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Meinung

Kolumne «Miniatur des Alltags»
Türen für die Ewigkeit

Auch die Montage von Zimmertüren kann gründlich schiefgehen. 
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Es hatte schon nicht sehr vielversprechend begonnen: Von den drei bestellten Zimmertüren und Türrahmen entpuppten sich zwei der Rahmen beim Auspacken als defekt. Das war jetzt nicht gerade das, was wir uns nach wochenlangem Warten erhofft hatten.

Immerhin hatte der Zimmermann die gute Idee, aus den unbeschädigten Teilen der beiden deformierten Rahmen einen intakten zu bauen. So konnte der Handwerker mit seinem Lehrling doch zwei der drei Türen montieren.  

Die beiden machten sich ans Werk. Und wo gehobelt wird, fallen bekanntlich Späne. Das Herausbrechen der alten Türzargen, das Wegschneiden des Bauschaums sowie das Zusägen der neuen Rahmen liess unser Interieur bald unter einer Schicht aus Sägemehl, Styroporflocken und Holzspriessen verschwinden. 

Kurz vor dem Mittag war das Gröbste draussen, und ich machte mich mit dem Staubsauger hinter die Altlasten. Derweil gab der Zimmermann dem Lehrling geduldig Anweisungen: «Alle 50 Zentimeter streichst du Leim auf den Türrahmen.» Der Tony, erzählte er, der mache das allerdings nie. «Der sagt, er bringe den Rahmen ja sonst nie wieder heraus.» Der Lehrmeister lachte. «Aber das ist ja auch nicht nötig. So ein Rahmen soll ja für die Ewigkeit halten!»

Einmütig leimten die beiden die Türrahmen in die Wandöffnung und verliessen den Schauplatz für die Mittagspause.

Zwei Stunden später hörte ich aus dem Flur ein verhaltenes Fluchen. «Sch…, das darf nicht wahr sein!» Und dann: «Beat, schnell, hol den Geissfuss!» Als Letztes erklangen die Worte: «Oh nein, der Leim ist schon trocken», – dann herrschte Stille. 

Ein Augenschein vor Ort bestätigte die böse Vorahnung: Der Rahmen war falsch montiert. Und so entfernten die Handwerker ihr verleimtes «Werk für die Ewigkeit» bereits nach kurzen zwei Stunden. 

Ich seufzte innerlich ob der neuerlichen Sauerei, doch ein wenig musste ich auch schmunzeln. Immerhin hatte ich nun wieder Stoff für eine Kolumne.