Kandidat nach AttentatTrump: Werde weiterhin Wahlkampf im Freien machen
Trump will nach dem Attentat weiterhin draussen auftreten. Und er provoziert mit einer neuen Aussage zur Wahl in vier Jahren, die für Empörung sorgt.
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump hat angekündigt, trotz Sicherheitsbedenken im US-Wahlkampf weiterhin Kundgebungen im Freien abhalten zu wollen. Der Secret Service habe sich bereiterklärt, seinen Schutz erheblich zu verstärken, schrieb Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. Er sei «sehr gut in der Lage, dies zu tun». Die Rede- und Versammlungsfreiheit dürfe durch nichts und niemandem gestoppt oder eingeschränkt werden.
Trump hatte zuvor angekündigt, an den Ort des Attentats an zurückkehren zu wollen. Er werde nach Butler, Pennsylvania, zurückgehen, um dort eine «grosse und wunderbare» Kundgebung zu veranstalten. «Was für ein Tag wird das werden – kämpft, kämpft, kämpft!», schrieb der Republikaner in Grossbuchstaben. Weitere Details zum Zeitpunkt nannte er nicht.
Vor zwei Wochen hatte dort ein Schütze bei einer Wahlkampfveranstaltung draussen das Feuer eröffnet und auf den 78-Jährigen geschossen. Der Täter wurde von Sicherheitskräften getötet. Ein Besucher starb, zwei weitere wurden verletzt. Trump wurde am rechten Ohr verletzt. Er will für die Republikaner nach der Wahl am 5. November wieder ins Weisse Haus einziehen. Er war von 2017 bis 2021 US-Präsident.
Provokation mit Äusserung zur Wahl in vier Jahren
Zuvor hatte Trump mit einer Äusserung zur US-Wahl in vier Jahren für Empörung gesorgt. Bei einer Wahlkampfveranstaltung vor konservativen Christen in Florida rief der 78-Jährige am Freitagabend zur Wahl am 5. November auf und sagte, dass dies nur ein einziges Mal nötig sei. «Christen, geht raus und wählt! Nur dieses Mal. Ihr werdet es nicht mehr tun müssen.» Bei der Wahl in vier Jahren werde alles in Ordnung gebracht sein, alles werde gut sein. «Ihr werdet nicht mehr wählen müssen, meine wunderbaren Christen.»
Was Trump genau meinte, blieb unklar. Trump provoziert im Wahlkampf immer wieder und lässt bewusst Spielraum für Interpretationen.
Das Wahlkampfteam seiner politischen Rivalin, der Demokratin Kamala Harris, deutete Trumps Äusserung als einen Hinweis darauf, dass der 78-Jährige im Falle eines Wiedereinzugs ins Weisse Haus «die Demokratie abschaffen» wolle. Die Aussage passe zu anderen Äusserungen Trumps, etwa der, «Diktator nur an Tag eins» zu sein. Der Republikaner hatte in seiner Rede auch behauptet, unter konservativen Christen sei die Wahlbeteiligung besonders gering.
Trump echauffiert sich über FBI-Chef
Ebenfalls am Freitag hatte sich Trump in einer Reihe von Beiträgen auf Truth Social an FBI-Chef Christopher Wray abgearbeitet. Grund war eine Aussage des FBI-Chefs vor einem Kongressausschuss, in der er sich nicht darauf festlegen wollte, ob Trump von einer Kugel oder einem Splitter am Ohr verletzt wurde. Trump schrieb: «Nein, es war leider eine Kugel, die mein Ohr traf, und zwar hart. Es gab weder Glas noch Splitter.» Wrays vage Aussagen würden dem FBI schaden.
Auch Trumps früherer Leibarzt aus seiner Zeit im Weissen Haus, Ronny Jackson, meldete sich zu Wort und teilte in einem Schreiben mit: «Es gibt absolut keine Beweise dafür, dass es sich um etwas anderes als eine Kugel handelte.» Da er mehr als 20 Jahre lang als Notfallmediziner in der US-Marine tätig gewesen sei, habe er in seiner Laufbahn viele Schusswunden behandelt.
FBI reagiert mit Stellungnahme
Schliesslich reagierte die Bundespolizei FBI mit einer Stellungnahme. «Was den ehemaligen Präsidenten Trump am Ohr traf, war eine ganze oder in kleinere Stücke zersplitterte Kugel, die aus dem Gewehr des Verstorbenen abgefeuert wurde», teilte die Behörde mit. Trump schrieb daraufhin auf Truth Social: «Ich nehme an, das ist die beste Entschuldigung, die wir von Direktor Wray bekommen werden, aber sie wird voll akzeptiert!»
Bilder von Trump mit Blut am Ohr und etwas Blut im Gesicht – und zugleich mit geballter Faust – gingen nach dem Attentat um die Welt. Trump rief nach dem Angriff «Kämpft, kämpft, kämpft!», was mittlerweile zu einer Art Motto seiner Anhänger geworden ist.
Secret Service legte Trump offenbar Auftritte in Hallen nahe
Zuletzt hatte die «New York Times» berichtet, dass der Secret Service Trumps Wahlkampfteam nahegelegt habe, in der Zukunft keine Grossveranstaltungen mehr unter freiem Himmel abzuhalten. Es war völlig unklar, wo die von Trump angekündigte Wahlkampfveranstaltung in Butler stattfinden soll. Seit dem Attentat war Trump bisher nur in grossen Hallen aufgetreten.
Zu Beginn der Woche hatte die Chefin des Secret Service, Kimberly Cheatle, ihren Posten abgegeben und sich damit parteiübergreifenden Rücktrittsforderungen gebeugt. Der Secret Service sei am Tag des Attentats seiner Aufgabe nicht gerecht worden, sagte sie.
Der Ex-Präsident hatte nach dem Angriff einige Tage lang einen weissen Verband am Ohr getragen. Auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee, der direkt im Anschluss an das Attentat stattfand, klebten sich einige Anhänger aus Solidarität ebenfalls eine Art Verband ans Ohr. Trump kündigte nun an, bei der geplanten Veranstaltung in Butler an den getöteten Feuerwehrmann und die beiden Verletzten erinnern zu wollen. Der Republikaner hatte den Feuerwehrhelm des Todesopfers bei seiner Rede beim Parteitag auf der Bühne geküsst.
DPA/wy/fal/oli
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