Trump und die «Fake Economic News»
Schwächt sich die US-Konjunktur ab, wird es im Wahljahr 2020 eng für Donald Trump. Er bezichtigt deshalb die Medien, eine Rezession herbeizureden.
Nach aussen hin scheint alles in Ordnung: Die US-Wirtschaft sei die «grösste, stärkste und mächtigste Wirtschaft der Welt», prahlte Donald Trump am vergangenen Donnerstag. Hinter den Kulissen aber herrscht Unruhe: Der Präsident sei wegen der Wirtschaftsaussichten «verunsichert», steckte ein Berater Trumps der «Washington Post».
Es ist keineswegs ausgemacht, dass die amerikanische Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert. Niedrige Arbeitslosigkeit und kauffreudige Verbraucher könnten einen Abschwung verhindern. US-Wirtschaftsexperten aber wittern in den jüngsten Turbulenzen der Aktien- und Anleihenmärkte mögliche Anzeichen für eine Abkühlung der Konjunktur oder sogar ein Ende des längsten Aufschwungs in der US-Geschichte. Schlitterte die Wirtschaft in eine Rezession, stünde es nicht gut um Donald Trump: Kein Präsident seit William McKinley 1900 wurde inmitten einer Rezession wiedergewählt.
Trumps bestes Argument für eine Wiederwahl 2020 ist die gute Wirtschaftslage. Verschlechtert sie sich, könnte es eng werden für den Amtsinhaber. Der sucht vorsorglich schon einmal nach Schuldigen – und findet sie bei Notenbankchef Jerome Powell sowie den liberalen Medien. Obwohl er Powell selbst ernannt hat, ist der Banker zu einer Zielscheibe Trumps geworden. Nicht ganz zu Unrecht wirft er ihm vor, 2018 die Zinsen zu schnell erhöht zu haben, intern vergleicht Trump den Fed-Vorsitzenden mit einem stümperhaften Golfspieler.
Das vertraute Feindbild
Ausserdem bemüht der Präsident ein vertrautes Feindbild: «Die Fake-News-Medien tun alles, um die Wirtschaft kaputtzumachen, weil sie überzeugt sind, dass das schlecht für mich und meine Wiederwahl ist», twitterte Trump letzte Woche. Dass die liberalen Medien eine Rezession herbeireden wollen, um die Wahlchancen des verhassten republikanischen Präsidenten zu mindern, gilt bei Trumps journalistischen Freunden als ausgemacht.
So beschuldigte der konservative Radio-Talker Rush Limbaugh die liberalen Medien, sie versuchten mit «Fake Economic News» die Präsidentschaftswahl 2020 zu beeinflussen. Bei Fox Business News, dem Wirtschaftsableger von Trumps Haussender Fox News, klang es ähnlich: «Die linken Medien reden den Aktienmarkt und die Trump-Wirtschaft schlecht», behauptete Moderator Lou Dobbs, ein enger Vertrauter des Präsidenten.
Trumps Trio hat nicht den besten Ruf
Dass Trumps Handelskrieg mit China und seine Dauerdrohungen mit neuen Zöllen der Weltwirtschaft und letzendlich auch der US-Wirtschaft schaden könnten, wollen Dobbs, Limbaugh und andere Freunde Trumps nicht wahrhaben. Zumal Trumps ökonomisches Team um Wirtschaftsberater Larry Kudlow, den Handelsbeauftragen Peter Navarro sowie Finanzminister Steven Mnuchin nicht gerade zur ersten Garnitur zählt. «Groteske Prognosen und wirtschaftliches Analphabetentum», hätten ihre Glaubwürdigkeit erschüttert, sagt der frühere Finanzminister Larry Summers über die Wirtschaftsberater des Präsidenten.
Trump verschanzt sich unterdessen hinter der Behauptung, lediglich seine Wahl 2016 habe eine schwere Rezession verhindert – und nur seine Wiederwahl werde die Amerikaner vor einer schweren Wirtschaftskrise bewahren. «Ihr habt keine Wahl, ausser für mich zu stimmen, weil sonst euere Pensionsfonds den Bach runtergehen und überhaupt alles den Bach runtergehen wird», prophezeite Trump am Donnerstag bei einer Kundgebung im Staat New Hampshire. «Ob ihr mich liebt oder hasst, ihr müsst für mich stimmen», so der Präsident weiter.
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Entscheidung 2020 – Der Podcast zu den Wahlen in den USA
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