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Gerüchte um erneute Kandidatur
Trump buhlt um Aufmerksamkeit

Comeback in Ohio: Ex-Präsident Trump spricht am 26. Juni vor einigen Tausend Fans, und er gibt der Menge ein Medley seiner grössten Hits. 
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Es steht ausser Frage, dass weite Teile der USA den 4. Juli, den Nationalfeiertag, so ausgelassen begehen werden wie lange nicht. Präsident Joe Biden will zu diesem Datum verkünden, dass 70 Prozent der Amerikaner mindestens eine Impfdosis erhalten haben, und selbst wenn diese Zahl nicht erreicht wird, überwiegt das Gefühl, die Pandemie überwunden zu haben. Es wird Feuerwerke geben, Konzerte, Grillpartys, jede Menge Flaggen.

Bei diesen Feierlichkeiten wollte der ehemalige Präsident Donald Trump nicht aussen vor bleiben. Also hatte er für den 4. Juli einen Auftritt in der Stadt Mobile im Bundesstaat Alabama geplant. Alabama ist ein solide republikanischer Staat. Ein Heimspiel für Trump, konnte man meinen.

Republikaner drängen auf Absage von Trumps Auftritt

Nun hat Alabama den Auftritt Anfang der Woche abgesagt mit der bemerkenswerten Begründung, es könne sich womöglich um eine «parteiische politische Veranstaltung» handeln. Noch bemerkenswerter erscheint, dass die Absage auf Drängen der Republikaner in Mobile erfolgte.

An Unterstützung für Trump mangelt es dennoch nicht in der Partei, die ihm weiterhin grösstenteils ergeben ist. Vor gut zwei Wochen ist er 75 Jahre alt geworden. Er feierte in seinem Golfresort in Bedminster, New Jersey, wo er den Sommer verbringt. Den Winter und den Frühling hatte er in seinem Golfresort Mar-a-Lago in Florida verbracht, doch in Florida wird es ihm sommers zu heiss. Zum Geburtstag machten ihm einige Republikaner die Aufwartung, darunter die der Waffenlobby nahestehende Abgeordnete Lauren Boebert, die auf Twitter schrieb, Trump arbeite weiterhin so hart wie eh und je daran, Amerika wieder grossartig zu machen.

Seine grössten Hits

In welcher Weise genau Trump an diesem Unterfangen arbeitet, ist indes unklar. Am vergangenen Wochenende hatte er seinen ersten grösseren Auftritt, seit er das Weisse Haus im Januar verlassen musste. Er sprach in Ohio vor einigen Tausend Fans, und er gab der Menge ein Medley seiner grössten Hits. Unter anderem wiederholte er seine Lüge, dass ihm die Wahl gestohlen worden sei, und er schimpfte auf Republikaner, die ihn bei dieser Lüge nicht unterstützen.

Trump überall: Der Ex-Präsident arbeitet daran, dass er nicht in Vergessenheit gerät. 

Abgesehen davon hat Trump in den vergangenen Monaten wenig getan, was man als Arbeit an der Grossartigkeit Amerikas interpretieren könnte. Wie das Magazin «Axios» berichtet, hat er stattdessen vor allen Dingen daran gearbeitet, dass er nicht in Vergessenheit gerät, indem er 22 ausführliche Interviews für 17 Bücher gewährte, die in den kommenden Monaten über ihn erscheinen sollen. Das sind, wohlgemerkt, nur die Bücher, an denen Trump aktiv als Gesprächspartner mitgewirkt hat. Mit Reportern wie dem Watergate-Enthüller Bob Woodward mochte er lieber nicht sprechen, was diesen nicht davon abhalten wird, sein drittes kritisches Buch über Trump zu veröffentlichen.

«Wer sind diese Menschen? Das sind nicht unsere Leute, diese Idioten mit den Kostümen. Die sehen aus wie Demokraten.»

Donald Trump, US-Präsident, während des Sturms aufs Capitol

Den Anfang der Bücherwelle wird nach letztem Stand Michael Wolff machen, dessen Werk «Landslide» (deutscher Titel: «77 Tage») sich mit den letzten Tagen der Präsidentschaft beschäftigt und Ende Juli erscheint. Wolff hatte Anfang 2018 mit dem Buch «Fire and Fury» Aufsehen erregt, in dem er ein dysfunktionales Weisses Haus beschrieb. Trump gewährte ihm nun gleich zwei lange Interviews.

