Tiktok-Trend «Girl Math»Rechnen für Shopping-Opfer – Wie sich junge Frauen ihre Einkäufe schönreden
Bargeld zählt nicht, und alles unter fünf Franken ist sowieso gratis: Beim Trend «Girl Math» rechtfertigen Frauen mit einer abenteuerlichen Logik ihre Ausgaben. Witzig oder sexistisch?
Vermutlich hat sich jeder schon einmal einen unnötigen Kauf schöngeredet: eine Tasche, die gerade runtergesetzt ist und die man doch gut zur Arbeit tragen könnte. Oder einen Fitnesstracker, den man bestimmt jeden Tag beim Sport brauchen würde. Oft geht der Konsumrausch mit einem inneren Dialog einher, in dem wir unsere Ausgaben mit einer uns zurechtgelegten Logik rechtfertigen – und der uns im Nu jegliche Sparziele über Bord werfen lässt.
Ein neuer Trend treibt diese schlechte Gewohnheit jetzt auf die Spitze. Auf Tiktok erklären Frauen im Rahmen des Konzepts «Girl Math» – also so viel wie Mädchenmathematik –, was in ihrem Kopf vorgeht, wenn sie unnötige Dinge kaufen. «Wenn etwas unter fünf Dollar kostet, ist es sowieso gratis», sagt Nutzerin Samantha James. Ihr Video, in dem sie das Konzept erklärt, ging auf der Plattform viral.
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Eine andere Nutzerin findet: «Bargeld ist kein echtes Geld. Somit ist alles, was bar bezahlt wird, kostenlos.» Ein weiteres beliebtes Beispiel: Wenn etwas im Sale ist, spare man den heruntergesetzten Betrag – und könne diesen somit für etwas anderes ausgeben. Etwa für eine 400 Dollar teure Tasche. Wenn man diese aber jeden Tag benutze (also 400 geteilt durch 365), koste sie nur rund 1 Dollar pro Tag, rechnet eine Tiktokerin vor.
Männer können die Logik nicht nachvollziehen
Auf Tiktok findet das grossen Anklang – mittlerweile wurde der Hashtag «Girl Math» schon rund 480 Millionen Mal aufgerufen. In amüsanten Videos teilen Tausende Frauen, wie sie in der Vergangenheit die Realität verbogen haben, um einen Kauf zu rechtfertigen.
So ist laut Anhängerinnen des Trends ein Gang zum Coiffeur gratis, weil es «eine Investition in seine Zukunft» sei. Auch ein Konzert zu besuchen, sei im Grunde kostenlos, «weil man die Tickets ja schon Monate im Voraus gekauft habe».
Und was ist, wenn man an einem Tag gar kein Geld ausgegeben hat? «Dann verdoppelt sich mein Budget für den nächsten Tag», sagt eine Frau augenzwinkernd. Manche erklären die verdrehte Logik sogar ihren Männern oder Vätern, die darüber meist nur ungläubig den Kopf schütteln können – zur grossen Belustigung der Frauen.
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Befeuert «Girl Math» alte Klischees?
Doch nicht alle können über «Girl Math» lachen. Es werden Stimmen laut, wonach der Trend das jahrhundertealte Klischee bediene, dass Frauen schwach in Mathe seien – und daher nicht gut mit Geld umgehen könnten. Mit dem Trend würden also Rollenklischees verfestigt, die frauenfeindlich seien. Das Newsportal «Buzzfeed» schreibt sogar, dass der Trend «gefährlich für die Rente» sei.
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Tiktokerin Samantha James sieht das lockerer. «Girl Math ist eine lustige Logik. Es geht nicht um gute oder schlechte finanzielle Entscheidungen. Es soll unbeschwert sein», sagt sie zu «Buzzfeed». Das Konzept nehme uns die Scham, Geld auszugeben. «Wenn es dir Freude macht, ein neues Kleid zu kaufen, in dem du dich wohlfühlst, dann tu es!»
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