Jared Kushner auf dem Balkan Trumps Schwiegersohn plant Mega-Deal mit Autokraten in Albanien und Serbien
Kushner will Luxusresorts an der albanischen Küste und ein Hotel in Belgrad bauen. Kritiker in den USA und auf dem Balkan warnen vor korrupten Machenschaften.
Ein Stück Paradies mit Geschichte. So wird die albanische Insel Sazan häufig beschrieben. «Von hier aus könnte ich das Mittelmeer bis nach Gibraltar kontrollieren», freute sich der sowjetische Führer Nikita Chruschtschow 1959, als er das Eiland an der südalbanischen Adriaküste und eine nahe liegende U-Boot-Basis besuchte. Der paranoide albanische Diktator Enver Hoxha liess auf Sazan etwa 3600 Bunker und ein kilometerlanges Netz aus Tunneln errichten. Die verfallenen Bauten zeugen noch heute von der kommunistischen Vergangenheit Albaniens.
Nun plant das Balkanland, die Adriaperle für einen umstrittenen Investor zu öffnen. Donald Trumps Schwiegersohn, Jared Kushner, will Luxusresorts an der Mittelmeerküste bauen. «Wir sind sehr aufgeregt. Wir haben diese Deals noch nicht abgeschlossen, sie könnten sich also auch nicht ereignen, aber wir haben hart daran gearbeitet und sind ziemlich nahe dran», sagte Kushner der «New York Times».
Albaniens autokratischer Premierminister Edi Rama bestätigte die Pläne am Wochenende. Für Umweltaktivisten und Journalisten, die das Investitionsprojekt der Familie Trump kritisieren, hatte Rama nur Spott und Hohn übrig. Kürzlich wurde im albanischen Parlament ein Gesetz geändert, um Investitionen in Schutzzonen zu ermöglichen.
Teil des jüngsten Vorhabens soll auch einer der grössten albanischen Oligarchen sein, der eng mit der Regierung Rama verbandelt ist. Sie gilt als korrupt, wird aber sowohl von den EU-Staaten als auch von den USA unterstützt. Der Westen hat mittlerweile die meisten Grundwerte über den Haufen geworfen und sich mit sogenannten Stabilokraten auf dem Balkan arrangiert.
Der aggressive Propagandist
Im vergangenen Sommer besuchte Jared Kushner mit seiner Ehefrau Ivanka Trump Albanien. In Tirana wurden sie von Edi Rama empfangen. Mit dabei war auch Trumps höchst umstrittener Balkanbeauftragter Richard Grenell, der nicht nur zu Rama gute Kontakte pflegt. Serbiens autokratischer Präsident Aleksandar Vucic verlieh Grenell im vergangenen Herbst einen der höchsten Staatsorden. Auf der Plattform X ist der frühere US-Botschafter in Berlin einer der aggressivsten Propagandisten des Belgrader Regimes.
Grenell hat offenbar auch Kushners jüngsten Deal auf dem Balkan eingefädelt. «Niemand sollte sich jemals dafür entschuldigen, Geld verdienen zu wollen», sagte er in einem Gefälligkeitsinterview mit einem regierungsnahen Fernsehsender in Albanien.
Der prominente albanische Journalist Andi Bushati schrieb in einem Kommentar, Rama verscherble die wertvollsten Ressourcen des Landes, um sich die Gunst von westlichen Politikern zu sichern. Doch anstatt sich zu fragen, wie es einem Premier eines Zwergstaates gelinge, einflussreiche ausländische Persönlichkeiten zu kaufen, müsse man sich darüber empören, dass die Albanerinnen und Albaner eine Ein-Mann-Herrschaft zugelassen und die Demokratie verkauft hätten.
Im vergangenen Sommer machte Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni wie Hunderttausende ihrer Landsleute Ferien in Albanien. Sie traf sich auch mit Rama. Wenige Monate später wurde bekannt, dass die beiden Politiker ein Migrationsabkommen vereinbart hätten. Italien wird im Nachbarland auf der anderen Seite der Adria Aufnahmezentren bauen und betreiben, um Asylanträge zu prüfen. Wer als Flüchtling abgelehnt wird, soll schnell in sein Heimatland zurückgeschickt werden – ohne Italien betreten zu haben.
