Machtkampf unter RepublikanernTrumps Rache trifft seine prominenteste Widersacherin
Die Republikanerin Liz Cheney stellt sich öffentlich gegen den abgewählten Präsidenten. Nun wird ihre Wiederwahl zum Duell zwischen Donald Trump und der alten Partei-Elite um George W. Bush.
Sie ist gegen Abtreibungen und Obamacare, sie verteidigt die Foltermethoden der US-Geheimdienste und das Recht, Waffen zu tragen: Liz Cheney, 55, ist eine Konservative wie aus dem Bilderbuch. Doch Donald Trump hat die republikanische Abgeordnete zu seiner Lieblingsfeindin erklärt. Diese Woche brachte er eine Fotomontage in Umlauf, in der Cheneys Gesicht mit dem von George W. Bush verschmilzt. Es ist der bisherige Tiefpunkt einer hitzigen Vorwahlkampagne – und aller Voraussicht nach nicht der letzte.
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Eigentlich hätte Liz Cheney die perfekte Ausgangslage für eine Wiederwahl im Schlafwagen als Abgeordnete der knapp 600’000 Einwohner Wyomings. Der Staat mit dem Rodeo-Cowboy auf dem Autokennzeichen befindet sich seit Jahrzehnten fest in der Hand der Republikaner. Schon Cheneys Vater Dick hatte als Repräsentant in Washington gedient, bevor er unter George W. Bush zum Vizepräsidenten aufstieg und von den Demokraten den Übernamen «Darth Vader» erhielt. Der dunkle Fürst verkörpert das Böse im Krieg der Sterne – gleich wie Vater Cheney damals in der republikanischen Partei. Doch das Böse hat sich deutlich verschoben in der amerikanischen Politik. In der Trump-Phase der Partei reicht Cheneys Kombination aus Erfahrung, Linientreue und mächtiger Familie nicht mehr aus, um in Amt und Würden zu bleiben. Gefragt ist vielmehr Loyalität zum starken Mann. Cheneys Herz aber schlägt nicht für Trump, sondern für die amerikanische Verfassung, wie sie sagt.
Der Bruch am 6. Januar
Mit Trump hat sie gebrochen, als er die Lüge über die gefälschten Präsidentschaftswahlen in Umlauf setzte und seine Anhängerschaft am 6. Januar das Capitol stürmte. Ihre Stimme war eine von nur zehn republikanischen für das Impeachmentverfahren gegen Trump, worauf ihre Partei sie von ihrer Funktion als Nummer drei im Repräsentantenhaus absetzte. Vollends in Ungnade fiel Cheney, als sie sich freiwillig für den parlamentarischen Ausschuss meldete, der den Sturm unter die Lupe nimmt. Während ihre Partei die Untersuchung boykottiert, findet sie, eine überparteiliche Aufarbeitung sei zwingend.
Cheney weiss den Rest des alten Partei-Establishments hinter sich. Am Jahrestag von 9/11 warnte George W. Bush vor der «bösartigen Macht», die das Land durchwachse – und zeigte damit überdeutlich auf Trump. Echte Republikaner liebten die Verfassung und würden deshalb Trump nicht folgen, sagt auch Cheney. Ihr fliesst nun Geld aus der früheren republikanischen Elite und von Demokraten zu, die Bushs organisieren einen Spendenanlass für ihre Kampagne. Im kommenden Jahr will sie sich für ihre vierte Legislatur wählen lassen.
Eine alte Freundin tritt gegen Cheney an
Was in normalen Zeiten eine langweilige Wahl auf dem Land wäre, wird nun zur Machtprobe zwischen den Republikanern der alten Garde und Trump. Er hat soeben für eine Gegenkandidatin geworben, die Cheney die republikanische Nomination streitig machen soll. Dabei hat er einen Coup gelandet: Harriet Hageman war jahrelang eine enge Mitarbeiterin von Liz Cheney und eine Freundin der Familie. Hageman nannte Trump damals «rassistisch und fremdenfeindlich», am Parteitag 2016 probierte sie mit Taschenspielertricks, seine Nominierung in letzter Minute zu verhindern. Inzwischen hat sich Hageman den neuen Machtverhältnissen angepasst: Sie habe erkannt, dass ihr die Cheneys Lügen aufgetischt hätten.
Liz Cheney versucht sich dagegen als Stimme der Vernunft zu positionieren. In einem Interview bekannte sie, falsch gelegen zu haben, als sie die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ablehnte. Cheney hatte sich deswegen öffentlich mit ihrer homosexuellen Schwester überworfen. Seither habe sie ihre Meinung geändert, sagt sie nun. In Wyoming schrumpfte ihre Unterstützung bei Umfragen im Juli auf 19 Prozent. Liz Cheney kämpft um ihr politisches Überleben.
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