In seinem neuen Buch beschreibt Wolff Trump als einen Präsidenten, der beim Sturm aufs Capitol am 6. Januar absolut keine Ahnung gehabt haben soll, was zu tun sei. Mit Blick auf seine marodierenden Anhänger soll Trump gesagt haben: «Wer sind diese Menschen? Das sind nicht unsere Leute, diese Idioten mit den Kostümen. Die sehen aus wie Demokraten

Ein Autor schreibt, Trump habe gewirkt «wie ein Verrückter».

Als justiziabel könnte sich erweisen, dass Wolff Trumps Anwalt Rudy Giuliani als Mann beschreibt, der fortwährend schwer getrunken und sich in einem Zustand der Dauererregung befunden habe. Trump und Giuliani hätten sich noch im Januar gegenseitig in dem Irrglauben bestärkt, dass die Wahl längst nicht verloren sei.

Episoden dieser Art werden in den kommenden Wochen und Monaten regelmässig veröffentlicht werden. Im November erscheint das Buch «Betrayal» (Verrat) des Journalisten Jonathan Karl von ABC News. Auch er sprach lange mit Trump. Aus diesem Buch wurde vorab bekannt, wie Justizminister William Barr Trump erklärt habe, es gebe keine Beweise dafür, dass das Wahlergebnis durch Betrug beeinflusst wurde.

Hauptsache, man bleibt im Gespräch

«Wie zum Teufel konnten Sie mir das antun», soll Trump gesagt haben. «Weil es wahr ist», will Barr gesagt haben. Daraufhin soll Trump in der dritten Person von sich gesprochen haben: «Sie müssen Trump hassen», habe er mehrmals zu Barr gesagt. Ebenfalls in Karls Buch heisst es, Trump habe auf sein Umfeld in seinen letzten Tagen gewirkt «wie ein Verrückter».

In den meisten der Bücher dürfte Trump ähnlich schlecht wegkommen. Dass er dennoch so viele Interviews gegeben hat, könnte auch daran liegen, dass es ihm wichtiger ist, überhaupt im Gespräch zu bleiben.

Pelosi will Sturm auf Capitol untersuchen lassen

Dazu dürften allerdings auch ein paar andere, substanziellere Faktoren führen. Nancy Pelosi, die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses, hat zu Beginn der Woche angekündigt, dass sie einen Untersuchungsausschuss einsetzen wird, der sich mit den Vorfällen des 6. Januar beschäftigt. Ein Augenmerk dürfte dabei auf der Frage liegen, ob Trump selbst den Mob aufgestachelt hat.

Treue Anhänger: Trump wiederholte bei seinem Auftritt in Ohio seine Lüge, dass ihm die Wahl gestohlen worden sei, und er schimpfte auf Republikaner, die ihn bei dieser Lüge nicht unterstützen.

Ebenfalls für Gesprächsstoff dürften die New Yorker Ermittlungen gegen die Trump Organization wegen möglichen Steuerbetrugs sorgen. Am Montag trafen sich Trumps Anwälte erstmals mit den Staatsanwälten, um zu verhindern, dass eine strafrechtliche Anklage gegen Trumps Unternehmen erhoben wird. Dass sie einen Hinterzimmer-Deal erreichen, gilt als unwahrscheinlich, ist aber nicht ausgeschlossen.

Was passiert in Sarasota, Florida?

Trump hat sich von der Absage seines Auftritts am 4. Juli in Alabama nicht beirren lassen. Er tritt nun am 3. Juli auf, in Sarasota, Florida. An den Ort hat er gute Erinnerungen. Er ist dort zweimal, 2012 und 2015, zum «Sarasota-Staatsmann des Jahres» ernannt worden. Es war in Sarasota, wo er 2015 durchblicken liess, dass er den Weg ins Weisse Haus anstreben könnte, und als er im gleichen Jahr ein weiteres Mal in der Stadt auftrat, lief ein leibhaftiger Elefant durch die Strassen, auf dessen Körper in Grossbuchstaben gepinselt stand: «TRUMP – MAKE AMERICA GREAT AGAIN».

Die eine Frage hinter all seinem Tun lautet, ob er 2024 noch einmal antreten will. Zuletzt hiess es, Trump könnte sich diesbezüglich bald erklären. Sollte er das tatsächlich vorhaben, wäre Sarasota wohl ein passender Ort für eine Ankündigung, die mit einem Schlag sämtliche der geplanten Trump-Bücher noch vor deren Erscheinen alt aussehen liesse.

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