1. August im Kanton Zürich TV-Direktorin, Frau im Tarnanzug und die Ueli-Maurer-Lücke
Wer die 1.-August-Rede einer Bundesrätin hören will, muss über die Kantonsgrenze. Und wer Flugshow und Feuerwerk will, fährt zum Rheinfall. Eine Übersicht der Zürcher Events.

Wenn es um den Nationalfeiertag ging, war Ueli Maurer stets ein sicherer Wert. Der mittlerweile ehemalige SVP-Bundesrat aus dem Zürcher Oberland absolvierte Jahr für Jahr einen Redemarathon mit mehreren Auftritten – nicht selten in seinem Heimatkanton.
Entsprechend gross ist die Lücke, die er nach seinem Rücktritt im Festprogramm hinterlässt. Dieses Jahr wird auch kein aktuelles Mitglied der Landesregierung an einem Zürcher Rednerpult stehen.
Die aus der Bundespolitik
Wer den magistralen Moment nicht missen will, schaltet entweder am 1. August um 20 Uhr SRF 1 ein, wenn die zehnminütige Ansprache von Bundespräsident Alain Berset ausgestrahlt wird. Oder man nimmt die S-Bahn oder das Schiff ins nahe Rapperswil-Jona: Dort ist um 12 Uhr auf dem Curtiplatz Finanzministerin Karin Keller-Sutter zu hören.
Zwei Auswärtsspiele absolviert diesmal Christoph Blocher. Am 31. Juli spricht er auf dem Tellspiel-Areal in Interlaken bei der Auns-Nachfolgeorganisation Pro Schweiz, deren Chef Werner Gartenmann unlängst durch krude Fanpost für die Geheimarmee P 26 auffiel – zum Ärger des Alt-Bundesrats. Am 1. August tritt Blocher bei der SVP-Bundesfeier auf dem Ricken SG auf.

Im Wahljahr mischen sich zahlreiche Nationalrätinnen und Nationalräte unters Volk. Besonders fleissig sind die Ständeratskandidierenden: Regine Sauter (FDP) spricht am 31. Juli in Fehraltorf und tags darauf in Bauma, SVP-Kandidat Gregor Rutz am 1. August in Egg und Teufen, Tiana Moser (GLP) in Schwerzenbach und Volketswil. Ihr grüner Konkurrent Daniel Leupi hält seine Reden zur Lage der Nation in Uster und in Wollishofen. Keine 1.-August-Auftritte angekündigt haben Daniel Jositsch (SP) und der rekonvaleszente Philipp Kutter (Mitte).
Rekordredner Ernst Stocker
Obwohl oder vielleicht gerade weil die nationalen Wahlen vor der Tür stehen, haben viele Gemeinden für die 1.-August-Rede lieber Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunal- oder Kantonalpolitik engagiert, die den Wahlstress schon hinter sich haben.

Drei bestätigte Mitglieder des Regierungsrats nehmen anlässlich des Nationalfeiertags eine Mehrfachbelastung auf sich: Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) tritt in den Stadtzürcher Kreisen Höngg und Seebach auf. Regierungspräsident Mario Fehr (parteilos) ist in Winterthur, Ossingen und Stäfa zu hören. Nicht weniger als vier Reden am 1. August hält SVP-Finanzdirektor Ernst Stocker – in Oberstammheim, Kappel am Albis, Zell und Wiesendangen.
Die Exotinnen und Exoten
Sportlerinnen, Wirtschaftsleute oder Comedy-Stars am Redepult statt die «Classe politique»: Was vor einigen Jahrzehnten noch undenkbar schien, hat sich vielerorts zum Erfolgsrezept entwickelt, um zusätzliches Publikum an die Bundesfeiern zu locken.

So hält etwa SRF-Direktorin Nathalie Wappler am 1. August, um 11.30 Uhr die offizielle Festansprache an der Stadtzürcher Bundesfeier in der Stadthausanlage beim Bürkliplatz.
Passend zur Fussball-WM der Frauen, die gerade läuft, spricht Sandra Kälin am 31. Juli in Thalwil. Die frühere Schweizer Nati-Spielerin trainiert die Nationalmannschaft von Saudiarabien.
Gleich mit zwei spannenden Ehrengästen wartet die Bundesfeier von Illnau-Effretikon am 31. Juli auf: Die Festreden halten der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel sowie Carmen Affentranger, die den Verein «Frauen im Tarnanzug» präsidiert. Kurzweilig wird es gleichenabends auch in Oberglatt, wenn Komiker und Zauberer Michel Gammenthaler ans Mikrofon tritt.

Die volle Packung am Rheinfall
Mehrere Zürcher Gemeinden verzichten dieses Jahr aufs Feuerwerk. Unfreiwillig wie Höri und Niederglatt, wo der Flughafen sein Veto gegen die Knallerei eingelegt hat, weil der Betrieb gestört werden könnte. Oder freiwillig wie Erlenbach an der Goldküste und Flurlingen im Weinland. Sie kredenzen den Gästen dafür eine Gratiswurst.

Wer nicht auf ein lautes Spektakel verzichten mag, schaut sich am 31. Juli das grosse Feuerwerk am Rheinfall an. Garniert wird das Ganze – was inzwischen etwa in der Stadt Zürich politisch unerwünscht wäre – mit einer Flugshow des PC-7-Teams und des Super Puma Display Team der Schweizer Armee.
Fehler gefunden?Jetzt melden.