Parteitag der US-RepublikanerTrump offiziell nominiert, Vance ist Vize-Kandidat
Bei ihrer Parteiversammlung am Lake Michigan haben die Republikaner Donald Trump zu ihrem Kandidaten und J. D. Vance zum Vize-Kandidaten gemacht.
Überschattet vom Attentat auf Donald Trump hat der Parteitag der US-Republikaner in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin begonnen. Die Delegierten haben Donald Trump gleich zum Start des Events offiziell als ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl nominiert. Er kam wie erwartet auf die notwendige Mehrheit der Delegiertenstimmen. Der Ex-Präsident tritt damit im November nach jetzigem Stand gegen den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden an.
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist mit einem weissen Verband am Ohr auf dem Parteitag seiner Partei in Milwaukee erschienen. Er reckte erneut die Faust in die Höhe und wurde in der Veranstaltungshalle von den Delegierten bejubelt. Dort posierte er mit seinem Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten, J. D. Vance. Die Menge rief «Kämpft, kämpft, kämpft!». Trump wirkte erschöpft.
Trumps Vize ist ein ehemaliger Kritiker
Noch vor seiner formellen Wahl hatte Trump den 39-jährigen Senator J. D. Vance als Vizekandidaten für die US-Präsidentschaftswahl über seine Online-Plattform Truth Social angekündigt. Am Parteitag wurde Vance dann im Anschluss auch offiziell nominiert und wurde euphorisch bejubelt.
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Vance, ein ehemaliger Marine aus dem Rust Belt, arbeitete als Finanzmanager in einer Investmentfirma von Peter Thiel, bevor er zu der Politik kam. Er veröffentlichte zudem einen autobiografischen New York-Bestseller unter dem Titel «Hillbilly Elegy». Darin schildert er sein Aufwachsen in einer von Armut und Drogenproblemen geprägten Familie der weissen Unterschicht in den USA. Das Buch wurde später für den Streamingdienst Netflix verfilmt.
Vance gilt innerhalb der Partei als einer von Trumps stärksten Unterstützern. Doch das war nicht immer so: Noch 2016 nannte er Trump «den Hitler Amerikas» und dessen politische Vorstellungen «verachtenswert und absurd». Ein paar Jahre später vollzog Vance dann aber eine Kehrtwende: Um seine Chancen bei der US-Senatswahl in Ohio im November 2022 zu stärken, rückte er von seiner Kritik an Trump ab. Den Wahlkampf bestritt er mit Marjorie Taylor Greene, eine der rechtesten Trump-Unterstützerinnen. Vance gewann daraufhin die parteiinterne Vorwahl der Republikaner mit 32 Prozent der Stimmen. Im Vorfeld wurde er dabei auch von Donald Trump unterstützt, was sich als massgeblich für seinen Wahlerfolg herausstellte.
Vance werde sich im Wahlkampf unter anderem auf Arbeiter und Farmer in umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Ohio, Minnesota konzentrieren, schrieb Trump.
Die Wahl dürfte für viele Amerikaner eher überraschend kommen: Der erst 39-jährige Vance ist in der Öffentlichkeit noch nicht sehr bekannt. Trump liess sich im Vorfeld auch nicht in die Karten blicken, «eher instinktiv» sei die Art, wie er am Ende auswähle, sagte er noch vor dem Attentat.
«America First: A Return to Common Sense»
Die Delegierten der US-Republikaner haben am Montag ein Programm verabschiedet, das die Positionen der Partei zu Abtreibungen und der gleichgeschlechtlichen Ehe abschwächt. Das Programm mit dem Titel «America First: A Return to Common Sense» (Amerika zuerst: eine Rückkehr zum gesunden Menschenverstand) wurde auf dem Parteitag in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin vorgestellt, auf dem Trump offiziell zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde.
Insbesondere wird auf die Forderung von Abtreibungsgegnern nach einem nationalen Abtreibungsverbot verzichtet. Stattdessen wird Trumps Position übernommen, die Frage den einzelnen Bundesstaaten zu überlassen. Zudem wird auf einen Verweis auf die «traditionelle Ehe» zwischen einem Mann und einer Frau verzichtet.
