Gerüchte in RomTritt der Papst zurück?
Eine Reihe von Anzeichen befeuern die These, dass Franziskus von seinem Amt lässt – sehr bald schon.
Über Rom hängt ein Geflirre und Geschwirre: Tritt der Papst bald zurück? Nur Gerüchte, Gott bewahre! Aber da nun gleich mehrere «Vaticanisti» Spekulationen anstellen, lohnt ein Blick auf die Signale, die diese Experten des scheinbar Unergründlichen hinter den dicken Leoninischen Mauern des Vatikans anführen. Reiht man sie nämlich aneinander, was vielleicht völlig unziemlich ist, bekommt die These des Rücktritts eine gewisse innere Stringenz.
Zunächst sind da die drei Ks: Knie, Konsistorium, Kurienreform. Seit einiger Zeit sind Franziskus’ Schmerzen an den geschundenen Bändern des rechten Knies so stark, dass er kaum mehr gehen kann. Zu den Audienzen erscheint er im Rollstuhl. Eigentlich müsste er operiert werden, aber offenbar fürchtet er die Narkose. Im vergangenen Juli, als sie ihm 33 Zentimeter seines Dickdarms entfernt haben, weil er da Divertikel hatte, gab es Komplikationen mit der Anästhesie. Jorge Mario Bergoglio ist 85 Jahre alt.
Eine Ballung suspekter Termine Ende August
Dann das K von Konsistorium: So nennt man die Versammlung der Kardinäle. Vor einigen Tagen hat der Papst 21 neue Purpurträger ernannt, von denen 16 unter 80 Jahre alt sind und bei einem baldigen Konklave, bei der Papstwahl also, wahlberechtigt wären. Damit steigt die Anzahl der Wähler, die Franziskus befördert hat, auf 83 – von insgesamt 132. Man kann davon ausgehen, dass die dann einen Nachfolger wählen werden, der die Reformen des Argentiniers fortsetzen. Ins Amt kommen die neuen Kardinäle am 27. August, ein sehr unübliches Datum für ein Konsistorium.
Das dritte K steht für die neue Kurienverfassung, «Praedicate Evangelium». Sie trat nun an Pfingsten in Kraft. Als Franziskus sie vor ein paar Monaten ankündigte, kam sie für alle überraschend, obschon sie lange erwartet worden war. Hatte er es plötzlich eilig? Die Reform der Kurie, die Neusortierung der Ressorts, Frauen in Leitungsfunktionen der vatikanischen Regierung – das alles soll als politisches Testament seines Pontifikats bleiben. Aber damit nicht genug: Für die Tage unmittelbar nach dem Konsistorium lädt der Papst alle Kardinäle der Welt nach Rom ein. Es heisst, er wolle dann die neue Konstitution erklären. Nur das?
Und dann gibt es da noch ein weiteres Anzeichen, das vielleicht suggestivste von allen: Franziskus fährt am 28. August nach L’Aquila und nimmt dort in der Basilika Santa Maria di Collemaggio als erster Papst seit Menschengedenken an der «Festa della Perdonanza» teil – auf Deutsch «Coelestinische Vergebungsfeier». Eingeführt hatte sie Coelestin V., der in der Basilika bestattet liegt. Der Eremit war nur ein paar Monate lang Papst, im Jahr 1294 war das. Bekannt wurde er, weil er lange Zeit der Einzige war, der, erdrückt von der Last der Verantwortung, freiwillig zurücktrat – nämlich bis zur spektakulären Abdankung Benedikts XVI., 2013.
L’Aquila ist eineinhalb Fahrstunden entfernt von Rom, das dann gerade alle Kardinäle beherbergen wird, die alten und die neuen, in passender Anzahl. Es wäre alles bereit für ein Konklave. Nur Spekulation? Es gibt Stimmen, die zu bedenken geben, dass Franziskus noch viel vorhabe, auch Reisen in den Kongo, nach Kanada und Kasachstan. Andere sagen, er werde doch nicht zurücktreten, solange Benedikt noch lebe: Ein emeritierter Papst ist schon schwierig, geschweige denn zwei. Unterdessen flirrt und schwirrt Rom.
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