Eine «gigantische Wahlkampfaktion»
Für Melonis Wünsche stellt Rama die Hafenstadt Shëngjin und die ehemalige Luftwaffenbasis in Gjadër im Norden des Landes zur Verfügung. Das Migrationsabkommen mit Albanien kommt rechtzeitig vor den Europawahlen. Es handle sich um eine «gigantische Wahlkampfaktion» der italienischen Postfaschistin, schreibt die Zeitschrift «L’Espresso». In Albanien kursiert bereits der Witz, dass Rama nach jedem Besuch eines hochrangigen westlichen Politikers ein Stück Land verschenkt. Nun sollen also Trumps Familie und Vertraute zum Zug kommen.
Kushner und Grenell haben ihre Fühler längst auch nach Belgrad ausgestreckt. In der serbischen Hauptstadt beabsichtigen sie, ein Hotel und ein Gebäude mit 1500 Wohneinheiten zu errichten. Entstehen soll der Komplex auf dem Gelände des ehemaligen Hauptquartiers der jugoslawischen Armee, das 1999 von der Nato bombardiert wurde, um die Mordkampagne der serbischen Truppen gegen Albaner in Kosovo zu stoppen. Der «Generalstab», wie es im Volksmund heisst, wurde 1964 nach den Entwürfen des serbischen Stararchitekten Nikola Dobrovic fertig gebaut und steht unter Denkmalschutz.
Staatschef Aleksandar Vucic zeigte sich «begeistert» und «glücklich» von der Idee, auf der Ruine mit 50’000 Quadratmetern Nutzfläche im Herzen Belgrads unter anderem ein neues Hotel zu bauen. Damit scheint klar zu sein, dass die serbischen Behörden die Bedenken der Umweltschützer, Raumplaner und kritischen Medien nicht ernst nehmen werden – ähnlich wie in Albanien.
Donald Trumps Träume
Trump soll schon 2013 einem hochrangigen serbischen Politiker anvertraut haben, dass er auf dem Grundstück des Armeehauptquartiers ein Luxushotel bauen wolle. Seine Mitarbeiter reisten daraufhin nach Belgrad, um den Standort zu besichtigen. Kushner sagte der «New York Times», er habe nicht gewusst, dass sein Schwiegervater die Immobilie in Belgrad entwickeln wollte. Ähnlich äusserte sich auch Grenell.
Kushners Investitionspläne auf dem Balkan beziffern sich auf etwa eine Milliarde Dollar. Transparenzaktivisten in der Region und US-Demokraten warnten vor korrupten Machenschaften. Sowohl Vucic als auch Rama hofieren Richard Grenell, der schon vor Jahren den Wunsch geäussert hat, Trumps Aussenminister zu werden – sollte der republikanische Populist die Präsidentschaftswahlen Anfang November gewinnen.
Dann könnte ein alter Plan zur Destabilisierung des Balkans entstaubt werden: Während der Trump-Präsidentschaft gab es zwischen Vucic, Rama und dem damaligen kosovarischen Präsidenten Hashim Thaçi Geheimgespräche, um Kosovo faktisch zwischen Serbien und Albanien aufzuteilen. Die sogenannte «Grenzkorrektur» scheiterte am Widerstand der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und der Mehrheit der kosovarischen Bevölkerung. Ende 2020 trat Thaçi zurück, nachdem ein Sondertribunal mit Sitz in Den Haag Anklage gegen ihn wegen Kriegsverbrechen erhoben hatte. Grenell fordert immer wieder seine Freilassung. Thaçi sei der richtige Partner, weil er «Dinge voranbringen» könne.
Hotelkette mit Sitz in der Schweiz
Bis auf weiteres wollen sich Grenell und Kushner auf ihre Rolle als Geschäftsleute konzentrieren. Auf der Insel Sazan in Südalbanien soll ein Luxushotel der Aman-Gruppe gebaut werden. Die Häuser der in Baar im Kanton Zug ansässigen Hotelkette gelten als Nonplusultra im Gastgewerbe. Besitzer der Aman Group ist der russische Oligarch und Wahlschweizer Wladislaw Doronin. Besonders pikant: Sicherheitschef des Unternehmens wurde 2022 Charles McGonigal, ein hochrangiger FBI-Agent, der Mitte Dezember zu mehr als vier Jahren Haft verurteilt wurde, weil er heimlich für Oleg Deripaska, einen anderen russischen Oligarchen, gearbeitet hatte.
Damit nicht genug. Im Februar erhielt McGonigal eine zweijährige Gefängnisstrafe für eine andere Straftat: Er hatte 225’000 Dollar von einem früheren albanischen Geheimdienstler erhalten. Zuvor hatte Charles McGonigal mehrmals Tirana besucht und Premier Edi Rama getroffen. Dieser sagt, er habe mit dem Skandal nichts zu tun.
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