Die «grösste Abschiebeoperation» in der US-Geschichte
Das Programm spiegelt Trumps harte Haltung zur Einwanderung wider. Darin heisst es, die Grenze solle geschlossen und die «Migranteninvasion» gestoppt werden. Zudem solle die «grösste Abschiebeoperation» in der US-Geschichte vorgenommen werden.
Bei der Wirtschaft sollen Regulierungen abgebaut, Steuern gesenkt und die Inflation «beendet» werden. Ausserdem sollten die USA zum dominierenden Energieproduzenten gemacht werden. Mit Blick auf die Aussenpolitik heisst es unter anderem, der Frieden in Europa und im Nahen Osten solle wiederhergestellt werden.
Die Republikaner würden sicherstellen, dass das US-Militär das modernste und schlagkräftigste der Welt sei, heisst es in dem Programm. «Die Republikaner werden Bündnisse stärken, indem sie sicherstellen, dass unsere Verbündeten ihren Verpflichtungen nachkommen und in unsere gemeinsame Verteidigung investieren», heisst es offenbar in Bezug auf die Nato weiter.
Biden zu Trumps Kandidatur: «Bin nur drei Jahre älter»
US-Präsident Joe Biden hält weiter daran fest, Präsidentschaftskandidat der Demokraten werden zu wollen. Auf die Frage, ob sich an seinen Plänen in den vergangenen Tagen etwas geändert habe, antwortete der 81-Jährige in einem Fernsehinterview des Senders NBC News am Montagabend mit einem entschiedenen «Nein».
Journalist Lester Holt fragte Biden auch, auf wen er höre, wenn es um diese sehr persönliche Entscheidung gehe. Darauf antwortete er: «Auf mich.» Er ergänzte: «Ich bin alt, aber nur drei Jahre älter als Trump.» Seine geistige Schärfe sei «verdammt gut». Er habe in dreieinhalb Jahren «mehr geschafft als jeder andere Präsident in einer langen, langen Zeit».
Ob er für weitere Debatte gegen Trump offen sei, um den Auftritt der ersten zu korrigieren, und das gegebenenfalls schon in den nächsten Wochen, antwortete der Demokrat: «Ich werde mit ihm debattieren, wie wir vereinbart haben – ich werde im September mit ihm debattieren.»
Hohe Sicherheitsvorkehrungen in Milwaukee
Der Parteitag der Republikaner in Milwaukee begann am Montag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. In der Stadt am Westufer des Lake Michigan sind zahlreiche Strassen abgesperrt. Selbst in die Nähe des Veranstaltungsorts im Zentrum der 577’000-Einwohner-Stadt kommt man nur nach einer speziellen Sicherheitsüberprüfung. Bereits vor dem Attentat gegen Trump planten die Veranstalter sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen.
Neben den Delegierten sind Tausende weitere Menschen nach Milwaukee gereist – darunter Politiker, Parteimitglieder und Pressevertreter. Teil des Parteitags ist auch die Verabschiedung des Parteiprogramms, es werden Reden zahlreicher hochrangiger Republikaner erwartet. Zum Auftakt der Grossveranstaltung riefen Delegierten «Kämpft, kämpft, kämpft!». Der Höhepunkt der Veranstaltung soll eine Rede Trumps am Donnerstagabend (bei uns Nacht auf Freitag) sein.
US-Heimatschutzminister spricht von erhöhter Bedrohung
Personenschützer des Secret Service sind für die Sicherheit des Präsidenten zuständig – und für dessen noch lebende Vorgänger. Nach dem Trump-Attentat werden die Sicherheitsmassnahmen ausgeweitet.
Nach dem Attentat auf US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sieht US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas eine verschärfte Bedrohungslage in den USA. «Wir befinden uns in einer erhöhten und sehr dynamischen Bedrohungslage», sagte Mayorkas bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus. Sein Ministerium, der Secret Service, das FBI und weitere Behörden nähmen dies «sehr ernst» und passten die Sicherheitsmassnahmen an.
Der Schutz Trumps sei nach dem Attentat bereits erhöht worden. Auch der unabhängige Präsidentschaftsbewerber und Kennedy-Neffe Robert F. Kennedy erhalte nun Personenschutz des Secret Service. Gleiches gelte für den von Trump frisch auserkorenen Vize-Kandidaten J. D. Vance. Sowohl gegen US-Präsident Joe Biden als auch gegen Trump gebe es ständig Drohungen, sagte der Minister.
DPA/wy/fem
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