Millionen Menschen in Mittel- und Nordamerika – von Mexiko bis Kanada – bewunderten am Montag eine totale Sonnenfinsternis am Himmel. Zumindest dort, wo das Wetter es zuliess.

Von Europa aus konnte das astronomische Spektakel nicht beobachtet werden. Lediglich am westlichen Rand des Kontinents – in Teilen Portugals, Spaniens, Irlands und Grossbritanniens sowie in Island – war eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen.

Die Sonnenfinsternis begann um 18:38 Uhr Schweizer Zeit über dem Pazifik: Kurz nach 20 Uhr traf der Mondschatten in Mexiko auf Land. Er tauchte die Westküste Mexikos um 11.07 Uhr Ortszeit (20.07 Uhr Schweizer Zeit) in totale Finsternis. Rund zwei Stunden später verschwand er in Neufundland wieder vom Festland.

«Eine totale Sonnenfinsternis kommt vor, wenn der Mond zwischen der Sonne und der Erde durchzieht und dabei die Sonne komplett verdeckt», heisst es von der US-Raumfahrtbehörde Nasa. «Der Himmel verdunkelt sich, als wäre es Morgengrauen oder Abenddämmerung.» Die Nasa nennt es auch ein «kosmisches Meisterwerk».

«Sonnenfinsternisse haben eine ganz besondere Kraft», sagte Nasa-Chef Bill Nelson bei einer Pressekonferenz. «Sie bewegen die Menschen und lassen sie einen tiefen Respekt für das Universum erfahren.»

Nächstes Ereignis in den USA erst 2044

Insgesamt sind solche Ereignisse gar nicht so selten. Etwa zwei bis fünf Sonnenfinsternisse gibt es weltweit jedes Jahr, darunter fallen allerdings auch partielle Sonnenfinsternisse. Dass die Sonne komplett verdeckt wird, kommt nur etwa alle ein bis zwei Jahre vor. Dies ist dann auch immer nur von einem kleinen Stück der Erde aus sichtbar. Im Durchschnitt kann man von einem bestimmten Ort der Erde aus nur etwa alle 375 Jahre eine totale Sonnenfinsternis erleben. 

Die letzte totale Sonnenfinsternis war von den USA aus 2017 zu sehen, von Mexiko aus 1991 und von Kanada aus 1979. Die nächste – nach der am 8. April – für die USA und Kanada ist erst wieder für 2044 angekündigt, für Mexiko für 2052.

In der Schweiz war zuletzt im August 1999 eine totale Sonnenfinsternis zu sehen, die nächste findet im September 2081 statt. Bis dahin gibt es nur noch wenige gute Möglichkeiten, ein solches Spektakel in relativer Nähe zu erleben. Im nördlichen Teil von Spanien gibt es am 12. August 2026 die nächste totale Sonnenfinsternis zu sehen, rund ein Jahr später auch ganz im Süden Spaniens.

Von Mexiko über 13 US-Bundesstaaten bis Kanada

Beginnend über dem Pazifik zog sich der Kernschatten über den Norden Mexikos, überquerte die USA über 13 Bundesstaaten von Texas schräg nordöstlich bis nach Maine und streifte schliesslich den Südosten Kanadas. Das Spektakel fand überwiegend am Nachmittag (Ortszeit) statt. In der Zone lagen Grossstädte wie Dallas, Indianapolis, Cleveland, Buffalo und Montreal, insgesamt leben dort mehr als 30 Millionen Menschen.

Die totale Finsternis dauerte je nach Ort zwischen 3 und 4,5 Minuten, die Verdunkelungsphase begann rund 1 Stunde und 15 Minuten davor. Vom Start in Mexiko bis zum Ende in Kanada dauerte es mehrere Stunden.

Seit Monaten planten Institutionen wie die Nasa und Astronomie-Fans in Mittel- und Nordamerika für den Tag der Sonnenfinsternis. An vielen Orten gab es Partys zum gemeinsamen Beobachten, bei denen auch kostenlos spezielle Brillen zum Schutz der Augen verteilt wurden.

Zahlreiche Schulen in Bezirken, von denen aus die totale Sonnenfinsternis beobachtet werden kann, hatten angekündigt, an diesem Tag zu schliessen. Zudem haben Millionen Menschen, die anderswo leben, Reisen gebucht. Hotels und Ferienwohnungen in den Gegenden mit totaler Sonnenfinsternis waren vielerorts ausgebucht, die Behörden warnten vor sehr hohem Verkehrsaufkommen. Es wird erwartet, dass der 8. April der geschäftigste Reisetag des Jahres wird.

Die Orte im Bereich der totalen Sonnenfinsternis haben sich seit Monaten auf den Tag vorbereitet. Geschäfte boten Anlässe und Spezial-Produkte wie Sonnenfinsternis-Bier an. Vielerorts reisten die Menschen schon am Freitag an und verbrachten gleich ein verlängertes Wochenende am ausgewählten Ort.

Medien verglichen den Event deshalb mit dem Sportereignis Super Bowl, es sei, als würden 50 dieser Anlässe gleichzeitig stattfinden. Es wird, je nach Wetter, ein Umsatz zwischen 1,5 und 6 Milliarden US-Dollar erwartet.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte sein tägliches Treffen mit dem Sicherheitskabinett ums sechs Uhr morgens und seine übliche Pressekonferenz in die nordwestliche Küstenstadt Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa verlegt – um sich danach eine spezielle Brille aufzusetzen und das Phänomen zu beobachten. «Das ist etwas, was man nicht jeden Tag sieht, und es ist wichtig für alle», sagte López Obrador. Als Kind habe er fasziniert einen Kometen beobachtet. Das vergesse man nie.

Auch viele Wissenschaftler sind vorbereitet. Das Ereignis sei eine «wunderbare Chance für wissenschaftliche Forschung», sagte Nasa-Chef Nelson. Die US-Raumfahrtbehörde beobachtet, nimmt auf und misst die Sonnenfinsternis unter anderem mit Flugzeugen, Ballons und Observatorien auf der Erde. Sogar die Raumfahrer auf der Internationalen Raumstation ISS können das Spektakel laut Nasa beobachten. 

DPA/anf/sme

Fehler gefunden?Jetzt melden.