Schweres Unglück in Mexiko-CityBrücke stürzt ein, als U-Bahn darüber fährt
Der Zug wurde in zwei Teile zerrissen und hing anschliessend V-förmig über der Strasse. Über 20 Menschen starben, dutzende wurden verletzt. Offenbar war ein Stützbalken eingebrochen.
Beim Einsturz einer U-Bahnbrücke in Mexiko-Stadt sind mindestens 24 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt 79 Personen wurden bei dem Unglück im Südosten der Millionenmetropole verletzt ins Krankenhaus gebracht. 27 der Verletzten mussten auch mehr als zwölf Stunden später noch behandelt werden, wie die Chefin der Zivilschutzbehörde der Stadt, Myriam Urzúa, am Dienstag in einer Pressekonferenz mitteilte. Ihr zufolge waren 21 Opfer vor Ort gestorben, die übrigen drei erlagen in Kliniken ihren Verletzungen.
Zur Ursache des Unglücks sagte Sheinbaum: «Ein Stützbalken hat nachgegeben.» Es ereignete sich auf der Metro-Linie 12. «Was heute auf der Metro passiert ist, ist eine furchtbare Tragödie», twitterte Aussenminister Marcelo Ebrard. Er war beim Bau der U-Bahn-Linie Bürgermeister von Mexiko-Stadt gewesen.
Das Unglück ereignete sich am Montagabend auf der Linie 12 im Süden der mexikanischen Hauptstadt in der Nähe der Station Olivos. Von mexikanischen Medien veröffentlichte Bilder von Überwachungskameras zeigten, dass die Brücke einstürzte, als gerade eine Bahn darüber fuhr. Der U-Bahn-Zug wurde in zwei Teile zerrissen und hing anschliessend V-förmig über der Strasse.
«Die Stille war schrecklich»
«Wir haben alle geschrien und sind dann in die Tiefe gestürzt», zitierte die Zeitung «Reforma» die Überlebende Itzel Yolitzin García. «Es war schrecklich.» Die 26-jährige Mariana erzählte in einem von der Zeitung «Univeral» veröffentlichten Video: «Wir hörten nur ein lautes Donnern und das Licht ging aus. Wir sind alle übereinander gestürzt. Viele Menschen haben um Hilfe gerufen.»
Ein Augenzeuge schilderte dem Fernsehsender Televisa den Brückeneinsturz. Nachdem sich die dadurch ausgelöste Staubwolke gelegt habe, habe er sehen wollen, ob er helfen könne. «Die Stille war schrecklich», sagte der Mann. «Zwei Menschen kletterten aus den Trümmern. Die anderen sind immer noch verschüttet.»
Dutzende Feuerwehrleute und Rettungshelfer sowie Suchhunde waren am Unglücksort im Einsatz. Sie versuchten, Menschen aus Schutt, Kabeln und verbogenem Stahl zu befreien. Die vielen Verletzten wurden in verschiedene Krankenhäuser der mexikanischen Hauptstadt gebracht. Unter dem abgestürzten Zugteil war ein Auto begraben, aus dem sich ein Mensch befreien konnte.
«Ich habe auf mein Handy geschaut, als der Zug gebremst hat. Es hat sich so angefühlt, als würde man mich wegziehen. Ich bin auf die Leute gefallen und die Leute sind auf mich gefallen», sagte der 21-jährige Alejandro Porcayo im Fernsehsender Televisa.
«Danach habe ich mich aus der halboffenen Tür gelehnt und bin rausgesprungen.» Das Blut auf seinem Hemd stamme von einer Person, die bei dem Unglück die Hand verloren habe.
Am Unglücksort versammelten sich besorgte Menschen, die Angehörige in dem Zugwrack vermuteten. Polizisten versuchten, die Angehörigen sowie Medienvertreter auf Abstand zu halten. Efraín Juarez suchte nach seinem Sohn. «Meine Schwiegertochter rief uns an», sagte er der Nachrichtenagentur AFP. «Sie war mit ihm unterwegs und hat uns erzählt, dass die Konstruktion über ihm einstürzte.»
«Wir werden die ganze Wahrheit berichten»
José Martínez hatte hingegen grosses Glück, wie er Reportern erzählte. Weil er zu spät von der Arbeit los gekommen sei, habe er die Unglücks-Bahn verpasst. «Ich wurde durch etwa 15 Minuten gerettet», sagte er.
Die 1969 in Betrieb gegangene U-Bahn in Mexiko-Stadt hat zwölf Linien und befördert täglich rund 4,5 Millionen Menschen. Die Linie 12, auf der sich das Unglück ereignete, war erst am 30. Oktober 2012 vom damaligen Bürgermeister und heutigen mexikanischen Aussenminister Marcelo Ebrard eingeweiht worden.
Ebrard bot im Onlinedienst Twitter seine Zusammenarbeit bei der Untersuchung der Ursachen des Unglücks an, das er als «schreckliche Tragödie» bezeichnete. Bürgermeisterin Sheinbaum kündigte an, der bauliche Zustand der Linie 12 werde überprüft. Vorerst werde der Betrieb auf der Strecke eingestellt. «Wir werden die ganze Wahrheit berichten», schrieb Sheinbaum auf Twitter.
Pfeiler nach Erdbeben beschädigt
Anwohner Ricardo de la Torre sagte, er sei schon vor dem Unglück über den Zustand der Brücke besorgt gewesen. Die umliegenden Gebäude hätten immer gewackelt, wenn U-Bahnen dort hinüber gefahren seien. Am Unglücksort machten einige Menschen Ebrard für das Unglück verantwortlich. «Er soll herkommen, er soll herkommen und sehen, was er uns hinterlassen hat», rief eine Frau in Fernsehkameras.
Anwohner hatten Berichten zufolge bereits vor Jahren Schäden an Pfeilern entlang der Strecke der U-Bahnlinie 12 angeprangert. Nach dem schweren Erdbeben im September 2017 hätten Bürger sich gesorgt, das Bauwerk könne einstürzen, hiess es. Demnach waren nach dem Erdstoss der Stärke 7,1 unter anderem Risse aufgetreten. Es soll auch Vorwürfe der Korruption beim Bau der Strecke gegeben haben. Im Jahr 2014, nicht lange nach der Einweihung der Linie 12, war der Betrieb für Reparaturen monatelang unterbrochen worden.
Im Januar hatte es bei einem Brand in einem Kontrollzentrum der Hauptstadt-U-Bahn ein Todesopfer gegeben. 29 weitere erlitten Rauchvergiftungen. Im März 2020 war bei der Kollision zweier U-Bahnen in Mexiko-Stadt ebenfalls ein Mensch ums Leben gekommen. 41 weitere wurden verletzt, als Passagiere in Panik durch dichten Rauch liefen.
DPA/fal
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