Konflikt USA und ChinaTrump beendet Zusammenarbeit mit WHO, EU drängt ihn zum Bleiben
Der US-Präsident will einen Bruch mit der Weltgesundheitsorganisation, die seiner Ansicht nach unter chinesischer Kontrolle ist.
Nach seiner scharfen Kritik an der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat US-Präsident Donald Trump nachgelegt und die Zusammenarbeit aufgekündigt. Ein erst vergangene Woche verkündetes 30-tägiges Ultimatum wartete er nicht ab. «Wir werden heute unsere Beziehung zur Weltgesundheitsorganisation beenden», sagte Trump am Freitag im Weissen Haus. Die amerikanischen Beiträge würden künftig in andere globale Gesundheitsprojekte gesteckt.
Die WHO äusserte sich zunächst nicht. «Wir haben im Moment keinen Kommentar dazu», sagte ein Sprecher am Samstag. Die Europäische Kommission bezog hingegen klar Stellung für die WHO und drängte Trump, seine Entscheidung zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronavirus helfe nur globale Zusammenarbeit und Solidarität, erklärte Kommissionschefin Ursula von der Leyen gemeinsam mit dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell. «Alles, was internationale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden.»
EU drängt USA zum Bleiben
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat US-Präsident Donald Trump aufgefordert, den angekündigten Bruch mit der Weltgesundheitsorganisation WHO zu überdenken. Im Kampf gegen das Coronavirus helfe nur globale Zusammenarbeit und Solidarität, erklärte von der Leyen am Samstag gemeinsam mit dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell.
«Die WHO muss weiter in der Lage sein, die internationale Reaktion auf jetzige und künftige Pandemien anzuführen», heisst es in einer gemeinsamen Erklärung. Dafür nötig sei die Teilnahme und Unterstützung aller. «Alles, was internationale Ergebnisse schwächt, muss vermieden werden. In diesem Kontext drängen wir die USA, ihre angekündigte Entscheidung zu überdenken.»
Von der Leyen und Borrell schrieben, die Europäische Union unterstütze die WHO weiter im Kampf gegen die Pandemie und habe bereits zusätzliches Geld zugesagt. Am 19. Mai hätten alle WHO-Mitgliedsstaaten beschlossen, so bald wie möglich eine unparteiische, unabhängige und umfassende Bewertung einzuleiten und die Lehren aus der internationalen Reaktion auf das Coronavirus zu ziehen. Dies sei nötig, um den Gesundheitsschutz zu stärken.
Vom Lob zur Anschuldigung
Der US-Präsident beschuldigte die chinesische Regierung erneut, die Verbreitung des Coronavirus nicht verhindert zu haben. Das habe zu der Corona-Pandemie geführt, die inzwischen mehr als 100’000 Menschen in den USA das Leben gekostet hat.
Der US-Präsident hatte die WHO-Beiträge bereits im April eingefroren und damit international Kritik auf sich gezogen. Er bezeichnete die in Genf ansässige UN-Sonderorganisation als «Marionette» Chinas.
In der Corona-Krise ist der US-Präsident selbst schwer unter Druck geraten. Der Republikaner hatte die Gefahr des Coronavirus öffentlich lange heruntergespielt. Ein Vorwurf, den er gegen die WHO erhebt, wird auch gegen ihn gerichtet: China Ende Januar noch für die Transparenz im Zusammenhang mit dem Ausbruch gelobt zu haben.
In einem Tweet vom 24. Januar hatte Trump geschrieben: «China hat sehr hart daran gearbeitet, das Coronavirus einzudämmen. Die Vereinigten Staaten wissen ihre Anstrengungen und Transparenz zu schätzen.» Inzwischen wirft Trump China einen Mangel an Transparenz vor.
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