwabs Bemühungen, sich an der Sitzung zu äussern, habe der Stiftungsrat dies abgelehnt. «Er hatte nie die Möglichkeit, dem Stiftungsrat oder dem Prüfungsausschuss seine Sicht darzulegen», wird ein Sprecher Schwabs zitiert.

Klaus Schwab verabschiedet sich vorzeitig

Ursprünglich war vorgesehen, Schwabs Nachfolge bis 2027 zu regeln. Nach der Krisensitzung erklärte der 87-Jährige jedoch seinen sofortigen Rücktritt.

Der anonyme Brief enthält laut «Wall Street Journal» unter anderem den Vorwurf, Schwab habe junge Mitarbeitende angewiesen, in seinem Namen hohe Bargeldbeträge von Geldautomaten abzuheben. Zudem habe er Forumsgelder für private Massagen in Hotelzimmern verwendet. Seine Frau Hilde, eine ehemalige WEF-Mitarbeiterin, soll angeblich Treffen fingiert haben, um luxuriöse Reisen auf Kosten des Forums zu rechtfertigen. Die Schwabs weisen die Vorwürfe zurück.

Villa Mundi am Genfersee im Fokus

Ein konkreter Vorwurf betrifft die Nutzung des WEF-eigenen Anwesens Villa Mundi am Genfersee. Das Gebäude dient als Konferenzzentrum, laut Whistleblower aber soll Hilde Schwab die Nutzung streng kontrollieren. Teile des Grundstücks seien angeblich für den privaten Gebrauch der Familie reserviert – auch das wird von den Schwabs bestritten.

Das WEF wird von der US-Finanzzeitung folgendermassen zitiert: Der Stiftungsrat habe die Entscheidung zur Einleitung einer unabhängigen Untersuchung einstimmig getroffen, «nachdem ein Whistleblower-Brief Vorwürfe gegen den ehemaligen Vorsitzenden Klaus Schwab erhoben hatte». Diese Entscheidung sei nach Rücksprache mit einem externen Rechtsberater erfolgt.

Man nehme die Vorwürfe ernst, sie seien jedoch bislang unbewiesen. Weitere Kommentare wolle man erst nach Abschluss der Untersuchung abgeben.

Interimsvorsitzender des WEF ist der frühere Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe. Eine Findungskommission zur Suche nach einer langfristigen Nachfolge wurde eingesetzt.

SDA/bor